Kapitel 12

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Ich bringe Tobias zur Schule.Schneller und früher als sonst haben wir das Haus verlassen,weil ich es verhindern wollte,dass er die Klamotten von der fremden Frau sieht.Er soll nichts davon mitbekommen.
"Tschüss großer!Nachher kommt dich Oli abholen." Er winkt mir noch zu und trottet in Richtung Gebäude.Auch ich gehe zur Schule.

Es klingelt.Ich packe kurz meine Sachen zusammen und will den Klassenraum verlassen. "Charlotte?Bleibst du mal kurz hier...?",fragt mein Mathe-und Klassenlehrer. Ich halte an und wende mich ihm zu. "Du hast dich verschlechtert,obwohl Mathe dir so gut liegt.Ist irgendetwas?Deine mündliche Mitarbeit war mal besser,aber deine schriftliche ist gleich geblieben." "Ich weiß auch nicht.Möchte einfach nichts falsch machen.",lüge ich und denke kurz an Papa. "Trau dich einfach beim nächsten Mal.Fehler sind dazu da,sie zu machen und daraus zu lernen.Und sollte dich etwas bedrücken,sprich bitte mit jemanden darüber." Ich nicke."Tschüss und schönen Tag noch.",verabschiede ich mich."Dir auch." Ich schlendere aus der Schule zu Oli.

Mein Finger drückt sich auf die Klingel."Euer Vater hat Tobias schon abbgeholt.Hat er das nicht gesagt?" Das sind Olis ersten Worte. Ich schüttel den Kopf."Trotzdem Danke." Und dann gehe ich heim.

Ich räume meinen Rucksack weg und finde Tobi in der Küche wie er sich ein Brot macht. "Na,wo ist denn Papa?" Er zuckt mit den Schultern und beginnt mit dem Essen.Ich habe überhaupt keinen Hunger.Anschließend helfe ich ihm bei seinen Hausaufgaben und mache auch meine. Um 21 Uhr schicke ich Tobi ins Bett,wo er auch recht schnell einschläft.

Leise betrete ich dich Küche.Papa steht am Kühlschrank. "Du...",weiter komme ich nicht. "Was ?Ich habe gerade keine Lust auf Vorwürfe.Reicht es nicht,dass ich ihn heute abgeholt habe?",sagt er leicht säuerlich. "Du hast seinen Geburtstag vergessen!Stattdessen vögelst du die nächst beste!Warum sagst du nicht,dass du keinen Bock auf uns hast?Warum gibst du uns dann nicht zur Adoption frei?Warum...",will ich weiter Fragen um mehr Antworten zu erhalten. "ES REICHT!",fährt er mich bedrohlich an.
"Es geht dich einen Scheißdreck an,was ich mache.Und was weißt du schon?Du brauchst hier nicht auf armes Schwein tun!"Er dreht sich um und stiert mich an. Ich senke meinen Blick. "Gerade noch große Klappe und jetzt ganz klein mit Hut!Das sind mir die richtigen" Er dreht meinen Arm auf den Rücken und soweit nach oben bis es schmerzt und ich mich bücke und im nächsten Moment kommt mir sein Knie von unten entgegen.Es wir kurz alles dämmrig um mich,ich sehe alles verschwommen und dann tropft es auch schon auf die Fliesen.Dann schubst er mich vor die Küchenschränke.Ich blicke also nun von unten zu ihm rauf und mein Herz rast.Er macht den Herd an und tritt mich immer wieder zu Boden bei jedem meiner Fluchtversuche.Ich schreie und weine.Dann packt er mich am Nacken und zieht mich hoch und hält meinen Kopf über die heiße Herdplatte,sodass ich die aufsteigende Wärme spüre. "Es tut mir Leid.Bitte bitte tu es nicht.",schluchze ich und zittere unaufhörlich.Plötzlich greift er meinen Arm und drückt in mit voller Wucht auf die rot leuchtende Platte. "Neeeeinn",schreie ich und in meiner Stimme schwingt so viel Angst,Schmerzen und Hilflosigkeit mit,dass es schon für mich herzzereisend ist. "Nie wieder will ich ein Wort von dir in meiner Gegenwart hören,haben wir uns da verstanden?"Ich nicke kaum merklich.Dann drückt er den Arm nochmals fester auf die Platte und mit einem letzten Tritt in die nächstgelegene Ecke lässt er von mir ab.

Zusammengekauert und zitternd sitze ich in der Ecke,habe den gesunden Arm über meinen Kopf gehalten und versuche meine Panik und Schmerzen  weg zu atmen.Was so semioptimal funktioniert.Ich weine bitterlich und kriege nicht einen klaren Gedanken gefasst,bis auf den,dass ich jetzt lieber Tot wäre als hier zu sitzen und das Leben deutlicher als sonst zu spüren. Wacklig richte ich mich auf und lehne mich gegen die Spüle und stelle kühles Wasser an. Dann halte ich meinen roten,mit Blasen verzierten Arm darunter.Hier und da sind welche kaputt und hängen als Hautfetzen herab. "Auhaaa",schrei ich leiser und schluchze mehr. Mit der Zeit merke ich wie mein Kreislauf abnimmt und ich setze mich wieder auf den Boden.

Kurze Zeit später klingt der Schwindel wieder ab und ich wickel ein kühles und feuchtes Handtuch um den Arm und wische mir auf dem Boden sitzend das Blut aus dem Gesicht und fühle meine Stirn an der eine saftige Platzwunde mein Gesicht verziert. Auf allen vieren krabbelnd suche ich im oben gelegenen  Bad ein Pflaster,was ich darauf klebe und lege mich dann ins Bett,aber immer darauf bedacht den Arm nicht zu berühren.Ich liege und spüre meine Erschöpfung zum ersten Mal.Vielleicht weil ich hier sicher bin.Hoffentlich hat Tobi das nicht mitbekommen,ist mein letzter Gedanke bevor ich in eine Dämmerwelt zwischen Schlafen und Bewusstlosigkeit drifte.

Stärke ist nicht angeboren!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt