_-13-_ Komische Begegnungen

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Ich spürte, wie das Feuer durch meine Adern schoss und meinen ganzen Körper für sich einnahm. Mutig trat ich aus der Kutsche heraus. Ich fühlte mich mächtig.
Bevor die Flammen an die Oberfläche traten, entfernte ich mich von der Kutsche.

Meine Sicht verschwamm, das Feuer wütete in mir. Aber im Gegensatz zu den letzten Malen blieb es erstaunlich ruhig.
Ein surrendes Zischen neben meinem Ohr verriet mir, dass der Schütze erneut einen Pfeil auf mich geschossen hatte.

Mit einem Lächeln drehte ich mich in die Richtung, aus der der Pfeil kam. Jetzt schien auch das Feuer zu merken, dass es etwas zu jagen gab. Es flammte erneut auf, als wollte es seine Freude über die Aufgabe ausdrücken. Ich fühlte mich als hätte ich Fieber, aber ich war nicht schwach. Nein, im Gegenteil, ich war stark. So stark wie noch nie.

Ich bewegte mich langsam und vorsichtig auf die kleine Baumgruppe zu, hinter der ich den Schützen vermutete. Das Feuer trübte meinen Blick und sorgte dafür, dass ich mich nur auf die Bäume konzentrierte.

Eigentlich sollte ich Angst verspüren. Ich sollte spüren, wie die Panik meinen Nacken hinaufkroch, wie sie mich lähmte. Aber das Feuer beflügelte mich eher.

„Hör auf Fyre, oder ich muss dich umbringen."
Ich erstarrte mitten in meiner Bewegung. Was hatte da gerade jemand gerufen?

Das Feuer war mit einem Mal verschwunden. Ich stand, ohne eine Möglichkeit mich verteidigen zu können, auf einem offenen Feld. Meine Hände begannen zu zittern und der Schweiß auf meiner Haut, der sich durch das Feuer gebildet hatte, sorgte dafür, dass mein Kleid an mir klebte wie eine zweite Haut.

Ich wägte die Optionen ab. Wenn ich mich umdrehen und zurück zur Kutsche rennen würde, würde der Schütze mich mit ziemlicher Sicherheit erwischen. Wenn ich hier einfach nur so stehenbleiben würde, ohne irgendetwas zu tun, war ich mir nicht sicher, was der Schütze tun würde. Immerhin hatte er offensichtlich nicht vor, mich zu töten, es seid denn, ich rief das Feuer wieder. Aber was wollte er dann?

Ich verwarf die anderen beiden Optionen, schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter und rief: „Wer seid Ihr?" Ich biss mir auf die Lippe. Meine Stimme hätte nicht unsicherer klingen können. Der Schütze wusste jetzt definitiv, dass er mich in der Hand hatte.

Ein leises Lachen drang von links an mein Ohr.
„Wer wirkt denn da jetzt auf einmal so schüchtern, Fyre?" Das hämische Grinsen konnte ich beinahe sehen, so sehr troff seine Stimme vor Arroganz.

Links knackte ein Ast und ich riss meinen Kopf herum. Mein Herz pumpte schneller als normal.
Ein Mann, der nicht viel älter als Mair sein konnte, kam betont gelassen hinter einem der Bäume hervor.
Das war der Schütze?

Mit einem Mal verflog meine Angst und ich verschränkte die Arme vor der Brust.
Seine Statur war schmal, seine Arme wirkten nicht viel breiter als der Ast, den er soeben unter seinen Füßen zerbrochen hatte, und der Bogen wirkte viel zu groß für seinen eher schmächtigen, aber großen Körper. Seine beinahe schwarzen Haare waren so lang, dass sie ihm in die Stirn hingen. Es war ein Wunder, wie überhaupt so gut zielen konnte mit den Haaren, die ihm die Sicht versperrten.

„Ich habe gefragt, wer Ihr seid", wiederholte ich meine Frage mit fester Stimme. Der konnte mir jetzt keine Angst mehr machen. Er konnte zwar gut mit dem Bogen umgehen, aber er würde niemanden erschießen.
Aber er wusste, dass ich eine Fyre war, und das konnte mir noch ernsthafte Probleme bereiten. Dass er überhaupt etwas über die Fyren wusste, wunderte mich schon.

Als hätte er bemerkt, dass ich keine Angst mehr vor ihm hatte, packte er seinen Bogen fester und holte mit der anderen Hand einen Pfeil aus seinem Köcher. Diese Bewegungen führte er betont langsam aus, als wollte er, dass ich alles genau mitanschaute. Da ging es mir auf. Mom hatte in ihrem Brief von den Jygern geschrieben. Gehörte er zu ihnen? Aber dann hätte er mich doch schon längst erschossen, oder?

Iced FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt