Kapitel 14

946 27 0
                                    

Das Wochende passiert nichts spannendes mehr.Ich schone meinen Arm,der wider erwartend gut heilt,wenn auch nur sehr langsam.Am Montag gehe ich wieder in die Schule und darf lediglich keinen Sport machen,aufgrund der Platzwunde an der Stirn.

Die Wochen ziehen ins Land und ich kriege immer mal wieder Kleinigkeiten ab,aber nichts besonderes.Ich stehe nun kurz vor meinen Abschlussprüfungen,die nächste Woche anfangen,aber ich schaffe es nicht zu lernen.

So wie heute.Es ist Sonntag und die erste Prüfung ist übermorgen.Ich liege im Bett. Tobias hüpft schon unten durch die Gegend und möchte beschäftigt werden. Heute vor einem Jahr starb Mama an ihrem Krebs Leiden.Ich seufze und schaue die Bilder an der Wand an. Ich stehe auf,dusche und gehe dann frühstücken.Wir essen schweigend.

'Schon war ein Jahr um.Die ersten Geburtstage ohne sie hinter uns.Ja auch ich hatte im September Geburtstag,aber keiner hat dran gedacht,Tobi,der nicht wissen konnte aisgeschlossen und auch Papas Freunde sowie Oli.Nun ist Mai,aber das macht nichts. In ca. 3 Monaten starte ich meine Lehre.'

"Was machen wir heute?",fragt mein kleiner Bruder heute noch quengeliger als sonst schon."Ich werde lernen und du müstest dich mal alleine beschäftigen.",sage ich."Aber das hab ich gestern doch auch schon." 'Gestern war es eine halbe Stunde,die er es geschafft hat bevor er mir den letzten Nerv geraubt hat und ich mit ihm raus bin.' "Dann heute mal etwas länger." Er geht tatsächlich in den Garten und tobt umher. Ich räume weg und setze mich an den Tisch mein Englischbuch mit den tollsten Aufgaben vor mir.
Ich vertiefe mich gerade als ich einen Schrei höre.Ich springe auf und laufe in den Garten. Mein kleiner Bruder kauert halb auf den Platten und halb auf dem Rasen.Er umschließt seinen linken Arm und heult und schreit. "Tobi?Was ist passiert?" Keine Antwort. Ich weiß mir nicht anders zu helfen und rufe den Notruf und öffne die und gehe erst dann zurück zu Tobias.Ich nehme meinen Bruder in den Arm und rede beruhigend auf ihn ein.

"Hallo?",ertönt es von innen. "Hier draußen im Garten",rufe ich und dann tauchten zwei grell angezogene Leute auf. Ich lasse die zwei arbeiten und stelle mich etwas beiseite.Dann tauchen noch zwei auf. Einer gesellt sich zu mir. "Wie heißt ihr denn und was ist denn überhaupt passiert?",fragt der Mann mit den kurzen dunklen Haaren. "Ich...bin Charlotte Lisser und das ist mein kleiner Bruder Tobias. Ich habe es nicht mitbekommen.Er sollte sich alleine beschäftigen,weil ich lernen wollte und dann hat er kurz geschrien .Letzlich habe ich ihn so vor gefunden,aber er redet nicht mit mir.",ratter ich runter. "Okay.Ich sage das mal eben dem Notarzt.Wir kümmern uns um deinen Bruder."
Kurz darauf wird er in den Rettungswagen verbracht.Ich folge und warte außerhalb.Dann kommt der Notarzt raus,ein junger Mann mit lockigem Haar. "Funke mein Name.Du bist die Schwester?" Ich nicke. "Ihm geht es soweit gut.Er hat sehr wahrscheinlich einen gebrochenen Arm,aber sonst nur oberflächige Kratzer.Hast du eure Eltern benachrichtigt?",fragt er. "Papa kommt sobald er Zeit hat.",sage ich. Und ja es stimmt sogar,er will nach dem Einsatz kommen,den er gerade erhalten hat. "Hat Tobi mit Ihnen geredet?Also gesagt,was passiert ist..."Er schüttelt den Kopf. "Aber er möchte mit dir reden.Aber erstmal nicht erschrecken,es sieht schlimmer aus als es ist und wenn ihm die Augen zu fallen sollten,kommt das von den Schmerzmitteln." Ich nicke und gemeinsam betreten wir den Rettungswagen.Vorsichtig stelle ich mich an die Seite und nehme seine Hand in der der Zugang liegt. "Hey,Großer.Was machst du denn für Sachen?",beginne ich zaghaft.Ich fühle mich unwohl,beobachtet. Er öffnet leicht die Augen. "Ich hab fangen gespielt...",sagt er. "Mit Mama..."Das letzte ist so leise,dass nur ich es verstehe. Ich lächel ihn traurig an."Es ist alles gut.",sage ich,streiche ihm übers Haar und gebe ihm dann einen Kuss darauf. "Du kannst vorne Platz nehmen.",sagt einer der Sanitäter. Ich schaue auf und setze mich dann nach vorne.Dieser setzt sich ans Steuer und fährt los.

Von hinten hört man ein leises Gespräch,aber ich starre nur aus dem Fenster. Der Sanitäter schaut mich nur ab und zu an. In der Klinik wartet Papa schon und geht mit Tobias mit.Ich setze mich in den Wartebereich und warte.Was  sonst?! Schon wieder nichts mit lernen.Scheiß einfach drauf.Was soll's?
Tobias hat also mit Mama fangen gespielt.Ob er gemerkt hat,was für ein Tag ist?Ich lehne mich zurück und schließe die Augen. Dann brauche ich frische Luft und schlendere vor der Notaufnahme auf und ab.Und atme die frühlingswarme Luft ein.

"Hey." Ich erschrecke und weiche ein paar Schritte zurück. "Hallo.",sage ich kühl. "Dein Bruder wird jetzt versorgt.Ihm geht ganz gut.Er wird wohl hier bleiben müssen.Es kann nämlich sein,dass sein Bruch verschoben ist.Deswegen ist er jetzt beim Röntgen.",erzählt der Fahrer von eben munter drauf los. "Danke!Auch an die anderen."Ich ringe mir ein Lächeln ab. "Das ist unser Job.Sollen wir uns mal kurz setzen?" Er deutet auf die Bank. Ich zucke mit den Schultern.Er setzt sich und ich schließlich daneben.

"Ist alles gut?Also bei dir und deinem Bruder?Also im allgemeinen?",fragt er doch ziemlich direkt.Ich nicke."Darf ich fragen,warum du dann vorhin im RTW so bleich geworden bist,als er dir gesagt hat,dass er Fangen gespielt hat? ",er mustert mich besorgt. Ich schlucke schwer.Und räuspere mich. "Lotte!Kommst du wir fahren nach Hause." Wortlos verlasse ich den Mann und gehe schnellen Schrittes zu Papas Wagen und steige ein.

Die Fahrt verläuft schweigsam. Zu Hause packe ich Tobias eine Tasche,weil er tatsächlich die nächste Woche im Krankenhaus bleiben muss.Diese fährt Papa ihm bringen und ich ringe eine Kleinigkeit in mich.Anschließend gehe ich ins Bett und weine mich in den Schlaf.

Mama,ich vermiss' dich und nun auch Tobi.

Stärke ist nicht angeboren!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt