12- Der Käfig

420 25 3
                                    



In ihrer Bewegung blieb Annie für einige Sekunden stehen, ehe sie ihre Jacke auf den Hacken hing und sich zu der schwarzhaarigen drehte. „Annie... bitte, sag mir das du nicht vor hast, Eren etwas anzutun" flehte Mikasa leise und doch Blondine blieb in ihrem Blick kalt und undurchschaubar. Leicht fasst sich die junge Ackerman an die Brust und bekommt leichte Tränen in den Augen, jedoch bevor sie etwas sagen kann, spricht ihre gegenüber „Hör auf zu flennen... verdammt Ackerman, du bist doch keine undichte Milchtüte" meint sie kühl und dreht ihren Kopf zur Kellertür „Es ist eine Lüge... eine Lüge, dass ich all dies nur für dich tun würde". Verwirrt sah die dunkelhaarige sie an, ehe Annie zur Kellertür ging und diese öffnete „Komm mit. Ich zeig dir etwas" meinte sie in einem neutralen Ton und läuft auch schon die Treppen hinab, ehe Mikasa ihre Hand an die Tür legt und zusah, wie die andere voranging. Mit einem schlucken folgte sie nun zögernd und sah sich, unten angekommen erst einmal um. Es roch nach Schimmel, Morsch und man sah auf dem Boden, sowie den Wänden angetrocknetes Blut. Mit verschränkten Armen sah Mikasa auf sie herab, da es nicht gerade warm hier unten war „Was hast du oben damit gemeint, dass du nicht nur alles für mich tust?", fragte sie und schüttelte ihren Kopf leicht, wobei ihr einige Haarsträhnen ins Gesicht fielen. Annie drehte sich zu ihr und strich ihr diese liebevoll aus dem Gesicht „Das ich es auch zugunsten meiner Wenigkeit tue. Sind wir doch mal ehrlich zueinander. Wir gleichen uns. Wir beide haben beschissene Eltern, beschissene Freunde... und wir töten. Wir töten die, die es verdienen und bestrafen die, die zu Schade für den Tod sind" wisperte sie, wobei Mikasa etwas blass wurde. Ist sie wie Annie? Sie hat jemanden umgebracht, die Polizei ist sozusagen hinter ihnen her und es dauert nicht lange, bis diese etwas herausfinden. Die beiden werden dann im Gefängnis landen und sich nie wieder sehen. Manchmal wünscht sie sich, dass sie normal wären, dass sie beide einfach nur normale Rivalinnen wären, die sich ineinander verlieben.

„Komm... ich zeige dir einen Dämonen, der mich ein Leben lang gequält hat" hauchte die Blondine und führte Mikasa nun an der Hand einen langen Flur entlang, bis man auf der rechten Seite einige Käfige sehen kann. Irritiert mustert die dunkelhaarige alles und wollte gerade etwas Fragen, bevor sie ihre silbernen Augen weitet, als sie eine Person in einem dieser Käfige entdeckte. Die Frau hat einen zugenähten Mund und reißt auch ihre Augen auf, als sie die beiden sah. Verzweifelt mit dumpfen Geräuschen klammerte sie sich an die Gitterstäbe und rückt sich dagegen, ehe ihr Tränen über die Wangen liefen. Annie sah diesem treiben eine ganze Weile unbekümmert zu, bevor sie gegen die Gitter, der Frau auf die Hand trat und ihren Fuß beibehielt. Windend versuchte diese ihre Hand wegzuziehen und gab winselnde stöhn laute von sich, ehe Mikasa Annie nun wegzog „Hör auf! Bitte... wer... wer zum Teufel ist das?", fragte sie leise und hielt Annie an den Schultern fest, da sie bemerkt, was für eine Wut Annie für diese Person übrig hat. Ihr Puls geht schnell, sie atmet mit offenem Mund und ihre hübschen blauen Augen zeugen von so viel Hass und Frustration „Das ist... meine schmutzige Mutter, dass Miststück, dass mich zur Welt gebracht hat" wisperte sie und musste wieder grinsen, woraufhin Mikasa sie loslässt und die Frau kurz musterte. Stimmt. Beim genauen betrachten, haben sie schon eine Gewisse Ähnlichkeit miteinander. Besonders die Haar und Augenfarbe, jedoch nicht die Nase. Sehr wahrscheinlich hat Annie diese von ihrem Vater geerbt. „Wieso hältst du sie denn hier unten gefangen?" fragte Ackerman leise und die Blondine zuckte mit den Schultern „Sie verdient es zu leiden" meinte sie einfach kalt und sah nochmal zu der Blonden Frau, welche sich in eine Ecke zurückzog. Annie fühlte sich in ihrer Anwesenheit einfach nur unwohl, ungeliebt, seitdem es sie gab und sie wollte die ältere verletzen, so wie sie sie verletzt hatte. Dieser Schaden blieb in ihrem Herzen und staute Hass auf die Menschheit an, der herausbrach, als sie das erste mal Blut schmeckte. All das Leid schien vorbei zu sein, sobald diese Personen aufhörten zu atmen. Annie drehte sich zu Mikasa, welche sie am Kragen näher zog und einfach küsste, ihre Hand auch gleich auf ihren Hintern legte. Ihre Mutter sollte sehen, wie missraten Annie war, wie verdorben und wie sie gegen die Natur spielt. Sie kam mit keinem Mann nachhause, nein, mit einer Frau und als sie den Kuss löste sah sie genau das, was sie sehen wollte. Schockiertheit. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren lief Annie wieder nach oben und hob die Hand, dass Mikasa ihr folgen sollte, was diese tat.

Ein wenig fühlte sich die schwarzhaarige nun doch benutzt, weshalb sie ein zischen von sich gab „Was hast du denn?", fragte Annie daraufhin, da sie sich nicht erklären konnte, wieso die andere so mies gelaunt aussah „Du küsst mich also nur, um deiner Mutter eins auszuwischen. Ich verstehe... du hälst mich auch nur gefangen, wie ein Vogel in einem goldenen Käfig... ich weiß, dass du mich irgendwann umbringen wirst, aber vorher benutzt du mich, so wie die anderen Menschen" sagte sie und biss sich auf die Unterlippe. Annie sah zu ihr, schwieg, ehe sie zur Haustür ging und diese öffnete „Dann geh. Geh zurück zu deinem Daddy. Versuch sein braves Mädchen zu sein! Ich hab dir Dinge gezeigt, die noch kein anderer gesehen hat! Aber wenn du meinst, ich benutze dich wie jeden anderen, dann verschwinde!". Doch Mikasa ging eher auf Annie zu und zog sie zu sich, um die kleinere leidenschaftlich zu küssen. Zwar hatte ihr Annie noch nicht auf die Frage geantwortet, ob sie Eren etwas antun will, aber viel mehr verletzte es sie zu wissen, dass sie benutzt wurde. Immer noch trug Mikasa die Hoffnung in sich, dass sie Annie ändern könnte, dass sie die Blonde dazubringen könnte, mit alldem aufzuhören, bevor es zu spät ist. Sie möchte nur ein einfaches Leben, gemeinsam mit Annie an ihrer Seite. Als der Kuss der beiden Lippen gelöst wurde, sahen sie sich eine Weile in die Augen, ehe Mikasa sie umarmte. Verdutzt schielte die Blonde schräg zu ihr herauf, konnte jedoch das Gesicht der schwarzhaarigen nicht erkennen „Ich weiß, dass du alles und jeden hasst, aber in dir steckt auch gutes Annie, dass fühle ich... Lass mich dich retten... bitte" wisperte sie, doch Annie schüttelte ihren Kopf „Das kann ich nicht... und das möchte ich auch nicht... Mikasa... bald ist meine Liste vollendet... es ist mein Lebensziel, lass es uns gemeinsam vollbringen". Wieder stiegen der dunkelhaarigen Tränen in die Augen, denn sie wollte nicht wieder töten, sie wollte nicht erneut Schuld an dem Tod eines Menschen sein, auch wenn dieser viel unrecht getan hatte. Selbstjustiz hat einen Grund, warum sie verboten war, jedoch sah Annie das anders. „Bitte... versprichst du mir etwas?", flüsterte die größere, woraufhin die kleinere nickend ihren Worten lauschte „Ich will, dass danach Schluss ist... Deine Liste... wir beenden sie und fahren fort. Ganz weit Weg, wo uns keiner kennt, wo wir neu Anfangen können... Lass uns unser Leben gemeinsam verbringen". Über diese Worte war Annie mehr als nur schockiert. Sie wusste ja, dass Mikasa Gefühle für sie hegte, aber so tiefe, dass sie über all dies hinweg sehen konnte? Ein schweres Schlucken entkam ihr, denn Annie war unklar, ob Mikasa es ehrlich meinte, besonders, nachdem Annie Eren umbringen würde, den letzten nach Gunther, welcher nun folgen würde.

Dennoch krallte sie sich an das Oberteil der Größeren und nickte „In Ordnung. So machen wir das".

Bloody Love [MikaAni] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt