Im Endeffekt hatte tatsächlich Freyan die besten Ideen und aus einem Teil der Kutsche eine Trage gebaut, auf der wir ein Teil unserer Vorräte durch den Schnee schieben konnten. Zwar mussten wir einiges zurücklassen konnten aber immer noch mehr mitnehmen, wie als wenn wir versucht hätten alles zu tragen. Außerdem war uns unser Pferd Mahu auch eine Riesen Hilfe, was das Tragen betraf. Zumal Charles als Träger ja sowieso ausfiel. Auch wenn es mir nicht gefiel, aber Freyan hatte Ahnung von dem was er tat und mit ihm würden wir vielleicht auch wirklich bis Mytandial kommen, auch wenn der Weg jetzt deutlich länger dauern würde. Woran er ja eigentlich auch schuld war.
Evelyn war seit wir auf Freyan getroffen waren ungewöhnlich ruhig und hatte fast kein Wort mehr gesprochen, was mich beunruhigte. Zwar hatte ich mir immer gewünscht, dass es mit ihr mal so wäre, aber jetzt wo es so ist, ist es einfach nur unheimlich. Denn es passte ganz und gar nicht zu Evelyn. Aber ich wusste auch nicht, wie ich das ansprechen sollte, also lies ich es fürs erste bleiben.
Charles hielt sich überraschend wacker. Bis jetzt war an seiner Wunde auch noch keine Infektion erkennbar, wofür ich jeden Tag dankbar war. Denn das würde uns jetzt wirklich noch fehlen. Auch wenn er eigentlich der Fitteste von uns war, machten ihm die langen Gehstrecken am Tag zu schaffen. Es würde noch einige Zeit dauern, bis er wieder fit war.
Mair spielte in den letzten drei Tagen die Alleinunterhalterin unserer Gruppe. Da Evelyn sowieso nicht redete und ich keine wichtige Konversation vor Freyan betreiben wollte, wäre es ohne Mair sehr schweigsam. Aber sie redete beinahe die ganze Zeit über alles, was ihr einfiel. Einerseits nervte es mich manchmal, da ich gerne die Stille und Weite um uns herum genießen würde – denn weit und breit war sage und schreibe nichts als Schnee – aber andererseits machte sie die ganze Situation auch erträglicher. Dennoch konnte man ihr jeden Tag ansehen, dass sie sich fragte, ob es das wert war mit mir zu gehen. Ich konnte es ihr absolut nicht verübeln, denn mein schlechtes Gewissen meldete sich ebenso jeden Tag. Sie sind alle nur wegen mir mitgekommen. Wobei ich mir bei Evelyn nicht so sicher war. Irgendetwas führte sie im schilde, aber das werde ich wohl mit der Zeit herausfinden. Trotzdem. Ohne mich wäre das alles hier gar nicht passiert.
Uns allen hatten die letzten Tage zugesetzt. Schlafen war kaum möglich, vor allem für die anderen nicht, da ihnen die Kälte deutlich mehr ausmachte als mir. Dementsprechend kaputt und müde sahen wir auch alle aus. Ich hingegen konnte nicht schlafen, da nachts meine Gedanken nur um Lucian und die Fyren kreisten.
Nur Freyan schien vollkommen in seinem Element.Die letzten Tage war er mir ein Dorn im Auge. Wann auch immer ich versucht hatte ein Gespräch mit Charles zu führen und wir uns zurückfallen lassen haben, hatte ich das Gefühl, das er uns belauschte oder er tauchte auf einmal direkt neben uns auf. Er war irgendwie immer überall. Dieser Gedanke beängstigte mich um ehrlich zu sein sehr, aber ich versuchte ihn nicht zuzulassen. Denn vermutlich hätten wir ohne Freyan schon das ein oder andere Problem mehr. Dennoch. Mein ungutes Gefühl blieb.
Ich hatte mich seit dem letzten Mal nicht mehr verwandelt, weswegen jeder um mich herum sehr angespannt war. Vor allem Evelyn und Freyan hielten besonders großen Abstand von mir. Allgemein würde bei unserer derzeitigen Gemütslage ein falsches Wort wahrscheinlich ein Inferno verursachen, weswegen inzwischen selten jemand etwas sagte. Ich fragte mich, ob das gut oder schlecht war, dass ich mich so lange nicht mehr verwandelt hatte. Aber beantworten konnte die Frage keiner. Schließlich hatte keiner von uns wirklich Erfahrung mit Fyren, außer vielleicht Freyan, aber der gab sowieso keine Informationen preis.
Evelyn hatte tatsächlich einmal versucht ein Gespräch mit ihm zu führen. Allerdings hatte er ihr Vorhaben ganz schnell im Keim erstickt. Was sie damit bezwecken wollte, konnte ich sowieso nicht nachvollziehen. Aber sie war sowieso nicht sie selbst. Eigentlich keiner von uns. War ja auch kein Wunder in dieser Situation.
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Iced Fire
Fantasy"Es gibt da eine Sache, die wir dir nie erzählt haben. Als du geboren wurdest, warst du am Erfrieren. Das Feuer hat dich gerettet, doch jetzt fängt es an, dich zu töten." Saphira - dickköpfig und unabhängig - hat ihr Leben lang als Teil des Königsha...