Kapitel 47 Alte Bekannte

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„Lang nicht mehr gesehen", meinte der Fremde, als er mich und Peter bemerkte.
Leicht musterte ich ihn.
Er hatte definitiv asiatischen Wurzeln und er sah mich genauso unverfroren an wie ich ihn.
Er war kleiner als Peter, was ihn wohl gefiel.
Zu der eigentlich ganz netten Sekretärin meinte er: „Danke für die nicht vorhandene Hilfe."

„Rau wie immer", sagte Peter und ich bemerkte das Schmunzeln auf seinen Lippen. „Wollen wir draußen sprechen", fragte unser Gegenüber. „Ich könnte gut eine Zigarette gebrauchen."

„Ich auch", erwiderte Peter. „Ähm, wir müssen doch noch auf Tilda warten", grätschte ich dazwischen.
Nun lagen beide Augenpaare auf mir. Schließlich meinte Peter: „Das können wir auch draußen. Nebenbei Jaro das ist Haru. Er ist ein ziemlich guter Freund."
Damit verließen wir auch schon die Praxis.

Während wir auf den Aufzug warteten, lachte Haru für mich eine Spur zu laut: „Ich werde jetzt also als Freund bezeichnet, liegt das eventuell an ihn?" Leicht verdrehte ich meine Augen.
Auf einmal sehnte ich mich klar nach Peters Mutter.

Dieser zog mich jedoch nur in den Aufzug hinein und legte großspurig seinen Arm um mich.
Nur noch genervt sah ich zu ihn, als er erklärte: „Ja, Jaro und ich sind Gefährten."
„Süß", kommentierte er kurz. „Wie habt ihr euch kennengelernt?"

Bevor Peter irgendwas sagen könnte, meinte ich: „Er hat mich angefahren und woher kennt ihr euch?"
Leicht lehnte ich mich an Peter, nur um im nächsten Moment wieder von ihn abzurücken, als die Aufzugstür auf ging.
Vor der Tür holte Haru eine Zigarettenpackung heraus. Nachdem er sich selbst eine angezündet hat, bot er uns oder eher Peter eine an.

Zu meiner Überraschung lehnte er jedoch kopfschüttelnd ab. Haru lehnte sie an die Backsteinwand. „Hast du aufgehört oder tust du es nur nicht vor ihn", fragte er grinsend.
„Ich rauche allgemein nicht mehr so viel", entgegnete Peter, das brachte mich sogar wirklich zum Lachen.
„Und irgendwie glaube ich es dir nicht", erwiderte Haru.

„Meine Gewohnheiten sind nicht das wichtigste und was wolltest du hier? Das letzte mal als wir uns gesehen haben, wolltest du nach Spanien", wollte Peter wissen.

Ein Teil von mir hoffte recht stark, dass Haru uns nun verkündet, dass er nur zu Besuch hier war und bald wieder nach Spanien verschwand.
Seine nächsten Wörter zerstörten jedoch die Hoffnungen.
„Ich habe hier noch etwas zu tun.
Du weißt schon Jägerzeugs, aber lieber nicht vor dem Kind.
Nicht, dass er noch Alpträume bekommt", meinte der andere dunkel Haarige.

Bevor ich darauf antworten könnte, fragte Peter: „Hat dieses Alptraummatriel was mit dem Besuch bei der Praxis zu tun?"

„Wie gesagt will ich nicht unbedingt darüber sprechen und was wolltet ihr", fragte er merklich desinteressiert. „Oh, nicht großes ich hatte in letzter Zeit ein paar schlechtere Tage, nichts Wichtiges", meinte Peter. „Jaro ist einfach nur Unterstützung." Verwundert sah ich zu meinem Mate. Immer noch angefressen von Harus Alptraumkommentar, öffnete ich selbst wieder meinen Mund.

„Keine Sorge, ich bekomme keine Alpträume und vor allem nicht von dir, aber leider haben wir keine Zeit mehr", entgegnete ich und legte all meine Betonung in das Wir.
Kurz sah mich Peter von der Seite an, aber bevor er etwas sagen könnte, meinte Haru schon mit einem seichten Lächeln: „Dann will ich euch nicht mehr aufhalten.
Wir schreiben."

„Klar", sagte Peter noch über die Schulter hinweg.
Nach ein paar Schritten sagte er auch etwas. Seufzend sah ich zu ihn, meine Lust mir ihn zu reden war dank Haru noch geringer als sonst.

Ich wollte mit niemandem reden, aber spätestens als wir in eine andere Straße abgebogen waren, überließ er mir darüber nicht mehr länger die Wahl. Wie angewurzelt blieb er nach der Häuserecke stehen.
„Also was sollte das, warst du etwa eifersüchtig?", ich bemerkte das verschmitzte Lächeln bei der Frage. War ich es?

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