Kapitel 24

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Heute ist es soweit.Heute werde ich wieder in den Alltag entlassen.Heute werde ich wieder in die Fänge meines Vaters geraten.Doch hätte ich es anders machen sollen?Hätte ich die Wahrheit sagen sollen?Was wäre dann?Hätte ich es übers Herz bringen können?Nein,er ist mein Vater,ein Teil meiner Eltern.Ich liebe ihn wie man seine Eltern halt liebt,egal was er macht.

Ich blicke aus dem Fenster und denke."Hallo Lotte.",sagt jemand.Erschrocken fahre ich rum. "Oh...Ähm.Hallo.",stottere ich."Worüber denkst du nach?",fragt der Arzt."Ich weiß nicht genau.Einfach über alles.Ich habe ein schlechtes Gewissen,wenn ich darüber nachdenke,dass es eigentlich gut ist,dass das Kind nicht mehr in mir groß wird.Schließlich ist es immerhin ein lebendiger Mensch gewesen.Ich habe einen Menschen umgebracht und bin noch nicht mal darüber traurig,weil es für mich gut ist.Es ist...",erzähle ich. "Fehlgeburten passieren.Das ist nunmal so.Und es ist völlig legitim so darüber zu denken,wenn man die Umstände bedenkt,kenne ich tatsächlich keine Frau,die das Kind behalten hat.Es gibt Ausnahmen,aber die sind selten.",beruhigt er mich.Ich lächel ihm schwach zu und drehe mich zurück zum Fenster.Er stellt sich neben mich. "Bedrückt dich sonst noch was?" Ich schüttel den Kopf."Legst du dich dann nochmal aufs Bett,damit ich nochmal deinen Arm und Bauch anschauen kann?",fragt er,obwohl es eher eine Feststellung ist.Ich gehorchen und er verbindet auch schon kurze Zeit später meinen gut heilenden Arm.Danach zieht er meinen Pulli hoch und auch hier stellt er nicht sonderliches fest. "Nun gut.Dein Vater wartet vor der Tür.Es ist alles so wie es sein sollte und du darfst auch wieder duschen.Die nächsten zwei Wochen bist du noch krank geschrieben für die Arbeit.Danach denke ich kannst du wieder langsam anfangen mit der Arbeit,aber du solltest vorerst nicht allzu schwer heben." Ich nicke.Zusammen gehen wir nach draußen."Gute Besserung und Tschüss",sagt er und geht.Wir verabschieden uns auch und verlassen das Krankenhaus.

Ich steige ins Auto und Papa lässt den Motor an und fährt los.Vor wenigen Wochen habe auch ich den Führerschein gemacht,aber Papa möchte erst,dass ich mit 18 fahre.Er hat auch immer wenig Zeit um mit mir zu fahren.Zu Hause gehe ich die Sachen ausräumen und duschen.Tobias wird sowieso gerade erst aus der Schule abgeholt.Somit habe ich Zeit.Anschließend koche ich etwas.

Nach dem Essen liege ich in der Hängematte und schaukel vor mich hin.Tobi tobt durch den Garten.Ich schließe die Augen und döse."Hey,wie geht's dir?",fragt mich jemand.Ich öffne ein Auge.Es ist Oli.Seine Kinder toben schon mit Tobias. "Hallo.Soweit gut.",antworte ich.Ich stütze mich auf meine Unterarme."Wusste gar nicht,dass ihr vorbei kommen wolltet..." "War spontan.Möchtest du nicht mal aus der Sonne kommen?Wir,also dein Vater und ich,wollten mit dir reden...Nicht nur darüber,sondern auch über Tobis Geburtstag.",sagt er und beobachtet die spielenden Kinder.Kurz verdunkelt sich mein Gesicht,aber dann gehe mit.

Wir reden lange über das angeblich geschehene,so eine Art Traumabewältigung oder Therapie.Wenn Oli wüsste...Danach über den Geburtstag meines Bruders.Die Männer planen einen Schwimmbadbesuch mit den anderen Kindern,die eingeladen sind.Auch ich stimme zu.Also planen wir noch einiges,bevor es dann in ein paar Wochen soweit ist.

Am Abend koche ich für alle noch und gemeinsam genießen wir den milden Abend auf der Terrasse.So lässt sich der Abend genießen.Doch Oli muss los,weil seine Frau es so möchte.Da weiß man ja wer die Hosen anhat..."Tschüss ihr drei!",rufe ich ihnen nach,während sie gehen."Ciao",kommt es von ihnen.Dann schließe ich die Tür."So,und du gehst jetzt auch ins Bett.Morgen ist Schule.",scheuche ich meinen Bruder ins Bett.Nach dem er aus dem Bad ist,gehe ich zu ihm und lese noch eine Gute-Nacht-Geschichte,wobei er auch einschläft.Ich drücke ihm einen Kuss aufs Haar."Gute Nacht,Großer.Mama wäre stolz auf dich.",flüstere ich und eine Träne kullert über meine Wange.
Ich gehe ins Wohnzimmer und lege mich aufs Sofa.Mit den Füßen zu Papa.Es läuft ein Action-Film,aber bei mir ist sowas von keine Action mehr,sodass ich einfach einschlafe.

Stärke ist nicht angeboren!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt