(Trigger Warnung!)
Annies Sicht
Worauf habe ich mich da nur eingelassen?Wieso hab ich das nur getan?
Wieso bin ich, wie ich bin?
Seit Jahren stelle ich mir schon diese Fragen. Ich bin wie ein Zuschauer in meinem eigenen Leben. Mein Körper tut die Dinge, welche mir mein Kopf befielt und dagegen kann ich nichts tun, denn es ist auf Automatik gestellt. All meine Sinne wollen die Menschen bluten sehen, welche mir Weh getan haben. Sie alle sollen leiden, sie sollen sterben und untergehen, im Fegefeuer schmoren. Wenn man in meinen Kopf sehen könnte, dann würde man ein Schlachtfeld vorfinden. Das Chaos regiert mein Gehirn und der Neid übermannt mich, der Hass trägt meine Liebe zu Grabe und ich stelle für jedes vergangene lächeln einen Grabstein auf. Oft Träume ich davon, wie ich zum Monster geworden bin.
Alles war ihre Schuld. Die Schuld meiner Eltern. Das einzige, was ich immer gebraucht und gewollt habe, war ein Held. Jemand der meine Hand nimmt und sagt, dass alles wieder gut wird, so wie in den kitschigen Filmen. Als Kind dachte ich immer, dass diese Person irgendwann kommt und mich aus meinem Leben herausholt, damit ich einen Grund habe Morgens aufzustehen. Nicht nur für überteuerte Puppen und Kekse. Ich dachte immer, dass es meine Mutter sein wird, doch sie hatte mich eigentlich so gut wie nie beachtet, als ob sie sich nie ein Kind gewünscht hatte. Auch wenn man klein ist, bekommt man schnell das Gefühl unerwünscht zu sein. Meine Eltern waren auch nicht immer so oft auf Geschäftsreise. Dies begann erst, als sie mitbekommen haben, wie Krank ich bin und wie es in mir aussieht. „Sie hat das Interesse am Spielen verloren. An Dingen, die Kinder normalerweise in ihrem Alter tun, wie lesen oder Barbies kämmen. Sie ist bei jeder Kleinigkeit total empfindlich und wirkt beim Essen oft angespannt. Andere Kinder beachtet sie nicht und geht den Erziehern aus dem Weg. Diese haben mir sogar erzählt, dass sie mit Wänden spricht! Ich weiß wirklich nicht weiter Doktor" erzählte mein Vater dem Therapeuten damals von meiner Situation. Ich saß zwischen meinen Eltern und betrachtete ihre besorgten Gesichter nicht, da ich sie schon längst vor mir sah. Immerzu verfolgten mich ihre Blicke bis in den schlimmsten Albträumen. Nie konnten sie stolz auf mich sein, mich aus vollstem Herzen lieben. Es war wie die Hölle auf Erden. „Annie? Kannst du etwas dazu sagen? Wieso das so bei dir ist? Wieso willst du nicht mit anderen Spielen?" fragte mich dieser schmierige Psychologe mit einem irren grinsen und ich zuckte mit den Schultern, ohne großartig etwas dazu zu sagen. Wie sollte ich ihm auch antworten mit meinen sechs Jahren? Ich verstand mich ja selbst kein bisschen. Mir war nicht klar, dass es unnormal ist, so zu sein wie ich. Mit den Wänden zu sprechen war etwas anderes, denn sie waren es, die mich angesprochen haben und mir Dinge zugeflüstert hatten. Anders als meine Eltern waren sie für mich da. Meine Mutter hatte Angst von mir und ich wusste nicht einmal wieso „Starr mich nicht so an Annie! Sofort!" schrie sie mich eines Tages an, als ich sie beim Nähen beobachtet hatte und sah zu, wie sie sich schnitt und zischte. „Ich sagte doch, dass du mich nicht anstarren sollst!" keifte sie erneut und hob sich den blutenden Finger, bevor sie mich am Arm packte und vor die Haustür in den Laubhaufen stieß „Mami?" wisperte ich fast schon verzweifelt, doch die Türe knallte sie zu. In meiner Trauer stieg dann mit der Zeit langsam Wut auf. Wieso konnte sie mich nicht nehmen, wie ich war? Wieso nur, musste sie mich verachten?
Leider bekam ich irgendwann Tabletten aufgezwungen, die mich jeden Tag müder machten und da meine Eltern mir nicht zusehen wollten, wie ich schlafe und vollkommen am Ende war, fingen sie an zu arbeiten. Sie waren weniger Zuhause und da ich noch so jung war, stellten sie Bedienstete ein, die mich pflegen sollten. In den ersten Jahren gab man mir Unterricht von Zuhause aus, auch weil es mir psychisch nicht besser, sondern eher schlechter ging. Ich hörte auf zu reden und wenn ich etwas sagte, dann war es eine Beleidigung. Das große und kalte Haus beschrieb meine innerste Seele und ich hasste es, wenn Leute darin waren, besonders diese verfluchten Kindermädchen, die ich sowieso nicht gebraucht habe. Mit der Zeit fing ich an eine Mauer aufzubauen und erkannte, dass ich nur so tun muss, als ob es mir gut geht. Erst dann ließ man mich wieder zur Schule. Schnell bekam ich raus, wie ich Menschen manipulieren muss, damit sie tun, was ich ihnen sage. Die Tabletten beseitigte ich immer wieder und sah zu, dass das Kindermädchen mich dabei nicht erwischt. Ich habe diese Frau so gehasst, weil sie mich gezwungen hat Kleider anzuziehen und mich zwanghaft gebadet hat. Dabei schrubbte sie mir so fest die Haut, dass ich danach geröteten Ausschlag hatte. Immer wieder wurde meine Haut von roten Stellen bedeckt, weil sie nicht aufhören wollte, mich zu waschen. Jeden Morgen um 5 Uhr warf sie mich aus dem Bett und jeden Abend zerrte sie mich ins Badezimmer. Mein Kopf tat so Weh und mein Rücken blutete deshalb sogar. Als ich meinen Eltern davor berichten wollte, hörten sie nicht zu und das war das letzte Mal, dass ich ihnen irgendwas erzählt hatte. Schnell erkannte ich wiedermal, dass alles an mir hängen bleibt und ich lernen muss mich selbst zu retten. Der Held, auf den ich warte, ist schon längst da und er trägt meinen Namen.
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Bloody Love [MikaAni]
FanfictionLESBISCH/YURI ~Dont like it/dont read it~ Anime: Die Charaktere sind aus Attack on Titan/Shingeki no Kyojin (Mikasa Ackerman und Annie Leonhardt) Manga: Killing Stalking (Der Ansatz) Das Bild ist aus dem Internet. Der ersteller heißt nemi20. Quel...