Winterfrost

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James wurde langsam verrückt. Er drehte durch, verlor den Verstand. Und genau das machte ihn so anders für Loki. Er war fasziniert von der Art und Weise wie dieser Mensch zugrunde ging, als Opfer seines eigenen Verstandes, Gefangener seiner selbstzerstörerischen Gedanken. James Augen waren weit aufgerissen und er starrte mit großem Entsetzen auf irgendetwas hinter ihm, was nur in seinem Kopf real war. Sein gesamter Körper bebte, während er sich mit aller Macht gegen eine Wand drückte, um Abstand von den imaginären Bildern zu bekommen, die nur Hirngespinste seines eigenen Kopfes waren. „Mein armer, kleiner Mensch." Auf Lokis Gesicht erschien ein mitleidiger Ausdruck und er schüttelte leicht den Kopf. „Du halluzinierst wieder." James gehetzter, panischer Blick richtete sich auf ihn und ein Schauer lief über seinen Rücken. Er verstand nicht, was er für diese gebrochene Seele empfand. Loki schluckte, dann breitete er langsam seine Arme aus. „Komm her, Darling.", forderte er ihn leise auf. Sein Gegenüber blieb für einen Moment wo er war. Loki sah, dass er im Inneren mit sich rang und überlegte, ob er ebenso eine Halluzination war. Schließlich warf sich James in seine Arme und begann heftig, aber ohne jeden Ton, gegen seine Schulter zu schluchzen, während sich eine Arme verzweifelt nach Halt suchend um Lokis Mitte schlangen. Der Gott begann ihm sanft über den Rücken zu streichen. „Alles ist okay. Egal, was du siehst, es ist nicht echt." Er wusste, dass sich James einbildete, die Opfer zu sehen die er unter Hydras Kontrolle getötet hatte. In einem Zustand, ähnlich wie diesem jetzt, hatte er vor sich hin gebrabbelt, dass er sie sah, alle. Sie standen in dunklen Ecken und starrten ihn aus ihren toten Augen an. Und sie kamen näher. „Mach, dass es aufhört . . . ", murmelte James auf einmal gegen seine Brust, während sich seine Finger fest und verzweifelt in Lokis Oberteil krallten. „Was? Meinst du das ernst?" Sie hatten oft über Manipulation, Kontrolle und Gehirnwäsche gesprochen und wie es sich herausstellte, wusste James, dass Loki bereits andere seinem Willen unterworfen hatte. Und trotz dieser Tatsache hatte er sich danach nicht hasserfüllt oder ängstlich von ihm abgewandt – was der Gott erstaunlich fand. Vorsichtig legte er James die Hände auf die Schultern und schob ihn gerade so weit von sich weg, dass er sein Gesicht sehen konnte. James dunkle Haare hingen wie ein Vorhang davor und verdeckten das meiste, aber er erkannte die nassen Wangen. Loki strich ihm zärtlich ein paar Strähnen hinter das Ohr. „Ich dachte du sagst das nie. Du machst mich gerade sehr, sehr glücklich James.", murmelte er und beinahe zufriedenes Lächeln huschte über sein blasses Gesicht. James hatte sich seiner Meinung nach lange genug gequält. Loki hatte ihm vor einer Weile erklärt, dass er ihm helfen konnte, mit den Erinnerungen klar zu kommen. Alles was er dazu brauchte, war sein Zepter, und das hatte er glücklicherweise seit einiger Zeit wieder in seinem Besitz. Ein paar kleine Tricks hier und da und das gute Stück gehörte wieder ihm, es war beinahe zu einfach gewesen. Das einzige, was gefehlt hatte war James Einverständnis, denn irgendetwas in Loki hatte sich dagegen gesträubt ihn gegen seinen Willen zu kontrollieren. Aber jetzt? Der Gott streckte seine Hand aus und in einem Gold – grünen Schimmer erschien das Zepter zwischen seinen Fingern. Es war ein wunderbares Gefühl es endlich wieder in der Hand zu halten! Er warf einen Blick auf James, der die Szene mit einem ängstlichen Ausdruck in den Augen beobachtet hatte. „Es wird nicht wehtun, oder?", fragte er leise. Loki schüttelte den Kopf. „Ich kann dir nicht wehtun James. Du wirst nichts merken." Er platzierte die goldene Spitze des Zepters auf der Brust des Menschen, direkt über seinem Herzen. Langsam begann die Spitze, in einem blauen Licht zu strahlen. Ein blauer Schimmer nahm von James Körper Besitzt und verblasste dann wieder. Das einzige Anzeichen für Lokis Präsenz in seinem Geist war die unnatürlich blaue Farbe seiner Augen. „Siehst du. Du hast nichts gespürt." Loki lächelte und ließ das Zepter auf dem gleichen Weg verschwinden, wie er es erscheinen hatte lassen. Dann zog er James in einen innigen Kuss. 

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