Kapitel 32

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"Bist du von allen guten Geistern verlassen?!!!!",ruft eine männliche Stimme.Erschrocken falle ich von der Liege und rappel mich so schnell es geht auf.Ich weiche zitternd vor Kälte und Angst einige Schritte zurück.Ich fange mal wieder an zu heulen.Außerdem weiß ich nicht,wo ich bin.Ich habe keine Orientierung und sinke dann auf die Knie und halte schützend die Hände über den Kopf."Bitte,bitte tu mir nichts",schluchze ich aufgelöst.Die Schritte kommen schnell näher."Hey Lotte,shhh...Ich bin es,Oli.Du brauchst keine Angst haben.Es tut mir so Leid.Das wollte ich nicht.",sagt er und zieht mich in den Stand und nimmt mich mit ins Haus.Ich beruhige mich etwas und lasse mich in der Küche auf dem Stuhl nieder.Der ältere Mann gibt mir eine trockene und warme Decke und ich wickle mich darin ein.Danach macht er sich einen Kaffee und mir stellt er eine Tasse Tee hin.Schließlich setzt er sich mir gegenüber.Ich halte die Tasse zwischen meinen Händen und starre hinein.Schade,die Zukunft kann ich leider darin nicht sehen...

"Es tut mir Leid.Ich wollte dich nicht so erschrecken.",beginnt er.Ich blicke auf und ihn an. "Schon gut.Kannst du ja nicht wissen,dass ich so reagiere."Ich zucke mit den Schultern und nippe an der Tasse,auch er trinkt."Ist es denn jetzt wärmer?" Ich nicke und lächel freundlich.Er ebenfalls.Danach kommen die kleinen Wirbelwinde zum Frühstück.Die drei werden gleich von Olis Frau zur Schule gebracht.Sie selbst fährt danach zur Arbeit und Oli macht sich jetzt schon auf.

Ich verabschiede mich von allen und schließe die Tür.Ich atme tief durch.Anschließend gehe ich in unser kleines Aushilfszimmer.Auf der Kommode steht ein Bild,dass uns als glückliche und erfüllte Familie zeigt.Aber was heißt schon Familie,keine Familie kann ohne Streit,Vergebung und Liebe bestehen.Die gibt es wohl überall.Manchmal mehr manchmal weniger.Mal das eine mehr,mal das andere.Ich starre das Bild an und fühle dann plötzlich nichts als Hass.Also packe ich es und schleudere es an die nächste Wand.Ich schreie meine Wut und Hass heraus und verwüste das ganze Zimmer.Vor Wut kochend gehe ich ins Bad um mich mit kalten Wasser ab zu kühlen.Ich atme abgehackt.Vor Schmerz und vor Wut.Ich spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht und schaue dann in den Spiegel.

Ich reagiere sofort uns schlage meine Faust direkt in mein gespiegeltes Gesicht.Blut rinnt zwischen meinen Knöcheln und ein leichtes brennen macht sich auch bemerkbar.Ich schaue nun auf die kreisrund gesprungene Spiegelfläche.Er ist genauso gebrochen und voller Schmerzen wie ich.Nur das er nicht dafür kann und ich schon.Ich habe es verdient.Von meiner Hand tropft Blut auf die Fließen und hinterlassen eine kleine Spur bis nach draußen,wo ich mich wieder unter die Decken verkrieche,sie Knie hochziehe bis es nicht mehr geht und leicht hin und her wippe.
Ich habe meine Familie zerstört.Ich habe alles kaputt gemacht.Tobi wird es nie verstehen warum und Papa wird es mir irgenwann bestimmt heimzahlen.Ich bin eine schlechte Tochter.Mama,ich kann verstehen,wenn du mich nicht mehr willst.Du kannst ruhig gehen,ich werde dir nicht böse sein.Das könnte ich niemals.Schließlich hast du mich groß gezogen,hast mir mein Leben und mein großes Herz geschenkt.Aber dieses Herz ist mir genommen worden.Zerstochen wie eine Dartscheibe und es blutet und tropft vor sich hin,aber allzu viel ist dirt nicht mehr.Es tut mir Leid,Mama.Ich habe versagt,dich enttäuscht und mein Versprechen gebrochen.Es tut mir Leid.

"Lotte?Lotte?Geht es dir gut?",fragt jemand.Verschlafen blinzel ich.Ich liege immer noch draußen.Vor mir hockt Robin und Oli.Ich nicke leicht und lege mich wieder zurück.Ich fühle mich gerade einfach nur leer.Schmerzen,die mir zeigen das ich lebe,aber mehr nicht.Die Männer reden wieder was,aber ich schließe die Augen und tue nichts.Gar nichts.Nicht reden,nicht gehen,nicht denken.Einfach nichts.

Ich werde hoch genommen und ich lege meinen Kopf an die Brust und wippe bei jedem Schritt leicht."Ich habe alles kaputt.....gemacht...",flüstere ich leise.Ich werde wieder abgelegt und eine mir bekannte,aber nicht vertraute Stimme ertönt."Nein,hast du nicht.Du hast alles tapfer überstanden,gekämpft bis zuletzt und deinen Bruder vor schlimmerem beschützt wie eine Löwin ihr Junges.Du bist verdammt stark und hast alles richtig gemacht.",sagt diese leise.Dieser jemand streicht mir übers Haar,deckt mich zu und ich döse wieder in meine Dämmerwelt ohne Aus- und Eingang weg.

Stärke ist nicht angeboren!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt