Mad Queen

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„Hier drinnen liegt der Anfang deines Glücks." Tinkerbell zeigte mit einem zuversichtlichen Lächeln im Gesicht auf den hell erleuchteten Eingang eines Gebäudes. Regina nahm an, dass es entweder irgendein Pub oder ein Gasthaus sein musste. Jedenfalls sah es für sie nicht gerade einladend aus. „Bist du sicher?", fragte sie die Fee. „Feenglanz irrt sich nicht. Er ist da drin." Tinkerbell trat näher zur Tür und machte Anstalten, sie zu öffnen. „Kommst du?" „Ich brauche noch einen Moment.", murmelte Regina und drehte sich weg. Sie war sich nicht sicher, ob sie bereit dazu war. All das hier kam ihr so unwirklich vor, wie in einem Traum. Es war ihr irgendwie zu schnell gegangen. Und was war, wenn der Feenglanz sich doch irrte? Sie wollte sich nicht lächerlich machen und einfach irgendjemand fremden ansprechen, weil es ihr glitzernder Staub gesagt hatte. Und außerdem hatte doch auch jede Magie ihren Preis und selbst wenn die Fee behauptet hatte, diesen selbst zu zahlen - konnte sie überhaupt auf ihr Wort vertrauen? „Regina.", sagte Tinkerbell und hielt sie zurück. „Du bist nervös, das verstehe ich. Aber all der Schmerz der Vergangenheit kann genau das sein: vergangen. Wenn du da rein gehst, dann findest du dein neues Glück, deine neue Liebe. Und das ist genau das, was du brauchst, oder nicht? Versuche es doch wenigstens." Regina sah zu Boden. Würde es das richtige sein? Konnte sie Daniel das antun? Sie fühlte sich, als würde sie ihn verraten, wenn sie dort hineinging. Und außerdem: hatte sie es überhaupt verdient, jemals wieder glücklich zu sein? Tinkerbell schien zu sehen, wie sehr sie mit sich rang. „Komm schon. Das ist dein Neuanfang. Der Beginn deines Happy Ends!" Die Fee trat wieder zur Tür und blickte durch die gelbliche Scheibe. „Schau!", rief sie aufgeregt und deutete mit dem Finger in den Raum, „Da! Da ist er!" Regina schluckte, konnte aber ihre eigene Neugier nicht unterdrücken. Zögerlich trat sie neben die grüne Fee und schaute durch die Scheibe. „Welcher ist es?" Sie versuchte auszumachen, in welche Richtung genau der Finger ihrer Begleiterin zeigte. „Der mit der Löwentätowierung?" „Nein, nicht der.", erwiederte Tinkerbell. „Der mit dem Hut."

 Regina war nicht klar, dass sich ihre Wege irgendwann einmal erneut kreuzen würden. Sie war nicht in das Haus gegangen und hatte nicht ihre angebliche zweite Chance, ihren Seelenverwandten getroffen. Dafür hatte sie eine sehr naive Fee stark enttäuscht und dafür gesorgt, dass sie ihre Flügel verlor. Ehrlich gesagt interessierte Tinkerbells Schicksal sie mittlerweile herzlich wenig. Immerhin bekam sie Magie gelehrt, und das von dem Dunklen höchstpersönlich. Aber man konnte Tote mit Magie nicht wieder zum Leben erwecken. Und das bedeutete, dass Reginas Chance, jemals wieder glücklich zu werden gleich null war. Seit dem Abend, an dem sie mit Tinkerbell vor dem Gasthof gestanden und nie einen Fuß hinein gesetzt hatte, hatte sie nicht einen einzigen weiteren Gedanken mehr an ihren "vorbestimmten" Partner verschwendet. „Magie kann vieles Teuerste, aber Tote wieder lebendig, das kann sie nicht." Rumpelstilzchen grinste sie an und wanderte von ihr weg durch das Zimmer. „Das liegt außerhalb meiner Reichweite." „Ich dachte immer nichts liegt außerhalb deiner Reichweite?" Sie fuhr fast zeitgleich mit ihrem Lehrer herum und sah einen Mann, der plötzlich in einer Ecke des Zimmers stand. „Stör ich?" „Nein, nein. Wir sind hier sowie so gerade fertig." Rumpelstilzchen winkte ihn zu sich heran und bedeutete ihm, sein Anliegen vorzutragen. Regina wurde vollkommen ignoriert. Entrüstet blieb sie stehen wo sie war und beobachtete die beiden bei ihrem Gespräch. Sie würde dieses Thema eigentlich noch gern mit Rumpelstilzchen ausdiskutieren. „Hast du das, was ich wollte?", fragte der Dunkle. Sein Besucher zog eine Art Kristallkugel aus seiner Tasche. „Nicht ganz. Aber ich habe das hier." Er hielt ihm die Kugel hin. „Und die Schuhe?" „Nein, keine Chance. Sie wurden in ein anderes Land gebracht, eines ohne Magie.", entgegnete sein Gegenüber. Regina musterte ihn von ihrem Standort aus nachdenklich. Irgendwie hatte sie das Gefühl, ihn schon einmal gesehen zu haben. Nur flüchtig, aber sein Kleidungsstil kam ihr vage bekannt vor. Allerdings schien noch irgendetwas zu fehlen, ein kleines aber dennoch wichtiges Detail. Ihr würde schon noch einfallen, was genau das war. „Genau deswegen brauchte ich sie ja. Um in dieses Land zu kommen.", sagte Rumpelstilzchen. „Wer würde so etwas wollen?", fragte der andere Mann und zog fragend die Augenbrauen zusammen. „Das ist meine Angelegenheit." „Willst du den Ball jetzt oder nicht?" „Hmn, ja." Nach kurzem Zögern nahm Rumpelstilzchen ihm die Kugel aus der Hand. „Nimm dir was du brauchst.", damit ließ er von seinem Besucher ab und wandte sich wieder an Regina. „Und was dich an geht: wir sind hier fertig. Ich habe offensichtlich meine Zeit verschwendet." Er stolzierte mit seinem neuen Schatz davon und verschwand. Regina starrte ihm ungläubig hinterher. Das durfte doch nicht wahr sein! Wenn Magie nicht in der Lage war, Daniel wieder zurück zu ihr zu bringen, wie sollte sie dann jemals wieder ihr Glück finden? War sie vielleicht dazu verdammt, das einsame Leben zu führen, vor dem sie sich immer gefürchtet hatte? Ein lautes Räuspern hinter ihr ließ sie herumfahren. „Verzeihung, dass ich vielleicht ein bisschen gelauscht habe, aber du willst Tote wieder zum Leben erwecken?" Sie fand sich Rumpelstilzchens Besucher gegenüber. Er war fast einen Kopf größer als sie aber ungefähr ihr Alter. „Wenn du schon gelauscht hast, dann hast du sicherlich auch gehört, dass das nicht geht!", erwiederte sie verärgert. „Vielleicht ja doch." Seine Worte ließen sie aufhorchen. „Jefferson mein Name und ich bin ein Mann, der weit und viel reist. Und zufälligerweise habe ich von jemandem gehört, der genau zu dem in der Lage ist, was du willst. Ich kann dich zu ihm bringen. Und wenn er es nicht kann, dann kann es keiner." Regina war sprachlos. Sie öffnete den Mund und versuchte, Worte zu finden. Es war also doch möglich, Daniel ins Leben zurückzuholen? „Und was willst du dafür haben?" Es war der erstbeste Satz, der ihr einfiel. „Ach, ich bin da sehr bescheiden. Wie gesagt, ich reise sehr viel und habe mir auf meinem Weg vielleicht ein paar Feinde gemacht . . . Jedenfalls ist alles was ich brauche ein royaler Reisepass. Ich möchte mich frei in deinem Land bewegen können.", sagte Jefferson. „Und wie soll ich das bitte anstellen?" „Nun ja, du bist die Königin, oder nicht?" Regina nickte langsam. „In der Tat, das bin ich." „Gut, dann dürfte es kein Problem sein. Dann lass mich dir den Doktor vorstellen. Aber sei gewarnt: er ist nicht aus unserer Welt." Jefferson bedeutete ihr, etwas zurückzutreten. „Und wo treffen wir diesen Doktor?", fragte Regina. „In deinem Schloss? Das wäre doch ein guter Platz, solange deine Familie nicht da ist." Er grinste, als wusste er ganz genau, dass weder Snow White noch ihr Gemahl ihre Familie waren. „Und ganz der Gentleman, der ich bin, bringe ich dich sogar noch schnell dahin, bevor ich unseren guten Doktor hole." Regina sah ihn fragend an. „Wie genau? Es ist ein recht weiter Weg." Jefferson grinste sie an. „Ich habe da so meine Mittel." Damit zog er einen großen Hut hinter seinem Rücken hervor und schwenkte ihn vor ihrer Nase hin und her. Regina traf fast der Schlag. Das konnte doch unmöglich wahr sein! Jetzt wusste er, wieso er ihr so bekannt vorkam. „Wenn ich bitten darf, tritt einen Schritt zurück . . . wie war dein Name noch gleich?" Er schien ihren plötzlichen Stimmungswandel nicht bemerkt zu haben. Regina fing sich wieder. „Du weißt, dass ich die Königin bin und meinen Namen nicht?", fragte sie. Nie und nimmer konnte dieser Kerl ihr Seelenverwandter sein! Der Feenglanz musste sich einfach geirrt haben. Was Tinkerbell ihr damals erzählt hatte, war falsch. Es musste so sein. „Ich fürchte der ist mir tatsächlich entfallen.", meinte Jefferson mit einem Schulterzucken. „Regina.", antwortete sie und trat zurück, wie er es ihr gesagt hatte. „Nun denn Regina, pass auf: ehe du dich versiehst bist du in deinem Schlösschen." Jefferson warf seinen Hut, welcher sich zu drehen begann. Violetter Rauch begann, um sie beide herumzuwirbeln. „Ist das normal?", fragte Regina beunruhigt. „Völlig, keine Sorge!", antwortete Jefferson. Dann hielt er ihr seinen Arm hin. „Darf ich bitten Majestät?", fragte er und grinste. Regina legte zögerlich ihre Hand um seinen Arm. Dann sprangen sie, mitten in das Gewirbel aus Rauch und Magie, die der Hut erzeugt hatte. Damals hätte Regina niemals daran gedacht, dass dieser Sprung der erste Schritt zu ihrem eigenen Happy End sein würde. Feenglanz irrte sich nämlich doch nie.

~ Mir ist etwas, meiner Meinung nach interessantes, über Mad Queen aufgefallen und das muss ich loswerden - und eine eine kleine Spoilerwarnung aussprechen.

Wie der OUAT Canon es ja will, sind Regina und Robin Seelenverwandte. Aber Robin hat einige  Dinge mit Jefferson gemeinsam, wie mir vor kurzer Zeit bewusst geworden ist.  Zuerst einmal sind beide alleinerziehende Väter und da Regina nach dem Fluch ja auch äußerst kinderlieb ist, ist das natürlich ein Pluspunkt - außerdem ist Grace ein liebenswertes Kind, irgendwie.  Zweitens waren beide einmal Diebe. Robin hat von den Reichen gestohlen und es den Armen gegeben, was ihn trotzdem zu einem Dieb macht und Jefferson hat Dinge für Rumpelstilzchen besorgt. Dabei gehe ich davon aus, dass er sie sich einfach genommen hat, ohne eine Gegenleistung zu erbringen. Und drittens, sowie bei Robin als auch bei Jefferson ist die Mutter ihres Kindes, also ihre Ehefrau durch ihre Arbeit gestorben (wenn man davon mal absieht, was später in Staffel vier bezüglich Marien passiert).  Also alles in Allem könnte Jefferson genauso Reginas Seelenverwandter sein (all das hat mich nämlich zu diesem Os inspiriert), wenn man davon absieht, dass sie sich nicht gerade ähnlich sehen. Aber Jefferson hat zumindest von der Haarfarbe eine größere Ähnlichkeit mit Daniel als Robin - also ist Reginas Typ hoffentlich eher dunkelhaarig. Außerdem habe ich erst vor kurzer Zeit Staffel 1 Folge  17 erneut gesehen und die ist schließlich voll von Mad Queen Momenten. Ich erinnere mich nur zu gern an die Szene, wo beide im Hut, in dem Raum mit den vielen Türen sind. Und ich zitiere hier mal ungefähr Reginas Satz, der meine Mad Queen - Gefühle auf Level 100 gebracht hat: "Ich hatte vergessen, wie unglaublich du bist." Das muss doch was heißen! Außerdem hat sie auf seine Lippen geschaut, als sie das eine Mal in seiner Hütte aufgetaucht ist und das war nicht gerade unauffällig. Ich könnte mir vorstellen, dass Regina und Jefferson echt ein wunderbares Paar wären - und Grace und Henry verstehen sich schließlich auch, immer hin müssten sie ja in der gleichen Klasse gewesen sein. Also niemand kann mir erzählen, dass da nicht zumindest etwas zwischen den beiden war




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