Kapitel 66 Tot

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„Über was denkst du nach?"

Ich sah von meinem Müsli auf.

Heute hatte Amilia nichts dazu gesagt. Vielleicht lag es an den besorgten Blicken, die sie mir zu warf und welche heute sogar nicht an meine Zuckerzuführ lag.

Bevor ich die Chance erhielt zu antworten, kam Moritz gähnend in den Raum. Er sah uns alle an und meinte: „Warum seht ihr alle so verdammt deprimiert aus. Immerhin war ich derjenige, der die Nacht im Keller verbracht hatte."

Der Löffel fiel mir aus der Hand zurück in die Milch.

Kurz sah ich einfach nur die weißen Spritzer an, welche die Sojamilch auf der Tischdecke hinterlassen hatten. Mein Appetit schien komplett vergangen, stattdessen kamen Erinnerungen hervor von Wänden die näher kommen.

„Alles ist in Ordnung, Jaro."

Ich sah zu ihr. Ihr Lächeln wirkte absolut gezwungen und trotzdem begann sich eine tiefe Ruhe in mir auszubreiten.

Es war falsch rief ich mir ins Gedächtnis.

Dieser ganze Notbindung war Fake und trotzdem könnte ich es nicht verhindern sie breit anzugrinsen.

„Glaub mir, wenn ich dir sage, dass dein Abend mit am besten war", meinte Amilia nur.

„Aha, wo ist Peters Auto?", fragte er. „Ist er schon gegangen? Hängt ihr dieses Wochenende nicht zusammen und werft euch verliebte Bli-" „Moritz es reicht", unterbrach ihn Amilia.

Kurz sah er sie sehr verwirrt an, dann mich und schließlich seine Mutter. „Hier stimmt etwas gewaltig nicht, oder?" „Ich habe keinen Hunger mehr", murmelte ich. Ich wollte nicht über Peter reden oder mir darüber Gedanken machen, was ich angerichtet hatte.

Der Tag verging und auch am nächsten wollte ich noch nicht über es sprechen. Jeden Versuch von Kea mit mir ein Gespräch anzufangen, hatte ich abgeblockt.

Ich hatte nur das Bedürfnis mich endlich bei Sirena für mein nicht auftauchen zu entschuldigen.

Sie war dieses Mal wohl ziemlich sauer auf mich, ansonsten wäre sie schon von sich aus aufgetaucht, da war ich mir sicher.

Das einzelne was mich davon abhielt zu ihr zugehen, war dass das Vertrauen in mich verständlicherweise zu einem neuen Tiefpunkt gesunken war und ich außerhalb von Schule und Therapie nur Zuhause sein sollte.

Ich hatte das Gefühl eingesperrt zu sein, aber selbst nach Wochen hatte ich noch immer das Gefühl mich nicht beschweren zu wollen, da Amilia sicher irgendwie recht hatte.

Peter kam nicht mehr am Wochenende und ich rief ihn nicht an.

Er mich genauso wenig. Ich wusste zwar, dass ich es ruiniert hatte, aber irgendwas in mir hatte geglaubt das er immer zurück zu mir kommen wird.

Egal was für eine Katastrophe ich war... Könnte man als Dauerzustand auch einfach eine Katastrophe sein?

Ich schätzte es.

Wie sonst sollte man meine Existenz erklären.

Ich starrte gerade auf mein Handy, genauer gesagt auf den letzten dokumentierten Anruf von Peter und noch genauer auf das Datum, als ein anderes Feld auftauchte.

Für den Bruchteil einer naiven Sekunde hatte ich die Hoffnung auf Peter geheckt, aber es war nur Kea.

Ich wollte gerade auch diesen Anruf ablehnen, da überlegte ich es mir anders.

„Ich finde es gerade wirklich erstaunlich, dass du deinen depressiven Arsch wieder dazu bekommen hast mit mir zu reden."

„Sorry, es ist gerade nicht gut", murmelte ich und bezweifelte gleichzeitig das es jemals gut sein wird. „Ich habe mit Zeddie gesprochen", sagte sie.

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