Kapitel 2 Alptraum

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Dunkelheit.
Sie umgab mich.
Schmierig legte sie sich auf meine Haut ab und wickelte mich ein.
Suchend ging mein Blick umher nach Licht, doch da war nichts.

Zitternd legte ich meinen Arm über Lilja.
Sie war noch da.
Ich hatte Angst gehabt, dass sie in der Dunkelheit verschwunden war.
Ich versuchte meine Augen zu schließen und wieder einzuschlafen, aber immer wieder kamen mir düstere Gedanken.
Meine Angst hielt mich wach, dabei wollte ich nur zu gern in eine andere Welt flüchten voller Träume. Stattdessen lauschte ich ob oben sich etwas tat, aber da waren keine Schritte, welche die Kellertreppe herunter gingen und uns hier herauslassen.

Hunger.
Ich hatte Hunger.
Wie lange war das Abendessen schon her?
Ich wusste es nicht mehr.
Noch näher kuschelte ich mich an meine kleine Schwester. Sie spendete immerhin etwas wärme.
Tatsächlich kam sie mir in Schlaf entgegen.
Ihr musste es genauso gehen.

Meine Lider wanderten doch nach unten und fast wäre ich erneut eingeschlafen, als nicht das Quietschen der Tür ertönte.
Schlagartig war ich wieder hellwacht und sah ihn ängstlich entgegen, auch Lilja ist von ihn wach geworden.

„Habt ihr eure Legion gelernt", fragte er mich und ich nickte schnell. In der Hoffnung, dass Lilja die Situation verstand und ebenfalls einfach stumm Nicken wurde.
Meine Hoffnungen blieben ohne Antwort. Erst leise dann immer lauter Weinte sie.
Ihr Schluchzen war für eine Weile das einzige Geräusch im Keller. Tausendfach prallte es von den Wänden ab, als wurden Tausend mit ihr weinen, doch war es so nicht.

Da war nur sie weinend, Vater wütend und ich stumm.
Niemand sprach Zuspruch aus oder dergleichen.
Ich nahm ihre kalte Hand und bettete, dass es sie beruhigen wurde, aber stattdessen brach sie nur in mehr Tränen heraus.

„Anscheinend nicht", sagte er und kam auf uns zu. Mit jeden Schritt pochte mein Herz lauter.
Schließlich stand er direkt vor uns. Meine Hand hielt die ihre nun so fest wie noch nie und immer noch ruhte dort in mir die Hoffnung sie wurde still werden.

Vielleicht würde es dann doch noch einmal seine Meinung umstimmen.
Es passierte, aber nicht.
Nur mein Herz schlug noch fester. Wäre es zerbrechlich,
wäre es sicherlich schon zerbrochen so schnell wie es schlug.

Es wurde noch mal schneller als er seine Hand nach Lilja ausstreckte.
Am liebsten würde ich nur weglaufen, aber es gab kein sicheren Platz oder Versteck vor ihn.
Zitternd erhob ich meine Stimme: „Es war ich... Ich habe die zerbrochen. Sie hat nichts geta..."

Ein grober Schlag ließ mich stoppen. Meine Wange brannte und Tränen begannen sich in meine Augen zu sammeln.
Er packte mich grob am Handgelenk und zog mich aus den Raum.
Ich wusste, was jetzt passierte.

Das gleiche wie immer, wenn er wütend war. Ich verrenkte meinen Kopf. Ich musste doch nach Lilja schauen.
Es war doch meine Aufgabe, als größer...

Schwer atmend wachte ich auf. Um mich herum war es noch finster, aber immerhin jagte sie mir keine Angst mehr ein.
Neben mir lag noch Lilja friedlich schlafen und um mich herum die Wölfe.
Sanft strich ich ihr die schwarze Haarsträhne aus den Gesicht. Manchmal fragte ich mich ob sie meine Träume teilte oder sich überhaupt noch an früher erinnerte.

Nur Halka hatte ihre Ohren aufgestellt und beobachtete mich.
Ich schob Lilja von mir und krabbelte zu der Wölfin.
„Keine Sorge mir gehts gut", flüsterte ich ihr zu. Ich bettete meinen Kopf auf ihren Fell und versuchte aufs neue Einzuschlafen, aber es gelang mir einfach nicht.

Meine Gedanken wanderten von den einen wunden Punkt zum anderen. Sogar Peters Gesicht mit seinen arroganten Grinsen tauchte auf.
Ich möchte ihn.
Wieder einmal kam ich auf diese Feststellung und wie immer schämte ich mich dafür.
Ich sollte ihn nicht mögen.
Ich sollte nicht einmal mit ihn sprechen.
Ich sollte ihn nicht einmal kennen.
Ich sollte ihn nicht mal...

Ein Geräusch.
Sofort stellten sich meine Ohren auf. Ein Knurren hatte sich aus meiner Kehle freigekämpft. Panisch blickte ich mich um bis meine Zähne zusammen. Scheiße.
Ich musste Lilja in Sicherheit bringen. Sie war wichtiger.
Ich könnte ihre Angst und Verwirrung riechen.

Ich war schon fast bei ihr und könnte sie in Sicherheit bringen als das Geräusch erneut ertönte und ich es dieses Mal klar, als Eule entziffern konnte.

Ich ging aus der Wolfhöhle heraus für diese Nacht war ich zu nichts mehr zu gebrauchen.
Interessiert folgte mir Halka.
Hunde und Wölfe waren gar nicht so unterschiedlich wie Menschen dachten. Sobald sie einen als Mitglied ihres Rudels akzeptiert hatten, passten sie stetig auf dieses Mitglied auf.

Ich wusste nicht wie glücklich ich mich schätzen dürfte in ihren Rudel damals aufgenommen zu sein.
Am Anfang war ich noch völlig verschreckt gewesen. Lilja hatte pausenlos geweint. Schließlich haben wir, aber eine Sache gemerkt, nämlich wie friedlich die Wölfe untereinander waren.

Es war wie eine intakte Familie gewesen, die es zu Hause nie gegeben hat. Leicht beugte ich mich hinab zu der grauen Wölfin, welche sich vor meinen Füßen niedergelassen hatte. „Danke, dass du meine Mum geworden bist", murmelte ich.
Obwohl sie kein einziges meiner Wörter verstand, wusste sie ihre Bedeutung mit Sicherheit.

Ich schätzte es an ihr und an den anderen, dass sie Gefühle besser deuten könnten, als es Menschen, Werwölfen oder was es da draußen sonst noch gab. Müde ließ ich mich neben meiner Ziehmutter nieder.

Einschlafen wollte ich, doch nicht mehr. Mir steckte der letzte Traum noch zu sehr in den Knochen.
Kurz fröstelte es mich.
Am Horizont ging die Sonne auf.
Ich hoffte, dass sie sich beeilte.
Mir war kalt.
Leicht sah ich zu Halka.

„Weißt du, dass ich dich um deinen Pelz beneide?", fragte ich sie. Natürlich bekam ich keine Antwort von ihr.
Stattdessen hörte ich Schritte. Ein Geruch stieg mir in die Nase.
Peter...

Ich stand auf und ging zu ihn, bevor er bei mir ein traf. Ich wollte nicht, dass er Halka sah. Ich fragte mich ohnehin, wie er jedes Mal den Geruch an mir und ebenfalls an Lilja ignorieren könnte. „Hey", begrüßte er mich grinsend, „Du bist wohl echt immer hier."

Ich zuckte meine Schultern: „Kann man wohl so sehen. Was willst du?"
„Ich sagte, doch schon. Ich lasse dir noch eine Chance noch mit zu kommen", er verschränkte seine Arme und seine Stimme klang rechtfertigend. Ich verschränkte meine Arme ebenfalls. „Die Antwort ist immer noch Nein. Ich kann hier nicht einfach weg und vor allem nicht wegen dir", meinte ich. „Gut" erwiderte er knapp, „Denk dran du verpasst die einmalige Chance dich meiner Familie vorzustellen. Hier die sind Lilja."

Er hielt mir eine ganze Packung Schokoriegel. „Du lässt dich zu leicht um den Finger wickeln", meinte ich, als ich sie entgegennahm.
Er grinste: „Du nicht."

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