Zwischen Charles und mir war eine bedrückende Stille entstanden. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, wie ich mich mit diesen neuen Informationen verhalten sollte. Veränderte es etwas für mich, dass es noch weitere Fyren gab? Eigentlich nicht. Veränderte es etwas für mich, dass es vielleicht möglich war, das Feuer zu kontrollieren? Ja, definitiv. Nur wie sollte ich das erlernen? Sofern es überhaupt klappen sollte.
Aber es gab eine Sache, die mir momentan mehr Sorgen als alles andere bereitete. Mit der Zeit werde ich es nicht vermeiden können, mich unkontrolliert zu verwandeln. Und ich fragte mich, was die Jyger dann mit mir machen würden. Momentan hielt die bloße Vorstellung von dem Klingeln das Feuer zurück. Aber das würde nicht ewig so anhalten. Ich spürte, wie es lauerte.
Ich schüttelte mich. Diese Situation war so verzwickt und ich hatte keine Ahnung, wie wir beide hier rauskommen sollten. Mich wunderte es ehrlich gesagt, dass Charles noch lebte. Was hatten sie für ihn für eine Verwendung? Warum sollten sie ihn hier festhalten?
Mir schwirrte der Kopf vor so vielen unbeantworteten Fragen.Seufzend lehnte ich mich gegen den Baum hinter mir, da so immerhin kein Druck auf der Kette um meinen Hals lastete. Erschöpft schloss ich die Augen.
Auf einmal kam mir eine Erinnerung in den Sinn von mir und Charles, als wir noch ganz klein waren, und ich musste lächeln.
„Erinnerst du dich noch daran, wie wir an diesem einen Tag verstecken gespielt haben und du aus Versehen Mellys Vase umgeworfen hattest, als du dich in ihrem Gemach versteckt hattest und sie so unglaublich sauer auf dich war? Und du hast dich bei ihr entschuldigt, obwohl wir uns beide nicht mehr einkriegen konnten vor Lachen, weil wir sie zum ersten Mal nicht fertig gemacht erwischt haben und sie aussah wie ein Geist?"Ohne Charles zu sehen, wusste ich, dass er ebenfalls schmunzelte. Das war wirklich ein seltener Anblick gewesen.
„Oder als wir die Pferde gestohlen haben und uns im Wald verirrt haben und danach alle deine Schwestern am Tor standen, als wir das Schloss wiedergefunden haben und Mair dich fast umgerannt hätte", fügte er hinzu.
Bei der Erwähnung ihres Namens wurde mir schwer ums Herz. Ich hatte keine Ahnung wo sie war oder mit wem sie war. Hoffentlich wurde sie nicht von den anderen beiden getrennt. Auch wenn ich Freyan nicht vertraute, er wusste immerhin, wie man in Niverland überlebte.
Bevor ich jedoch weiter an diesem Gedanken festhalten konnte, hörte ich schwere Schritte, die sich uns näherten. Als ich aufblickte, sah ich den Jyger vor mir, der mich angeschrien hatte. Bei seinem Anblick durchströmte mich der Hass und ich spürte, wie das Feuer sofort darauf anspring. Aber ich versuchte es mit aller Kraft zurückzuhalten. Ich schluckte und schloss meine Augen, konzentrierte mich ganz auf meine Atmung. Er hatte ein längliches, hölzernes Teil in der einen Hand und einen Stock in der anderen. Ich wettete, dass war das, was dieses Klingeln verursachte. Die Tatsache, dass er sich ohne das anscheinend nicht in meine Nähe traute, ließ mich schmunzeln. Sie hatten Angst vor mir, fühlten sich aber mit diesem Gerät überlegen. Und das waren sie auch. Wenn sie es allerdings nicht mehr hätten, dann hätten sie auch nichts gegen mich in der Hand.
Mit einem Mal schlug ich die Augen wieder auf und traf direkt auf die schwarzen Augen des Jygers. Auch wenn seine gesamte Statur und sein Auftreten es nicht verrieten, er hatte Angst vor mir.
„Aufstehen, Fyre", bellte er und einige Tropfen seines Speichels landeten auf meinem Gesicht. Ich widerstand dem Reflex sie abzuwischen und stand einfach nur auf.
Wenn ich keinen Widerstand zeigte, würden sie vielleicht leichtsinniger mit ihrem Gerät umgehen. Vielleicht ergäb sich dann eine Situation, in der ich es zerstören konnte. Allerdings musste ich dafür das Feuer ziemlich gezielt kontrollieren können. Und an diesem Punkt war ich noch lange nicht. Also musste ich erstmal abwarten.

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Iced Fire
Fantasía"Es gibt da eine Sache, die wir dir nie erzählt haben. Als du geboren wurdest, warst du am Erfrieren. Das Feuer hat dich gerettet, doch jetzt fängt es an, dich zu töten." Saphira - dickköpfig und unabhängig - hat ihr Leben lang als Teil des Königsha...