Kapitel 40 Das Buch

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„Hi." „Hi, zurück. Was verschafft mir die Ehre, dass du noch mal mit mir redest?", fragte mich Jean grinsend. Unsicher trat ich ihn sein Zimmer.
In Vergleich zu meinen war es wirklich eingerichtet.
Statt der Standardbettwäsche des Heimes war sein Bett mit einer gelben bezogen, auch die Vorhänge hatte er gegen gelbe getauscht.
Auf seinen Schreibtisch stand eine orangefarbene Lavalampe und an den Wänden hingen einige Fotos, die meisten zeigten Landschaften, auf den wenigsten waren Gesichter zu sehen. „Es geht um Zeddie", brachte ich das Thema sofort auf dem Tisch.
„Was ist mit ihm?", fragte er. „Er hat dir doch nicht gedroht dich zu schlagen, oder?"

„Nein, dazu wäre er eh nicht fähig", platzte es aus mir heraus.
Während mich der Brünette bei unserer ersten Begegnung noch an meinem Vater erinnert hatte, hatte ich nun nicht mehr das Gefühl, dass er wirklich zu schlug.
Jean dagegen lachte über meine Worte auf. „Glaub mir er kann dich schlagen, wenn er will. Er hat seiner letzten Freundin so ein blaues Auge verpasst, dass sie drei Tage nicht in der Schule war. Willst du wissen was sie getan hat umso eine Reaktion verdient zu haben? Sie hat ihn angeblich nur gesagt, dass sie einen richtigen Mann will der es ihr besorgen kann.

Denkst du immer noch er ist einfach nur ein missverstandener Teenager mit Agressionsproblemen?
Vielleicht hört es sich komisch für dich an, aber in manchen von uns steckt einfach nur das böse drinnen", sagte er. Ich schlang meine Arme um mich.

Es kam mir vor als wäre die Zimmertemperatur rapide herabgefallen.
„Ähm, cool, schätze ich mal. Eigentlich hat er mich nur vorgeschickt um von dir diese Sache zurück zu holen, die anscheinend ihn gehört", ratterte ich alles relativ schnell herunter. Irgendwie war meine Lust mit ihn noch länger zu reden deutlich von Null in den negativen Bereich gewandert.

„Natürlich, ich habe es mir geliehen und echt vergessen es zurück zu geben", meinte er.
Kurz drehte er mir den Rücken zu und mir fiel an seinem Nacken eine hässliche Narbe auf.
Ich sagte aber nichts dazu.

In Zweifelsfalle musste ich dann nur noch länger mit ihn reden und genau darauf hatte ich nun keine Lust mehr. Als er sich wieder zu mir wandte hatte er in seiner Hand ein Buch.

Ich griff danach.
Ich lächelte gezwungen, als seine Finger es nicht losließen.
„Okay ich habe es", brachte ich über die Lippen, während ich mich deutlich unwohler fühlte.
Noch immer nicht schien es ihm nach loslassen zu sein, stattdessen bohrte sich sein Blick fast schon in mich.
„Pass einfach auf wem du vertraust", damit ließ er endlich das Buch los und ich stolperte ein paar Schritte zurück. Noch immer schien der Ausdruck in seinen Augen tot ernst zu sein.

„Okay, ich werde es mir merken", murmelte ich. Auf einmal musste ich wieder an Sirena denken. Ob sie recht hatte.
Amilia glaubte vielleicht nicht an Weissagungen, aber das heißt noch lange nicht, dass es auch keine gab.
Ich ging eilig aus seinem Zimmer und auf den Flur lief ich noch schneller zur Tür drei.
Vor der Tür blieb ich jedoch noch Mals neugierig stehen.
Ich sah zu dem Buche in meiner linken Hand. Ich zögerte nur kurz, dann schlug ich es auf.
Neugierig betrachtete ich ein Foto.
Es war ein Familienbild. Darauf waren zwei Frauen, ein Mann, er sah alt aus, wahrscheinlich eher der Großvater als der Vater und ein kleiner Junge, wohl Zeddie.

Als Kind war er noch relativ niedlich, jetzt würde ich mit ihn niemals dieses Wort in einen Zusammenhang bringen. Erst nach ein paar Sekunden begriff ich schließlich völlig was es war.
Ein Fotoalbum, aber warum hatte Jean an Zeddies Familie Interesse?
Ohne zu klopfen öffnete ich die Tür.
Eine leichte Röte legte sich in meine Wangen.
„Ich warte draußen", brachte ich über die Lippen. Gerade als ich mich zurückziehen wollte, hielt er mich auf. „Ist doch nicht so schlimm. Bleib hier", sagte er.

Seine Stimme war freundlicher als sonst, was wahrscheinlich nur an dem lag was ich mitgebracht hatte.
Kurz sah ich ihn noch mal an, dann zog er sich endlich ein T-Shirt über.
Ich fragte mich nur warum er nicht noch damit warten konnte sich umzuziehen.
Er hatte doch ziemlich genau gewusst, dass ich in den nächsten Minuten zu ihn wollen würde.

„Und hat dir gefallen, was du gesehen hast?", fragte er mich. „Ähm, was", verwirrt sah ich zu ihn, wohlgemerkt nun in die Augen. „Du hast zu einem gestarrt und zum anderen bist du doch Schwul", meinte er.
Prompt schüttelte ich meinen Kopf und fing an mich zu erklären: „Ich und Peter sind Freunde. Gute Freunde... Vielleicht beste Freunde."
„Dann muss der Typ arg auf dich stehen und du ihn arg in die Friendzone packen oder ihr habt eine seltsame Art von Freundschaft", meinte er.

„Äh, ja. Unsere Freundschaft ist seltsam. Seine Exfreundin wollte mich umbringen, also denke ich kaum, dass es ein anderes Wort für uns gibt", antwortete ich.
Zeddie schien zu überlegen.
„Also bist du nicht Schwul", fragte er. „Ähm, nein", erwiderte ich. „Okay", meinte er, „also Hetero." „Nein, einfach gar nicht", erwiderte ich. Zeddie verdrehte seine Augen: „So funktioniert das nicht, Neuer. Du bist immer etwas. Weißt du ich hatte mal zwei Mums und es war okay."

Er bedeutete mich zu setzen.
Ich zog mir seinen Schreibtischstuhl hervor, während er sich auf seinem Bett niederließ. Zeddies Zimmer war fast genauso leer, wie meins.
Anscheinend besaß keiner von uns beiden wirklichen persönliche Dinge. Kurz schwieg er.
Gerade als ich das Wort ergreifen wollte, weil er einfach nur stumm dasaß, dann gerade als ich ihn fragen wollte was es sollte, begann er zu sprechen: „Pass auf Neuer, dass was ich dir jetzt erzähle bleibt unter uns."

Ich nickte schlicht. Kurz breitete sich ein Schweigen zwischen uns aus, gerade als es drohte unangenehm zu werden, begann er zu sprechen: „Also ursprünglich war ich bei meiner normalen Familie.
Mama und Papa wie man es so kennt. Nur ist Papa abgehauen als ich drei war und Mama war Drogenabhängige.
Eine Nachbarin hat etwas bemerkt und ich fand mich mit fünf in einer Pflegefamilie wieder.
Es war meine erste richtige Familie."

Er schlug das Buch auf und blätterte darin ein paar Seiten nach hinten, als er schließlich zur gewünschten Seite kam hielt er inne. Er zeigte mir das Bild, welches ich schon davor gesehen habe und trotzdem fragte ich: „Wer ist das?"
„Meine ehemaligen Pflegemums.
Sie hießen Susanne und Nina.
Ich möchte sie.
Nur blieb ich nicht ewig in dieser Familie. Stattdessen sollte ich zurück zu meiner Mutter.
Sie hatte Auflagen vom Jugendamt bekommen und diese erfüllt, also dürfte sie mich zurücknehmen.
Eine Zeit lang lief es echt gut.

Dann war ihr neuer Freund wichtiger als ihr Sohn", meinte er und ich bemerkte wie bitter seine Stimme klang.
Kurz kehrte erneut eine Stille zwischen uns ein.
Sie ging auch erst wieder als ich begriff, dass es nun an mir war etwas zu sagen. „Warum erzählst du mir das", kam mir schließlich der Satz über die Lippen für den ich solange gebraucht habe.
Nur für einen Moment sah er mich ernst an, dann meinte er in seiner pampigen Art: „Denk mal darüber nach neuer."

Klar, es mir zu sagen, wäre auch zu einfach.

Was denkt ihr was Zeddie damit meint?
Vielleicht wollte er auch Random Jaro zu labern... It's possibleXD

However wir sehen uns beim nächsten Kapitel:)●

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