9- Glasscherben

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So gut hatte Mikasa seit Ewigkeiten nicht geschlafen. Annies Anwesenheit und Körper neben sich zu fühlen macht sie so glücklich wie nichts auf dieser Welt sonst. Doch als sie die Augen öffnet und neben sich sieht, erkennt sie eine leere Bettseite, was sie hochschrecken lässt, wie Jack in the Box. Diese Stille ist so erniedrigend und kalt, dass man hören kann, wie die schwarzhaarige schluckt. Gänsehaut überkommt sie und ein unwohles Gefühl, doch gerade als sie aufstehen will und Annie suchen will, betritt diese das Zimmer und lehnt sich an den Türrahmen. Das einzige was sie trägt, ist ein Slip, der sich schneidig um ihre Hüfte legt. Erleichtert atmet die Ackerman aus und lässt sich aufs Bett zurückfallen, weshalb die kleine Blondine auf sie zukommt und sich genauso, wie sie ist, mit einer Milchschnitte in der Hand vor sie stellt. Mikasa schaut auf und will gerade was sagen, ehe sie die Schnitte schon in den Mund geschoben bekommt von Annie. Mit kühlem Blick sieht sie auf die eigentlich größere herab „Iss. Du brauchst kraft. Wir holen heute deine Sachen" meint sie ernst, woraufhin Mikasa leicht nickt und kaut, ehe sie schluckt. Mit einem trampelnden Schritt begibt Annie sich zu ihrem Kleiderschrank und zieht sich etwas an, bevor sie Mikasa was zuwirft und seufzt. Heute wird sie also endlich die Ackerman Familie kennenlernen? Sie ist gespannt, wie das ablaufen wird und Mikasa selbst hofft einfach nur, dass niemand Zuhause ist.

Auf dem Weg dorthin, wobei das Ziel immer näher rückt, sieht die schwarzhaarige ihre Freundin an „Du kannst auch draußen warten" flüstert sie, doch die Blonde schüttelt den Kopf „Vergiss es. Höre ich etwa Angst in deiner Stimme? Ich hasse es, wenn du vor wem anderes als mir Angst hast" sagt sie in einem zynischen Ton, woraufhin Mikasa nun schweigt. Etwas bedrückt wendet sie den Blick ab, wobei die Leonhardt selbst schluckt. Verdammt. So grob wollte sie nicht klingen. Halt. Doch, wollte sie! Wieso hat sie denn auf einmal Schuldgefühle, wenn sie gemein ist? Der Sex hat nichts geändert. Überhaupt nichts. Zumindest redet Annie sich das gedanklich ein, ihre Emotionen leitet wiederum ihre Handlungen und so greift sie nach Mikasas Hand und hält diese fest. Blinzelnd schaut Mikasa wieder zu ihr runter, sagt dazu aber nichts und genießt es einfach. Es ist nicht so, als habe die größere angst vor allem und jeden, nein, sie ist eine starke Frau, aber der Gedanke daran, dass jeder will, dass sie Angst vor ihm hat, macht sie einfach fertig. Sofern sie sich erinnern konnte, wollte jeder sie erniedrigen. Ihre Mutter wollte sie zum Gehorsam zwingen mit ihren Schlägen. Herr Ackerman wollte, dass Mikasa leidet und Angst bekommt, dass sie gezwungen Haft zur Frau wird. Dann wäre da noch Eren, der irgendwie ein gewaltiges Machtproblem hat und ihr mehr Furcht, als Liebe geschenkt hat. Eigentlich dachte Mikasa, dass bei Annie alles anders kommen würde, aber irgendwie war es das nicht. Sie will und ernährt sich ebenfalls von ihrer Angst, was ihr wortwörtlich das Herz bricht. Sie fragt sich, ob Annie wirklich irgendwann Gefühle entwickeln wird, oder ob diese Beziehung sie umbringen wird.

„Wir sind da" unterbricht die schwarzhaarige dann die Stille und sieht auf das kleine Haus, welches zwischen den vielen Hochhäusern ziemlich heruntergekommen aussieht „Dann mal los" meint die Blonde und lässt ihre Hand los, dass Mikasa aufschließen kann. Beide betreten den Raum und der Blick der schwarzhaarigen wandert sofort zu dem Aschenbecher, in welchem noch eine angefangene Zigarette brennt. Der Geruch des Rauches vermischt mit dem Schimmelduft bringt ein jucken der Nase zum Vorschein. Gerade als Mikasa etwas sagen will, kommt auch schon ein Mann mit einem Bier ins Zimmer und grinst „Miiikasa, sieh mal einer an, dass du auch mal wieder Nachhause kommst du Flittchen. Wo zum Teufel hast du dich herumgetrieben?" fragt er zynisch, weshalb die dunkelhaarige den Kopf senkt „Ich war bei einer Freundin". Herr Ackerman sieht zu Annie und mustert das blonde Mädchen mit den stahlblauen Augen „Ahja~ ein hübsches kleines Ding muss ich sa-„

„Wir holen nur ein paar Sachen von mir und dann gehe ich wieder. Ich... Ziehe so gesehen aus und zu ihr, dann belaste ich euch nicht mehr. Immerhin wolltet ihr das doch immer. Du und Mama" unterbricht sie ihn und der Mann ist etwas überfordert, sowie angetrunken. Annie sieht ihre Freundin an und schiebt sie leicht „Das nehme ich als ja, also geh und hol dein Zeug" fordert sie sie auf und nickend will Mikasa los, als ihr Vater sich setzt „Deine neue Mitbewohnerin kann ja solange hier mit mir warten~" grinst er nun. Zögernd und mit geballter Faust, sieht sie zu ihrem Erzeuger „Sie muss mir helfen und kommt mit" haucht sie, doch da schlägt der ältere auf den Tisch „Ich sagte, sie wartet hier!"

Bloody Love [MikaAni] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt