10- Mieser Tag

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„Wer ist denn gestorben?", ist die erste Frage, welche Annie stellt, um erstmal so viele Informationen wie möglich zu sammeln „Ein Mann namens Eld Jin. Er war an eurer Schule, also dürfte er euch bekannt sein" meint Levi recht kalt. Wieso kommen sie gerade zu ihnen? Annie ist unsicher etwas zu Fragen oder zu tun, denn sie bewegen sich auf dünnem Eis und immerhin geht es hier auch um Mikasa, denn sie brachte Eld vollständig um. Vielleicht war es dumm, dieses Stück Scheiße in einem Container zu entsorgen, aber es war Tag und gemeinsam hätten die beiden Frauen ihn niemals weiter als ein paar Meter schleppen können. Das wäre unlogisch auf allen Ebenen gewesen. Schon ihre blutigen Werkzeuge aus der Stadt zur Mülldeponie zu bringen war ein Akt. „Wir würden euch gern befragen" führt Erwin nun das Gespräch fort, ehe die kleine Leonhardt nickt „Aber sicher. Kommen Sie doch rein" sagt sie gelassen und läuft voran, woraufhin Mikasa gleich folgt. Sofort bemerkt Annie, wie die schwarzhaarige an ihrem Oberteil zupft "Annie... Was?"

„Sei still. Lass mich reden und alles wird gut" flüstert sie ihr zu und richtet Mikasas Schal etwas, ehe sie hereingeht. Drinnen angekommen und im Wohnzimmer platziert, sehen die Parteien sich kurz still an. „Habt ihr nichts zu dem Tod eures Lehrers zu sagen? Es scheint euch ja nicht sonderlich nah zu gehen" meint Levi und lehnt sich zurück, ehe Annie mit den Schultern zuckt „Wir sind im Schock und so viel Kontakt hatten wir auch nicht mit ihm" antwortet sie ihm zügig, doch der Mann lässt nicht locker „Dabei war er doch ein sehr beliebter Vertrauenslehrer". Die Blondine sieht ihm tief in die Augen, ehe sie den Blick zu Mikasa wendet „Setz warmes Wasser auf und bring uns Tee. Du brauchst ihn für deine Halsschmerzen sonst werden deine Stimmbänder sich nie erholen" meint sie und die schwarzhaarige nickt einfach nur schweigend, bevor sie zügig aufsteht und in die Küche eilt. Verdammt sie muss sich beruhigen. Der Schweiß unter ihren Brüsten kann sie förmlich spüren und auch ihr pochendes Herz, da alles von jetzt auf gleich enden könnte, genau hier. Sie würde lebenslänglich im Gefängnis landen und Annie nie wieder sehen. Beide würden im Knast landen und auf ewig getrennte Wege gehen. Mit zittriger Hand schaltet sie den Wasserkocher an und fährt sich durch das Gesicht.

Unterdessen ist Annie alleine mit den beiden Männern „Sie kann nicht gut sprechen. Wir haben Karaoke gemacht im freien und da haben sich ihre Mandeln entzündet" erklärt Annie den beiden Polizisten, welche sich Notizen machen. Ob sie es schaffen könnte den beiden in einem Schwung die Kehle durchzuschneiden? Ihre Finger berühren schon die Klinge, welche sie immer für einen Notfall immer, versteckt an ihrem Oberschenkel, dabei hat. Aber zwei tote Bullen im Wohnzimmer? Nein, damit würde sie niemals durchkommen, das würde die Aufmerksamkeit noch mehr auf sie ziehen. „Wissen Sie, zwar war Herr Jin unser Vertrauenslehrer, aber er war kein sonderlich guter, deshalb trifft uns das wohl nicht so, wie es sollte. Wenn sie uns dafür verhaften wollen, dass wir nicht überaus traurig sind, nur weil ein schlechter Mensch von einem anderen schlechten umgebracht wurde, dann bitte. Die Strafe setze ich gern ab" meint sie ziemlich emotionslos und Erwin beugt sich etwas nach vorne „Was meinst du mit, er war kein guter Mensch?" fragt er nach und Annie überschlägt ihre Beine. Seufzend kratzt sie sich an der Wange „Es war allgemein bekannt, dass er Mädchen misshandelt hat, die zu ihm gekommen sind und nach Hilfe verlangt haben. Bekommen haben sie noch ein zusätzliches Problem. Das werden sie wahrscheinlich auch nur von mir hören, da die anderen zu Feige sind oder zu verstört, um es zuzugeben"

„Warst du eines der Mädchen, die er angeblich misshandelt hat?"

„Nein. Weil ich mich nie in seine Höhle locken ließ. Nicht jeder ist so misstrauisch, wie ich" meint sie etwas eitel, ehe Mikasa mit dem Tee wiederkommt und das Tablet abstellt. Zum Glück konnte sie von der Küche aus lauschen.

Levi nimmt sich gleich eine Tasse, sowie Erwin „Und deine Freundin?" fragt der schwarzhaarige und nun zuckt Mikasa zusammen, ehe sie sich neben Annie setzt. Verdammt. Wieso ist er nur so erpicht darauf was von Mikasa zu hören? „Auch wenn ihr das Sprechen schwerfällt, durch die beschissenen dicken Mandeln, wäre es von Vorteil, wenn sie sich auch äußert" meint er beinahe zynisch, ehe er nun von Mikasa einen bösen Blick erntet „Was wollen Sie denn hören? Dass er mich vergewaltigt hat, nachdem ich ihm erzählt habe, dass mein Vater mich jede Nacht missbraucht und das nicht immer vaginal, da er in seinem Suff nicht immer das richtige Loch fand? Wollen Sie hören, wie er voller Begeisterung sagte, dass ich einen geilen Arsch hab? Wollen Sie von mir wissen, wie er mich über die Lehne gebeugt hat und ohne Kondom in mich eingedrungen ist? Das ich es nicht schade finde, dass er Tod ist?" zischt sie nun mit erhobener Stimme. Annie merkt, dass Mikasa wütend ist, weshalb sie ihr die Hand auf den Mund legt, damit sie still ist „Wie Sie sehen, sind wir kein Fan von Herrn Jin gewesen, deshalb haben wir uns ferngehalten. Wir haben weder eine Ahnung wo er war, noch was er gemacht hat und wer noch einen Hass auf ihn hatte. Vielleicht wenden Sie sich an die Eltern der Schüler, die er angefasst hat. Vielleicht wollten sie sich im Namen ihrer Töchter rächen. Sowas gibt es" faucht die Blondine, ehe Erwin nun aufsteht. Die Tasse stellt er auf dem Tischt ab und nickt „Ich denke, dass wir genug gehört haben. Vielleicht kommen wir nochmal auf euch zurück, aber danke für die Auskünfte" sagt er und winkt Levi mit sich, welcher sich langsam erhebt und die beiden Teenager mustert. „Könnte ja auch sein, dass ihr ihn umgebracht habt" merkt Levi dann plötzlich an und Mikasa rutscht Augenblicklich das Herz in die Hose. Ihr Unterleib zieht sich zusammen und ihr schießen die Bilder in den Kopf von Eld. Wie er gewinselt hat, wie er sich in seinem eigenen Blut gequält hat und langsam unter ihren Fingern verreckt ist. „Klar. Als ob wir unsere Freiheit für so ein Dreckschwein aufs Spiel setzen. Vor allem wie sollen zwei kleine Mädchen diesen Kerl bitte umbringen? Ein Mann ist doch zwei Frauen überlegen" brummt Annie einfach sofort und gerade als Levi noch was sagen wird, bekommt er die Hand von Erwin auf die Schulter gelegt „Komm, lass gut sein" meint die Blonde und geht dann raus. Mit seinen graublauen Augen sieht Levi die zwei nochmal kurz an, bevor er Erwin folgt. Im Auto zischt er leicht „Scheiß Gören. Unhöflich wie noch was" brummt er und Erwin nickt, bevor er seinen Laptop aufklappt „Was treibst du jetzt schon wieder? Sag nicht, dass du Donuts bestellst"

„Aber nein. Nicht doch. Ich will nur etwas mehr über die beiden herausfinden. Gehen wir doch mal und befragen den Vater der schwarzhaarigen, was er zu den ganzen Vorwürfen zu sagen hat" meint der Blonde, woraufhin Levi nickt „Gut. Ich denke, dass die zwei uns noch viele Schwierigkeiten machen werden die beiden". Erwin seufzt daraufhin nur, bevor er losfährt.

Annie beobachtet hinter dem Vorhang, wie die beiden endlich wegfahren und schnaubt „Was sollte deine Eskalation?" fragt sie Mikasa kalt, welche schluckt „Eskalation? Was sollte deine Lüge über meinen Hals? Dass ich nicht reden kann?", fragt sie sofort, „Du hast dich verhalten wie eine Schuldige, dass darfst du nicht". Annies gelassene Stimme macht Mikasa gerade wahnsinnig, weshalb sie sich in die Haare krallt und ihr den Rücken zudreht „Wir sind schuldig! Ich bin schuldig Annie! Ich habe ihn umgebracht" meint sie noch leicht schockiert „Ich dachte, dass ich es vergessen kann, aber das stimmt nicht... Ich kann sein Gesicht nicht vergessen". Die Blondine nähert sich Mikasa und dreht sie zu sich „Schlechte Nachricht Ackerman. Es wird nie besser werden. Du wirst ihre Schreie hören, ihre Gesichter sehen, in jedem deiner Träume, aber du musst dir in einem klar werden. Er hat es verdient"

„Und wer gibt mir das Recht ihn hinzurichten?" will sie wissen, woraufhin sie von der kleineren eine Ohrfeige bekommt „Du hast das Recht bekommen, als er beschlossen hat, seinen Schwanz in dich zu stecken".

Schweigend hält die größere sich die Wange, ehe Annie an ihr vorbeigeht und die beiden Tassen nimmt, wo Levi und Erwin draus getrunken haben „Sie werden wiederkommen und bis dahin müssen wir mit der Liste fertig sein. Heute schnappen wir uns die vorletzte Person", sagt sie kalt, „Findest du das für eine so gute Idee? Gerade jetzt? Gerade heute, wo sie uns ausgefragt haben?" brummt Mikasa. Annie schweigt und bringt das Geschirr in die Küche, ehe sie ins Waschbecken sieht „Heute sind sie noch beschäftigt, also müssen wir es nutzen, bevor sie uns beobachten" meint sie und auch wenn Mikasa es für eine schlechte Idee hält, folgt sie ihr ins Schlafzimmer, wo sich die Blondine umzieht. Die Ackerman holt Luft, um was zu sagen, doch da wird ihr der Schal vom Hals gezogen und sie darf etwas lederartiges spüren. Leicht irritiert sieht sie zu Annie runter „Du bist immer noch mein Hündchen. Hör auf mich, vertrau mir, dann wird alles gut gehen und du landest nicht hinter Gitter. Wir gehen nun spielen" meint sie und packt einige Werkzeuge ein. Leicht fasst Mikasa sich an den Hals, ehe sie in den Spiegel sieht und ein Halsband erkennt, weshalb sie den Schal drüber zieht und der Blonden nach draußen folgt. „Wie ist der Plan?", fragt sie leise flüsternd, „Jetzt gehen wir erstmal wohin, wo viele Leute sind, dass sie uns sehen" sagt sie und grinst dann etwas böse „Und dann manipulieren wir ein Haus und spielen Simon Says darin... Du wirst alles tun, was ich dir sagen mein Hündchen, egal was. Diese Person wird langsam getötet, ganz langsam, ohne das wir dabei sind und somit wieder auf der hellen Seite sind".

Schweigend stimmt Mikasa einfach zu, ehe sie Annie zu einer kleinen Messe folgt. Die laute Musik und lachen der Menschen verunsichern die schwarzhaarige und sie kann keinen Gedankengängen mehr folgen. Aus diesem Grund stößt sie nun auch gegen jemand, der hinfällt und „Au!" ruft. Zuckend fängt sie sich gerade noch und reibt sich über die linke Brust, ehe sie die Augen weitet. „Oh man meine Zuckerwatte", jammert der blonde Junge und schaut auf, bevor er lächelt „Mikasa, hey"

„Armin..." flüstert sie und reicht ihm die Hand, dass er sich auf die Beine ziehen kann „Das ich dich hier sehe! In der Schule sieht man ja kaum was von dir, bist du derzeit krank?" fragt er neugierig und sie sieht zu der weiter weg stehenden Annie. Sie erinnert sich an das Halsband, an die Chance, auch wenn sie sich danach sehnt, sich jemandem anzuvertrauen „Ja. Ein wenig die Mandeln entzündet" sagt sie ruhig, ehe sich nun ein anderer Junge nähert und den Arm um Armin legt „Hey..." sagt er leise und Mikasa würde diese Saphir grünen Augen überall wiedererkennen. „Hallo Eren...", flüstert sie leise und starrt ihn an. 

Stimmt ja. Eren hatte sie Armin wegen verlassen. Das hatte sie schon wieder ausgeblendet, weil es so geschmerzt hat. Warum begegnet sie heute so vielen Menschen, die sie auf so vielen Ebenen verachtet und nie wieder sehen wollte? Nun gut, früher oder später hätte sie einen der beiden sowieso wieder in der Schule gesehen, wenn Annie sie wieder hinlässt.



Bloody Love [MikaAni] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt