Lɪᴀʙɪʟɪᴛʏ- ʟᴏʀᴅᴇZwei Tage sind vergangen seit der Sitzung mit Frau Lotus und ich werde mich gleich mit Aaron treffen. Ich gehe also deshalb frühzeitig aus dem Haus, in Richtung Park.
Dort angekommen, bin ich eine Viertelstunde zu früh, was mir aber nichts ausmacht, und so gehe ich schonmal in Richtung des Bootsverleihs und setzte mich auf eine Bank in der Nähe.
Wenige Minuten später kommt Aaron auch schon hergelaufen und wir begrüßen uns mit einer Umarmung. Es fühlt sich komisch an zu umarmen- und umarmt zu werden. Ich habe so lange keine Menschen mehr umarmt.
"Also, ähm, wollen wir uns ein Boot ausleihen?" frage ich, weil ich diese Schmetterlinge fühle. Und die sollen verschwinden, ich mag es nicht, die ganze Zeit nervös neben ihm zu sein.
"Klar machen wir. Ich hab ein paar Sachen zum essen dabei- ich hoffe das passt!" plappert Aaron schnell vor sich hin. Ich lächel ihn nur beruhigend an und wir gehen zu dem Häuschen, wo die Tretboote verliehen werden.
Ich war lange nicht mehr Tretboot fahren. Das letzte Mal im Sommer mit Nic und Lou. Wir hatten riesen Spaß dabei.
Ich will mich nicht in diesen Gedanken verlieren, also nehme ich Aaron bei der Hand und gehe mit ihm in Richtung das uns zugewiesene Bootes. Seit ich mit Frau Lotus über Aaron gesprochen habe sind mir zwei Dinge aufgefallen:
Erstens, wenn ich ihn mag, sollte ich vielleicht auch mal einen Schritt auf ihn zu machen und zweitens, ich weiß immer noch nicht genug über ihn, auch wenn er sicherlich 90% des Redeanteils hatte.
Ich kann ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen ausmachen und klopfe mit innerlich auf die Schulter. Ich mag es ihn glücklich zu sehen.
Als wir unsere Sachen in das Boot getan haben und danach selbst draufgesprungen sind, fahren wir auf den See hinaus. Die Stille ist nicht unangenehm, jedoch will ich etwas mehr über Aaron erfahren.
"Aaron? Hast du mir eigentlich schonmal von deiner Familie erzählt?" frage ich ihn neugierig. Mit einem Lächeln im Gesicht fängt er an zu erzählen.
"Also, wir sind zu fünft. Naja, vier Menschen aber unser Hund gehört natürlich dazu. Also mein Vater hat eine Agentur und meine Mutter arbeitet Teilzeit in einem Krankenhaus. Außerdem gibt es natürlich noch meinen großen Bruder- Armin. Er studiert..."
Und ab da beginnt es wehzutun, irgendwo in meinem Herzen. Es ist nicht so als würde ich es ihn nicht gönnen, einen tollen großen Bruder zu haben, aber es erinnert mich so schmerzhaft an jenen Abend.
Aaron hat inne gehalten. Vielleicht hat er bemerkt das es mir nicht gut geht. Es geht nicht länger, ich schaffe das nicht.
Die Dämme brechen.
"Es war vor ein paar Monaten. Um genau zu sein vor einem halben Jahr. Ich bin zur Schule gegangen und habe danach den Nachmittag in meinem Zimmer verbracht und mein Bruder, Nic und sein bester Freund wollten am Abend noch alle zu uns kommen, um zusammen Filme zu schauen.
Mein Bruder kam nie zuhause an. Louis und er hatten sich gestritten und fuhren in getrennten Autos und da geschah es, mein Bruder hatte einen Autounfall. Bis heute is nicht geklärt an wem es lag, ob mein Bruder unaufmerksam war oder ob ein Auto in ihn hinein gefahren ist.
Das war der schlimmste Tag in meinem Leben. Weißt du, als dir Polizei vor der Tür stand war ich alleine- meine Eltern waren auf Geschäftsreise und ich, ich konnte es nicht glauben. Eine Welt ist für mich zusammengebrochen, eine Welt in der ich meinen grossen Bruder, aber auch meinen besten Freund noch hatte."
Nachdem ich zu Ende gesprochen habe, kann ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Wie kleine Bäche, die vom Gebirge kommen, fliesen sie über meine Wangen. Und dann sehe ich Aaron an, und bereue ea nicht, ihm davon erzählt zu haben.
Ich schäme mich nicht, weil ich weiss dass Aaron da ist, und nicht gehrn wird. Und weil er mich, irgendwie, versteht.
Ich bin sogar froh, ja erleichtert, ihm davon erzählt zu haben. Denn er war da, ist da, und wird da sein. Wie meine ganz persöhnliche Sonne an einem Regentag. Wir schauen uns in die Augen.
Meine Augen sind wahracheinlivh noch etwas rot, und ich sehe bestimmt auch nicht gut aus, aber das ist nicht wichtig. In diesem Moment gibt es nur Aaron und mich.
Und ich möchte ihn küssen. Das erste mal hat sich so richtig angefühlt, dass ich es einfach wage und meine kalten Lippen auf seine Warmen presse.
Und er küsst mich zurück, und so sitzten wir da, im Abendlicht, zwei Jungen die sich küssen als ob es kein Morgen gibt.
Ich habe meinen Anker gefunden, Aaron ist mein Rettungsanker.
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Mondscheingedanken
Historia CortaWie die Sonne den Mond aus dem Dunklen befreit- oder die Geschichte von Lucian und Aaron.