Kapitel 3

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Ein Tritt vor meine Beine weckt mich."Mann,verpiss dich!" Schlaftrunken mache ich anstalten aufzustehen.Doch leider zu spät.Ein harter Tritt in die Seite lässt mich aufstöhnen und schneller machen.Als ich stehe,muss ich kurz die schwarzen Punkte vor meinen Augen verschwinden lassen bevor ich mich ins Badezimmer schleife.

Dort angekommen schaue ich kurz in den Spiegel.Mein Gesicht glänzt rot und an wenigen Stellen sind kleine Bläschen zu erkennen.Vorsichtig gehe ich mit einem kühlen Waschlappen über meine Haut.Danach ziehe ich mir andere Klamotten an.Draußen soll es heute sehr warm werden und Tobi und ich wollten schon seit längerem mal wieder zum See schwimmen.Natürlich ohne Papa,weil dieser 'zutun' hat.Was auch immer er macht,ich will es eigentlich gar nicht wissen.
Solange mein Bruder noch schläft packe ich eben einen Rucksack mit Handtüchern und etwas zu trinken sowie Sonnencreme damit keiner von uns Sonnenbrand erleidet,obwohl mein Gesicht schließlich schon so aussieht.Kurz darauf hüpft Tobias auch schon freudestrahlend durch die Gegend und frühstückt nebenbei.Unser Vater sieht ihn missbilligend an.Er hat heute und morgen frei.Heute Abend sollen ein paar seiner Kollegen zum Grillen kommen.Zum Glück,denn wenn sie da sind wird er mir wohl nichts tun.

Ich halte die kleine Hand fest in meiner während wir den Sandweg am See vorbei laufen.Hier und da sind einige Stellen schon belegt,aber etwas weiter hinten finden wir eine freie Stelle gesäumt von Weiden,deren Äste in der leichten,sommerlichen Brise wippen.Ich breite die Decke aus und setze mich darauf und der 5-Jährige springt vergnügt im Wasser herum oder baut aus Sand kleine Burgen.Mein Blick liegt auf ihm und ich muss lächeln.Einfach so.Es macht mich verdammt glücklich,dass er es sich nicht so zu Herzen nimmt was Papa mit mir anstellt und ich ihm trotz allem eine schöne Kindheit schenken kann.Noch zwei Wochen Ferien und dann wird auch er in die 1.Klasse kommen und auch ich werde in die letzte Runde starten,die 10.Klasse.Meine Bewerbungen zu einer Ausbildung als Tischlerin habe ich schon fertig und abgeschickt,sodass ich daran nicht denken muss."Hallo,macht es Euch etwas aus,wenn wir zu Euch hier an die Stelle kommen?",fragt eine junge Frau mit kurzen braunen Haaren und einem sehr netten Lächeln.Verwirrt schaute ich sie an,raffe mich zusammen und antworte:"Nein.Kein Problem hier ist Platz satt." "Danke!"
Hinter ihr stehen noch drei weitere Personen,die ich jedoch nicht weiter betrachte,sondern zu Tobi gehe,der mir unbedingt seine Burg zeigen möchte. "Lotte,Lotte schau mal!",ruft er ganz aufgeregt. "Ich lächel."Die ist aber schön." "Kommst du mit schwimmen?",fragt er zögerlich. Ich schaue zu den Personen neben uns.Ausgelassen lachen diese und die Männer tragen dann die Frau ins Wasser.Diese schreit nur laut als sie ins erfrischend kühle Wasser geschmissen wird. Ich seufze und schaue ihn an.Dann schüttel ich den Kopf. Ich komme allerdings bis übers Knie mit ins Wasser.Tobias schwimmt gut.Das hat er von unserer Mutter.

Zuhause angekommen mache ich mich ans Salate vorbereiten sowie Tisch decken und was halt sonst noch so anfällt.Papa schaut währenddessen Fern und Tobi spielt draußen im Garten.Um Punkt 18:00 Uhr schmeißt Papa den Grill an und auch ich habe alles an Essen auf den Tisch,der auf der Terrasse steht,gestellt und öffne nun die Tür für Paul und Robin."Hey,Lotte",kommt es von beiden. "Na ihr zwei.Kommt rein.Ihr wisst ja wo lang."Beide grinsen und gehen durchs Haus nach draußen.Kurz darauf treffen auch Hannah,Marc und Daniel ein.

Gemütlich essen wir zusammen.Annschließend spielen wir ein bisschen Karten.Doch an den Gesprächen beteilige ich mich kaum.Ich verstehe halt vieles nicht oder will es auch nicht.Gegen 21:00 Uhr bringe ich Tobias ins Bett und lese ihm noch eine kurze Geschichte vor,wobei er auch einschläft.Leise schalte ich das Licht aus und verschwinde aus dem Zimmer.Unten fange ich an die Salate in kleinere Schüsseln zu füllen,sodass diese besser in den Kühlschrank passen.Danach beginne ich mit spülen.Von draußen stößt immer wieder lautes Gelächter zu mir.Ich lächel traurig.
'Ein Tag fast so wie früher mit Mama',schießt es mir durch den Kopf. Doch das heiße Wasser an meinen Fingern errinert mich schmerzlich daran was er gestern mit mir gemacht hat. "Kann ich dir helfen?",fragt eine männliche Stimme hinter mir,die eindeutig nicht von meinem Vater stammt.Ich drehe mich um und schaue zu dem großen,blonden und gut gebauten Mann. "Danke,Robin.Brauchst du aber nicht.Das schaffe ich auch so.",beantworte ich seine Frage lächelnd. Doch dieser greift zu einem Handtuch und trocknet Teller für Teller ab. "Du bist so still.Ist alles in Ordnung?" Er mustert mich von der Seite. Ich nicke. "War ein anstrengender Tag und ich bin etwas müde.",lüge ich. "Achja.Ihr wart schwimmen.Hat euer Vater eben erzählt.Aber sag mal,was hast du im Gesicht gemacht?" Ich schaue ihn etwas skeptisch an. Dann senke ich den Blick."Ist eigentlich peinlich.Ich bin gestern beim Sonnenbaden eingeschlafen" Ich lache künstlich während Robin grinst. "Aha.Naja das hat sich aber gelohnt." Ich nicke,lasse das Wasser aus der Spüle und räume alles in die Schränke.

"Danke fürs helfen und Gute Nacht!",verabschiede ich mich von Robin,der der letzte ist der geht.Papa ist auf dem Stuhl draußen eingeschlafen. Robin schaut mich an und zieht mich dann in seine Arme. "Du bist verdammt stark,weißt du das?Aber ich weiß auch,dass du irgendetwas verheimlichst.Und irgendwie kann mir vorstellen,dass du deine Trauer vor deinem Vater und Bruder nicht zeigen möchtest,doch Schwäche zeigen ist vollkommen in Ordnung.Du bist schließlich ein Mensch,keine Maschine ohne Gefühle."Er drückt mich nochmal fest,lässt dann los und sagt:"Ciao.Wir sehen uns.Wenn was ist,du weißt ja wie du mich erreichst."Damit war er weg und ich gehe rein.
Ich lege Papa noch zwei Decken drüber damit er heute Nacht nicht frieren sollte und gehe ins Bad mich fertig machen.Mit einem Mal kommen mir Robins Worte in den Sinn und ich fange an zu heulen.'Mama,ich vermiss dich'.Dann raffe ich mich auf und bringe meinen bebenden Körper zur Ruhe.Dann gehe ich ins Bett und denke an diesen fast perfekten,aber dennoch gelungenen Tag zurück.

  Die Männer tragen die Frau ins Wasser,die schreit als sie ins Wasser fällt.Das haben Mama und Papa auch immer mit mir gemacht.Ihre glücklichen Gesichter an solchen Tagen werde ich wohl nich vergessen.Ob Papa jemals wieder zu dem Mann und Vater wird der er mal war?

Noch während ich nach einer Antwort suche schlafe ich ein.Innerlich hoffe ich jedoch,dass wenn ich am Morgen aufwache alles wieder so sein würde wie es mal war.



Ich wünsche allen ein Gesundes und Frohes neues Jahr!

Stärke ist nicht angeboren!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt