_-6-_ Eindeutige Zeichen

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Mair hielt mir eine Hand hin und half mir hoch, wobei mein Ellenbogen protestierte. Mit schmerzverzogenem Gesicht hielt ich mir diesen und stellte die beiden zur Rede: „Was bitte sollte das gerade? Ihr könnt nicht einfach -." Mir fehlten die Worte.
Mair sah mich beschwichtigend an und griff nach meinem unverletzten Arm.

„Du hast gebrannt. Oder besser gesagt dein Arm hat gebrannt", erklärte sie nüchtern und gleichzeitig ungläubig.
Entsetzt starrte ich die beiden an, die mich allerdings eher mitleidig betrachteten. Ich konnte diesen Blick jetzt schon nicht mehr sehen. Es lies mich schwach und hilfsbedürftig fühlen. Aber das war ich nicht. Ich konnte auf mich selbst aufpassen.

Mair hob wortlos meinen Arm hoch und führte ihn vor meine Augen.
Mein Ärmel war stellenweise verkohlt und durchlöchert, als hätte er tatsächlich gebrannt.
„Wie – was, das ist ... das kann nicht sein", stammelte ich. „Ich habe nur Hitze gespürt und dann, dann ... wie geht das?"
Evelyn räusperte sich und trat näher an mich heran. „Ich würde mal behaupten, dass das wieder Mal der Beginn einer Verwandlung war, die sich aus irgendeinem Grund nicht vervollständigt hat. Nur dass es dieses Mal wesentlich stärker war als vorhin."
„Warte, das ist schonmal passiert?", fragte Mair anklagend. Sie hatte die Arme in die Hüften gestemmt.

Während Evelyn sie einweihte, starrte ich auf meinen Arm. Meine Haut hatte keinen Kratzer abbekommen. Als hätte das Feuer sie verschont.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Charles hinter dem Tor hervorkam. Er hatte sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten. Das war wahrscheinlich auch besser, denn anscheinend hatte auch er schon länger von all dem hier Bescheid gewusst und er brauchte schon einen verdammt guten Grund dafür, damit ich wieder mit ihm redete. Ich war gefährlich, und zwar nicht nur für mich, sondern auch für andere. Und mir diese Information dann vorzuenthalten war echt das Letzte.

„Und was bedeutet das jetzt?", unterbracht ich meine beiden Schwestern, die immer noch diskutierten. Eigentlich wollte ich die Antwort nicht hören, da ich sie kannte. Es war offensichtlich.
Mein Magen spielte verrückt, als Evelyn das aussprach, was ich dachte.
„Wir können hier nicht länger bleiben."

Eine Weile hing jeder seinen eigenen düsteren Gedanken nach, bis Charles die Initiative ergriff.
„Wir sollten sofort aufbrechen. Die einzige Möglichkeit, die uns bleibt ist den Eyre zu suchen. Und zu hoffen, dass wir ihn rechtzeitig finden." Seine Stimme klang heiser, allerdings mit einer solchen Festigkeit, dass ihm keiner widersprechen würde. Es kam mir beinahe wie ein absurder Traum vor, wenn Charles von den Fyren und Eyren sprach. Es passte einfach nicht in unsere Welt.
Aber vor allem würde ich niemals zulassen, dass Charles mitkam. Er sollte nicht auch noch in die ganze Sache mit hineingezogen werden.

„Nein!", erwiderte ich nachdrücklich. „Charles, du wirst nicht mitkommen. Das ist viel zu gefährlich."
Ich sah, wie er schmunzelte. Offenbar machte er sich über mich lustig.

„Seht es doch mal so: Ich bin der Einzige hier, der Erfahrung mit der Welt da draußen hat. Ich weiß, wie man Zelte aufbaut, sich verteidigt und notfalls auch Nahrung in der Dürre findet. Und ich kenne jemanden in Mytandial, der uns vielleicht helfen kann." Die ganze Zeit über redete er nicht wirklich mit mir, sondern sprach eher zu Mair und Evelyn. Er wusste ganz genau, dass ich ihm niemals recht geben würde. Auch wenn es stimmte. Wir drei hatten im Gegensatz zu ihm herzlich wenig Ahnung von dem Land um unser Königreich herum. Aber das hieß noch lange nicht, dass ich deswegen Charles in Gefahr bringen würde.

„Du wirst nicht mitkommen. Das kann ich einfach nicht zulassen und das weißt du auch. Wir werden schon auch alleine zurecht kommen." Mittlerweile hatte ich wieder so viel Energie gesammelt, dass ich ihm vehement widersprechen konnte und meine Worte nicht nur geflüstert waren.

Iced FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt