6- Eine Chance

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[Bild- Pinterest]

(Hab es gestern noch geschrieben, dafür, dass ihr so lange warten musstest :) viel Spaß)

Mikasas Sicht:
Wir haben uns noch eine Weile angesehen, bevor wir beschlossen haben Eld in einem der Container zu entsorgen. Na ja besser gesagt, hab ich einfach mitgemacht, denn Annie musste nicht lange überlegen, wo sie den Leichnam entsorgen solle. Auch unsere Waffen, wie wir dazu verwendet hatten, verbrannten wir auf einem großen Schrottplatz, welcher am Ende der Seitenstraße lag. Dass uns keiner gesehen hat, war mehr Glück als Verstand, doch dazu sage ich nichts. „Wasch dich", sagte die kleine befehlend zu mir und fing an mit Wasser von einem See sich das Blut von den Haaren und dem Gesicht zu waschen. Zögernd mache ich es ihr gleich und wasche mir auch das Hosenbein, welches Blutverschmiert ist. Was genau passiert eigentlich gerade mit mir? Meine Hand zittert, als ich mich abwasche und als ich das rote Zeug darauf sehe, fühlen meine Augen sich wieder so heiß an, als würden mir gleich die Tränen kommen. Werde ich jetzt wie sie? Werde ich wie Annie? Ich hatte mir nie etwas sehnlicher gewünscht als mit ihr Zeit zu verbringen, an ihrer Seite zu sein und die Zeit mit ihr zu genießen, aber doch nicht so! Meine Fantasien daran waren romantischer, bedeutender und privater. Aber anstelle vor ihrem Kamin zu sitzen, suchen wir die Opfer auf ihrer kleinen Liste, um sie zu bestrafen. Kann man das überhaupt bestrafen nennen? Er war immer noch ein Mensch, wenn auch ein schlechter. Hatten wir überhaupt das Recht, ihm das Leben zu nehmen? „Mikasa. Beeil dich" reißt mich ihre Stimme aus den Gedanken und ohne Widerworte wasche ich mir noch die Hände, bevor ich mich erhebe. Das was sie sagte, dass sie mich hört und sieht, hatte sie das ernst gemeint? Ich glaube schon, denn sie kam zu mir, sie hat mich beschützt und abgewartet, ob ich mich wehren kann. Wieso tut sie das? Irgendwann werde ich doch sowieso die sein, die unter ihr liegt und sterben, da sie mir ein Messer in die Brust rammen wird. Mir fällt kein Grund ein, warum sie mich leben lassen sollte. Meine Hoffnung, dass sie mich liebt, schwindet immer mehr, obwohl sie sich von mir küssen lässt. So viele Fragen, die meinen Kopf verwirren und keinerlei Antworten von ihr, doch heute werde ich es noch Wagen und sie darauf ansprechen. Zuckend weite ich meine Augen, als mich ihre Hand packt und ihre zierlich kalten Finger um mein Handgelenk schlingen „Ich hab noch was vor, also komm endlich" meint sie in einem düsteren Ton und zieht mich hinter sich her. Etwas abwesend folge ich ihr und mitten im Weg, platzt es einfach aus mir raus „Wirst du... Mich eines Tages auch umbringen oder hattest du deine Worte ernst gemeint?". Es scheint, als hört sie mir absichtlich nicht zu und zeigt mir die kalte Schulter, während sie nun in ein Gebäude geht und mich durch ein Treppenhaus nach oben schleift. Es scheint ein altes Gebäude zu sein, mit düsterer Stimmung und irgendwie passt es zu Annie. So düster, wie ihre Seele scheint. Ich glaube nicht daran, dass das alles ist, was sie von sich zeigt. Sie scheint mir so ähnlich zu sein, auch wenn sie es leugnet. Aus irgendeinem Grund hatte sie mich verschont, aber vielleicht doch nur aus dem Grund, damit sie jemand hat, auf den sie die Morde schieben kann?
„Was denkst du eigentlich von mir Ackerman?", fragt sie und leicht erschrocken kneife ich die Augen zusammen, als ein starker Windstoß uns entgegenkommt, als sie die Tür aufreißt und meine Hand loslässt. Als ich meine stahlgrauen Augen öffne und mich umsehe, erkenne ich ein Dach und die Wolkenkratzer, die immer noch höher sind als wir, doch wir schneiden sie ungefähr in der Mitte. Als ich Annie suche, sehe ich, wie sie sich an den Rand stellt und auf die Brüstung stellt „Sag Mikasa. Liebst du mich immer noch? Du hast jetzt schon das zweite mal gesehen, wie ich jemanden verletzt und getötet habe" meint sie direkt und dreht sich zu mir, dass nur noch ihre Fersen auf dem schmalen Balken sind. Etwas schockiert geh ich auf sie zu „Annie... du wirst fallen-„ will ich sagen, doch sie streckt die Hand aus, dass ich stehen bleiben soll „Beantworte meine Frage Miststück" zischt sie nun und auf ihren Wunsch hin bleibe ich stehen und schlucke. In mir steigt Angst auf, dass sie fallen könnte und mein Gesicht hat wahrscheinlich auch jegliche Farbe verloren, doch dies liegt daran, dass ich wahrscheinlich noch von meinem Mord angeschlagen bin, den ich vollbracht habe. „Ich..." beginne ich leise und senke den Blick „Ich habe ihn um ehrlich zu sein getötet, nicht du... Diesmal war ich das. Doch, auch wenn du ihn getötet hättest wie Mina... Ich würde dich Lieben... Auch wenn du nicht dem Weltbild entsprichst. Ich habe dich beobachtet... Gesehen, wie du dich bewegst, wie du dich verschließt vor allem und jedem... Doch trotz allem, hast du mich damals vor dem Tod bewahrt". Ihr Pony weht im Wind und ihre Augen scheinen sich direkt in mein Herz zu brennen „Und wieso glaubst du dann, dass ich dich umbringen würde? Klar, bist du eine potenzielle Gefahr für mich, da du gesehen hast, wie ich Mina umgebracht habe, aber du hast es auch getan... du hast Blut geleckt wie ich" haucht sie und springt von dem Geländer runter, um auf mich zuzugehen. Erst als sie direkt vor mir steht und mir in die Augen sehen kann, spricht sie weiter „Geb zu... Er hat es verdient, du weist das und ich auch... Ich wollte, dass du es spürst... Das du fühlst, wie sich das anfühlt, wie es ist der Gerechtigkeit in den Arsch zu treten" zischt sie und zieht mich an den Schultern etwas runter zu sich, dass unsere Lippen ganz nah beieinander sind. Zwar berühren sie sich nicht, doch spüre ich deutlich ihren Atem. Ihre Worte geben mir zu denken. Wenn ich jetzt mal all meine Moralvorstellungen über Board werfe, dann muss ich gestehen, dass er es wirklich verdient hat. „Hat er wirklich, auch anderen das angetan?", frage ich dennoch, denn nur meinetwegen, wäre es wirklich ein verschwendetes Leben „Annie... Wir... Haben trotz allem doch kein Recht dazu einem Mensch das Leben zu nehmen" nun bin ich die, die ihre Handgelenke packt und an mich heranzieht. Angst spiegelt sich wider in meinen Augen, doch diese ist nicht die Angst davor, dass ich getötet habe oder derartiges. „Wenn es rauskommt, dann werden wirst du mich verlieren", sagt sie leise, als würde sie meine Gedanken aussprechen und da schießen mir wieder die Tränen in den Augen „Ja... Ganz genau. Wenn sie dich erwischen, dann... Kommen wir ins Gefängnis und werden uns nie wieder sehen! Ich will dich nicht verlieren!" meine ich mit erhobener Stimme. Mit blinzelndem Blick sieht sie mir in die Augen „Das Leben ist ein Spiel, man kann sich immer verlieren..." und so entfernt sie sich von mir, ehe sie lächelt „Du musst mich nur retten wollen". Sie steht mit dem Rücken zu mir und gerade, als ich den Blick senken will, bemerke ich den Wind, höre das Trampeln ihrer schnellen Füße und noch bevor ich ihre letzten Worte überdenken kann, springt sie über die Brüstung. „ANNIE!", schreie ich und renne, so schnell ich kann los, um nach ihr zu greifen und obwohl ich nur Luft spüre, fühle ich auch Stoff, welchen ich mit all meiner Kraft umfasse und mich keuchend über die Brüstung beuge. Tatsächlich hab ich ihren Hoodie erwischt und nehme auch die andere Hand dazu, um sie hochzuziehen „Verdammt, was machst du denn? Bist du bescheuert?" fahre ich sie sofort an, als sie wieder vor mir auf dem Boden steht. Auf einmal fängt sie an zu lachen. Wie lange hab ich sie schon nicht mehr lachen gehört? Seit Ewigkeiten. Ich hole Luft und will sie an meckern, da zerrt sie mich am Schal runter und legt ihre Lippen auf meine, um mich zu küssen. Als wir uns mit einem schmatzen lösen, lächelt sie mich sanft an „Ich habe mich wohl doch nicht in dir getäuscht Mikasa... „
„Was meinst du damit?" will ich wissen und sehe, wie sie auf die Knie fällt und mich mit sich zieht. Plötzlich zieht sie meinen Kopf zu sich, um diesen an ihren Brustkorb zu drücken. Das Herz in ihrer Brust schlägt so schnell und lässt mich schlucken, sowie eine Hand auf ihre Schulter legen. „Solang wir zusammen sind... Können wir uns immer wieder retten Mikasa" flüstert sie mir zu und streichelt mir über den Kopf drüber „Ja... sieht wohl so aus..." antworte ich ihr nur, ehe ich nun ihrem Rumpf umarme und meine Augen schließe. Irgendwie bin ich glücklich, auch wenn sie ein verstörtes Mädchen ist, so ist sie wie ich. Wir haben beide eine Mauer um uns aufgebaut und versucht, sie mit allen möglichen Mitteln zu verteidigen. Auch wenn keiner von uns es immer leicht hatte, so haben wir auf unsere Art gekämpft. Während ich alles über mich ergehen lassen habe, hat sie einen Weg gefunden, andere für ihre Sünden zu bestrafen. Ihre inneren Dämonen sind nach außen gekrochen, aber was kann ich dagegen tun, um sie wieder einzusperren? Will ich das überhaupt? Wäre sie dann immer noch meine Annie oder nur noch ein Schatten ihrer selbst? Als ich so darüber nachdenke, fühle ich, wie sich ihre Arme um mich legen und mich an sie drücken. Meine lang ersehnten Träume, so in ihren Armen zu sein, erfüllt sich nach so langer Zeit endlich. Wenn ich die Ereignisse, welche sich zugetragen habe ausblende, dann ist das hier, der perfekte Moment. Obwohl. Langsam setze ich mich auf und sehe sie an, weshalb sie den Kopf schief legt „Was?" will sie wissen und da hebe ich ihren Hoodie an, um mich darunter zu kuscheln, ehe ich den Schal abstreife und uns beiden um mache, als ich mit dem Kopf wieder aus ihrem Kragen komme. Mit müden Augen sieht sie mich an und ich sie. Sanft lächle ich sie an „Das wollte ich immer mal tun..." sage ich ehrlich und sie verdreht die Augen etwas „Kindisch..." , doch ich höre in ihrer Stimmlage, dass sie es nicht böse meint und lehne meine Wange an ihre, um in den Sternenhimmel zu sehen, welcher sich über uns erstreckt.
Kurz genießen wir beide die Stille, ehe diese unterbrochen wird von ihr „Es dauert ein paar Tage, bis das nächste Opfer wieder da ist... Ich lasse dich in dieser Zeit natürlich nicht Nachhause" stellt sie klar und mein Lächeln ist wieder verflogen, jedoch zu einer entspannten Mimik „In Ordnung... ich bleibe bei dir... Dafür, dass ich Eld umgebracht habe, habe ich nun einen Wunsch frei" stelle ich einfach klar und ich bemerke, wie sie anfängt zu schmollen „Tsk bilde dir nichts darauf ein Ackerman"
„Bitte Annie..." bettle ich förmlich und stupste sie an, bevor sie leise schnaubt „na gut... du hast einen Wunsch frei, was willst du? Und nein, ich trage kein verdammtes Kleid". Sofort schüttle ich den Kopf und wispere: „Ich will eine Chance" und nun sehen ihre Augen in meine „Eine Chance?" wiederholt sie, woraufhin ich nicke „Die Chance, dich zu lieben und das du dich in mich verliebst". Ihr Blick, den sie mir nun zuwirft, ist mit den anderen davor nicht zu vergleichen. Irgendwie sieht sie mich an, als wäre ich ein Geist, der sie fressen will. Ich spüre, wie sie schluckt und schließlich nickt. Ihre Zustimmung. Meine Chance, ihr zu zeigen, dass ich sie liebe und sie mich auch Lieben könnte... Diese eine Chance muss ich nutzen.

Bloody Love [MikaAni] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt