Kapitel 39

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Die Therapie schlägt laut den anderen ganz gut an,zumindest sagen sie mir ständig ich würde Fortschritte machen,aber ich bin davon noch nicht so überzeugt.Ab und an suchen mich die dunkelsten Träume,Gedanken und Gefühle auf.Ziehen meinen Körper und meinen Geist in ihren Bann,machen sich breit und kämpfen um die Überhand.Doch keiner sieht es.Lediglich mal schlechte Laune lässt darauf schließen,aber im Ganzen habe ich bis jetzt immer gewonnen.Seit mehreren Wochen darf ich jetzt auch wieder alleine ohne Aufpasser zu Hause sein,gehe wieder meiner Arbeit nach und verbringe auch regelmäßig Zeit mit Tobias.

Heute ist wieder einer meiner schlimmen Tage.Es ist Mutters Todestag,aber ich habe bis jetzt meinen Körper unter Kontrolle.Robin und ich sind seit einiger Zeit am Backen und lachen auch,aber er spürt die etwas bedrückte Stimmung.

Lachend lassen wir uns aufs Sofa sinken.Wir sehen uns an und lachen noch mehr.Nachdem wir uns einigermaßen beruhigt haben,macht er einen Film an und ich hole uns unseren Tee und jedem ein Stück des Rotweinkuchens.Zusammen sitzen wir stillschweigend nebeneinander.Ich schaue raus.Draußen scheint die Sonne und das Licht bricht sich in den an der Fensterscheibe hängenden Regentropfen.Freude und Leid vereint an einem Tag.Ich habe nie gedacht an diesem Tag jemals wieder zu lachen.Irgendwie fühlt es sich auch falsch an,aber.... "Woran denkst du gerade?",unterbricht der junge Mann meine Gedanken.Ich lächel ihn an."Alles gut.Nichts schlimmes,dass draußen eigentlich schönes Wetter ist.Nicht heiß,nicht kalt,nicht nass,nicht staubtrocken." Er nickt beruhigt.Ich seufze und konzentriere mich halbwegs auf den Film.

"Ich bin zur Arbeit!",ruft Robin aus dem Flur."Ja.Sei vorsichtig und ärger deine Kollegen nicht zu sehr!",rufe ich ihm zu.Er lacht laut auf und danach fällt auch schon die Tür mit einem klicken ins Schloss.Nun bin alleine.Den restlichen Kuchen hat er mit genommen,weil er letztens eine Wette verloren hat.
Ich sitze weiterhin auf dem Sofa und starre gebannt aus dem Fenster.Plötzlich springt Papas Gesicht vors Fenster und grinst mich gehässig an.Ich erschrecke mich fürchterlich und schreie kurz auf.Mein Atem geht flach,stoßweise und schnell.Ich schüttel meinen Kopf und schaue nochmal und er ist wieder weg.Verängstigt bleibe ich wie Stein sitzen und rühre mich keinen Zentimeter mehr.Nur mein Atem wird wieder ruhiger."Alles ist gut....Dir passiert nichts",versuche ich mir einzureden.

Um wieder klare Gedanken fassen zu können gehe ich unter die Dusche.Doch während das Wasser nur so auf mich herab prasselt,werden die Gedanken laut.Ich spüre die Berührungen meines Vaters auf meiner Haut,spüre wie er es tut.Ich halte meinen Kopf unters Wasser und schlagartig hole ich Luft,worauf ich direkt anfange zu Husten.Die Erinnerung wie Papa mich döppt,taucht lebhaft auf und ich zittere unkontrolliert und weine leise.

Ich stelle das Wasser aus und kauere mich in eine Ecke auf den Boden.Ich wippe leicht vor und zurück,spüre Vaters Schatten,der sich über mir ausbreitet.Dann treffen mich die ersten Worte,Beleidigungen,Vorwürfe,usw.
Ich weine,schluchze und gehe unter,kriege mich nicht mehr unter Kontrolle.So schlimm war es schon lange nicht mehr,aber was viel schlimmer ist,ist das dieses Mal niemand da ist,der mich retten könnte bevor ich in meinen Gedanken ertrinke.

Völlig verstört sitze ich die nächsten drei Stunden auf dem Sofa.Immer wieder vergewaltigt und missbraucht er mich in Gedanken,aber es ist echt.Zumindest für mich.Ich renne in mein Zimmer lege DEN Brief auf mein Bett und verlasse fluchtartig mit meinem Plan die Wohnung bevor er mich weiter beherrscht.

Ich renne zum Friedhof."Mama,ich komme.Warte bitte auf mich.Falls nicht,möchte ich dir nur sagen,dass ich in meiner Aufgabe versagt habe,es tut mir Leid.Ich hoffe du verzeihst mir.Ich liebe dich,damals,jetzt und bis in alle Ewigkeit.Danke,für alles." Ich gehe weiter.Mit einem Entschluss.Ich bin eine verdammt schlechte Tochter und große Schwester gewesen...

Stärke ist nicht angeboren!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt