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POV Tendou
"Es tut mir leid."
Seine Worte standen im Raum und wollten einfach nicht bei mir ankommen. Ich wollte ihm glauben, ihm verzeihen, ihn wieder bei mir haben. Aber da war einfach ein viel zu großes Loch in meinem Herzen. Ein Loch, dass man nicht so einfach mit einem 'Es tut mir leid' wieder zusammenflicken konnte. 
In dem Moment kam Semi zurück, mit drei dampfenden Tassen Kakao. Es war offensichtlich gewesen, dass er extra rausgegangen war, damit wir reden konnten. Sonst hätte er niemals so lange gebraucht. "Ich hab Kakao gemacht." Sagte er und drückte mir lächelnd eine Tasse in die Hand. "Danke-" Wollte Ushijima gerade sagen, als Semi Anstalten machte auch ihm eine Tasse zu geben. Ich unterbrach ihn. "Aber es tut ihm leid. Er hat keine Zeit mehr für den Kakao. Er wollte gerade gehen!" Normalerweise gab ich mir nicht so die Blöße, aber momentan war mir alles egal. Meine Stimme klang verletzt, wütend und traurig. "Tendou-" Begann er ganz sanft und brachte bei mir das Fass zum Überlaufen. Ich schnappte mir das nächst Beste, was sich als meine Tasse Kakao herausstellte und schmiss sie vor Wut kochend auf ihn. Sie zerschellte an der Wand hinter ihm und der Kakao lief auf den Boden. Tränen liefen wieder über mein Gesicht. "Nichts Tendou! Verpiss dich gefälligst und komm nie wieder!" Schrie ich ihn an. Ich sah die Traurigkeit in seinen Augen und der Tasse folgten mehrere Kissen, die Fernseherbedienung und die Taschentuchpackung. Ich schleuderte ihm alles gegen den Kopf, was er in mir losgetreten hatte und jagte ihn aus meinem Haus. Ich knallte die Tür hinter ihm zu und sank zu Boden. Mein Kopf lehnte an der Tür. Semi kam zu mir, setzte sich neben mich und schwieg. Ich sah auf das Chaos, was ich angerichtet hatte und trocknete meine Tränen. 
Nein! Keine einzige Träne würde ich diesem Wichser mehr nachweinen. Ich atmete tief durch und ordnete meine Gedanken.  "Danke, für alles. Den Rest mach ich alleine." Sagte ich zu Semi. Besorgt sah er mich an. "Bist du sicher? Ich hab keine Lust, dass es so endet wie die anderen Male. Soll ich nicht doch lieber bleiben?" Ich schüttelte energisch den Kopf. "Nein. Ich schaff das, versprochen." Sagte ich und umarmte ihn fest. "Und du solltest auch mal wieder nach Hause." Fügte ich hinzu. Semi seufzte leise und nickte. Langsam stand er auf und holte seine Sachen. "Wenn irgendwas ist, sag bitte Bescheid." Murmelte er und ging aus der Tür. Ich sah ihm hinterher, bis er um eine Ecke bog. Dann schloss ich die Tür und schaltete zu aller erst diesen dummen Film ab, in dem sich das Liebespaar gerade wieder versöhnte und innig küsste. Ich lief- nein rannte in mein Zimmer und schnappte mir meine Sportklamotten. Ich musste unbedingt Dampf ablassen! Ich nahm mein Handy und meine Ohrstöpsel, füllte meine Flasche auf und zog meine Sportschuhe an. Schnell packte ich noch meinen Schlüssel ein und verließ dann das Haus. Ich drehte die Musik auf volle Lautstärke und begann dann zu laufen. Erst langsam und dann immer schneller. Meine Muskeln ziepten. Es machte sich bemerkbar, dass ich die ganze Woche nichts getan hatte. Ich lief durch die Straßen und ignorierte die Blicke der Leute. Mein Weg führte mich zu einem langen Feldweg. So schnell ich konnte rannte ich den Weg entlang. Die Luft stach in meinen Lungen und ein penetranter Schmerz machte sich in meiner Seite breit, doch ich rannte weiter. Der Wind blies mir die Haare aus der Stirn und die fegte jegliche Gedanken an Wakatoshi aus meinem Kopf. Während ich rannte breitete sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus. Zum ersten Mal seit Tagen fühlte ich mich wieder lebendig. Ich brauchte doch niemanden, der mich liebte oder so'n Scheiß! Und schon gar nicht brauchte ich jemanden wie Wakatoshi! Ich wollte kein Weichei an meiner Seite! 
Ich rannte einen Berg hoch. Mein Atem ging schwer, aber ich hörte nicht auf zu rennen, bis ich ganz oben stand. Keuchend sah ich auf das Tal hinab, welches von der untergehenden Sonne in ihr warmes Licht gehüllt wurde.
Ich holte tief Luft und schrie.
Ich schrie so laut ich konnte. Sie sollten mich alle hören und wissen, dass ich mich nicht von ihnen klein kriegen ließ.
Als ich fertig war, legte ich den Kopf in den Nacken und grinste breit. Ein raues Lachen drang aus meiner Kehle und schüttelte meine Arme, die zu beiden Seiten meines Körpers schlaff herunterhingen. Entspannt schloss ich die Augen und genoss den Moment.
Ich stand mindestens zehn Minuten lang so da und blickte hinunter ins Tal. Ich trank etwas von meinem Wasser, bevor ich mich langsam auf den Weg zurück machte.
Zuhause schloss ich auf und ging unter die Dusche. Es tat gut, als das kalte Wasser meine Haut berührte und den ganzen Dreck und Schweiß von mir abwusch. Dann nahm ich das Handtuch, trocknete mich ab und zog mir frische Sachen an. Ich machte meine Musikanlage an und begann aufzuräumen, schließlich musste meine Mutter nicht unbedingt von alle dem etwas mitbekommen. Sie hatte schon genug Probleme. Ich räumte alles weg und bestellte mir eine Pizza, da ich heute keine Lust mehr hatte, noch irgendwas zu kochen. Während ich auf mein Essen wartete, begann ich Netflix durch zu scrollen und fand eine interessante Serie. 
Entspannt beendete ich meinen Tag und hatte es geschafft, alles was mit Wakatoshi zutun hatte, in meinen Hinterkopf zu verfrachten.

POV Semi
Nervös saß ich auf meinem Bett und dachte über die vergangene Woche nach. Ob ich Satori wirklich alleine lassen sollte? Und dann war da dieser Ausdruck in seinen Augen gewesen, den ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Diese eiserne Entschlossenheit war so einschüchternd gewesen, dass ich ihm nicht hatte widersprechen können. Was hatte er bloß vor?

Tendou x UshijimaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt