Winterfrost

1K 51 9
                                    

Loki wollte James.
Jetzt.
Er hatte bereits vor ein paar Tagen angefangen, sich Sorgen um sich selbst zu machen, als er den Mensch ungewollt vor seinem inneren Auge ausgezogen hatte.
Dabei hatte er heute wenigstens ein T – Shirt an und war nicht oberkörperfrei. Viel eher sah James aus, als wäre er eben erst aufgestanden.
Als er Loki entdeckte, hob er die Hand. „Morgen."
Damit kam er ins Wohnzimmer und lies sich ihm gegenüber auf das Sofa fallen. Loki öffnete den Mund und wollte den Gruß erwidern, aber er brachte kein Wort heraus.
Warum war er so sprachlos?
Flink leckte er sich über die Lippen. „Morgen.", gelang es ihm dann doch noch.
James fuhr sich mit der Metallhand durch die Haare und gähnte.
„Ich bin vielleicht müde.", murmelte er und Loki ertappte sich beim Starren. „Ich hab gestern mit Steve telefoniert. Bis halb zwei! Aber es gab auch echt viel zu bereden. Über früher."
Er lehnte sich zurück und schloss für einen Moment die Augen.
Loki biss die Zähne fest zusammen.
Er war kurz davor durchzudrehen und es kostete ihn sehr viel Kraft, seinen Blick von James loszureißen.
Was zur Hölle war los mit ihm?!
„Ich glaub, ich brauch irgendwas zum Wachwerden.", damit stand sein Gegenüber wieder auf und machte sich daran, dass Zimmer zu verlassen.
„Wo willst du hin?!", fragte Loki, vielleicht etwas zu schnell.
Seine Stimme klang panisch, fast hysterisch.
„Küche.", sagte James plump und verschwand aus dem Raum.
Loki sprang auf und eilte ihm hinterher. Im Flur holte er ihn ein.
„Stopp James!"
Er packte sein Handgelenk und drehte ihn halb herum, ihre Gesichter jetzt nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt.
Er schluckte.
Von James Körper ging eine angenehme Wärme aus, nach der er plötzlich eine tiefe Sehnsucht verspürte.
Dieser Mensch machte ihn noch vollkommen verrückt.
„Loki?"
Sein Blick fixierte sich auf den Mund, der seinen Namen ausgesprochen hatte. James biss sich etwas auf die Unterlippe. Er war nervös.
Loki hob den Blick und sah ihm in die Augen.
Er sah ihn an, verwirrt, immer noch leicht schläfrig.
Und vielleicht auch etwas . . . abwartend?
Er war sich nicht sicher, ob er diesen Blick richtig deutete.
„Verdammt.", murmelte er.
Es war zu viel, er war James zu nah. Loki verlor die Kontrolle.
Er stieß ihn gegen die Wand und presste ihre Lippen aufeinander, als gäbe es kein Morgen.
Aggressiv.
Verlangend.
Seine Hände suchten sich einen Weg unter James T – Shirt.
Seine Haut fühlte sich so warm unter seinen kalten Fingerspitzen an.
Er brauchte mehr davon.
Mehr Wärme.
Loki wusste nicht, weshalb er dieses plötzliche Verlangen danach bekam, aber es interessierte ihn in diesem Moment auch nicht.
Er spürte, dass James den Kuss erwiederte.
Mehr Wärme.
Er schob sein Shirt nach oben und musste den Kontakt ihrer Lippen unterbrechen – aus Luftmangel.
„Zieh es aus.", murmelte er, schwer atmend.
James tat es.
Loki küsste ihn wieder, schlang die Arme fest um seinen Rücken und drückte seinen Körper an sich.
Seine Körperwärme drang durch seine Kleidung, aber er brauchte immer noch mehr.
James intensivierte den Kuss und Loki spürte seine Zunge in seinem Mund, seine Hände um seinen Nacken.
Er fühlte sich wie in einem Rausch und konnte nicht aufhören, seine Finger über James muskulösen Rücken gleiten zu lassen.
Er sehnte sich nach Nähe.
Erst, als James vor Schreck zusammenzuckte, stoppte Loki und nahm das Klingeln eines Handys wahr. „Das ist sicher Steve.", murmelte James entschuldigend und war im Begriff, sich loszumachen.
Die nervige Melodie des Klingeltons hallte durch den Flur.
Loki hielt ihn fest, die Hand auf seiner Brust.
Er spürte den kräftigen, menschlichen Herzschlag unter seinen Fingern.
„Du kannst jetzt nicht gehen!", sagte er, überrascht über den verzweifelten Klang seiner Stimme, und drückte ihn wieder gegen die Wand, „Ich brauche dich.
Jetzt. Lass es klingeln."
James schwieg solange, bis das Handy verstummte.
„Du denkst dir aus, wie ich Steve erklären soll, dass ich nicht zurückrufen konnte."
Loki grinste.
„Ich bin der Gott der Lügen. Was erwartest du?"
Statt zu antworten küsste James ihn und sein Herz begann in einem ungesunden Rhythmus zu schlagen.
Der Mensch machte ihn wirklich verrückt.

„Hey Stevie."
„Buck! Geht es dir gut? Warum bist du nicht ans Telefon gegangen?"
Steve klang besorgt.
James grinste.
„Mir geht es gut, wirklich. Ich war nur . . . zu beschäftigt um dranzugehen." Loki grinste.
Er saß hinter James auf dem Sofa, die Arme um ihn geschlungen.
„Zu beschäftigt?", fragte Steve durch die Leitung.
„Was ist passiert? Hat Loki was gemacht?!"
„Steve, ich bin mittlerweile über neunzig. Ich kann meine Angelegenheiten selbst klären."
James verdrehte leicht die Augen. „Entschuldige. Aber was war denn dann los? Ich mache mir doch nur Sorgen."
„Ich weiß. Äh, warte mal kurz!"
James legte die Hand auf den Lautsprecher des Handys und wandte sich zu Loki, der begonnen hatte, seinen Hals und Rücken zu küssen.
„Bist du nicht bald mal fertig? Ich sehe eh schon aus, als wäre ich verprügelt worden!"
Mit gespieltem Ärger in der Stimme deutete er auf die unzähligen dunklen Flecken auf seiner Haut.
Loki grinste und zog eine Augenbraue hoch.
„Ich sehe auch nicht besser aus."
James verdrehte erneut die Augen und hielt sich das Handy wieder ans Ohr. „Bist du noch dran?"
„Ja. Also, was ist passiert? Rück endlich mit der Sprache heraus.", sagte Steve ungeduldig.
James grinste in sich hinein.
„Du würdest mir das eh nicht glauben." 

OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt