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POV Tendou
Ich sah auf die Uhr. Semi müsste doch schon längst wieder zurück sein... Er war ein wirklich guter Freund. Schon seit der ersten Klasse begleitete er mich schon. Semi war der Einzige, der meine ganze Geschichte kannte. Er hatte schon alles mit mir erlebt und war nie gegangen. Egal wie sehr ich ihn angeschrien oder zugeheult habe. Er war immer für mich da. Momentan war auch er der einzige Grund warum ich noch lebte.
Ich saß auf der Couch und starrte auf den flimmernden Fernseher vor mir. Ich hatte ihn nur angeschaltet um die Stille in diesem Haus nicht ertragen zu müssen. Seufzend sah ich mir die Sendung an, die gerade ausgestrahlt wurde. Ein kitschiger Liebesfilm, so einen den meine Mutter gucken würde. Ich nahm mir ein Kissen und sah mir den Film an. Emotional total am Ende, begann ich hemmungslos zu weinen, als sich die zwei Protagonisten im Film von einander trennten. Es war ein so banaler Grund, aber mir ging es in dem Moment unglaublich nah. Ich verband einfach alles mit Wakatoshi. So eben auch diesen Kitschfilm. Ich nahm mir ein Taschentuch und putzte mir kräftig die Nase. Dann stand ich auf und lief in die Küche, um mein Gefrierfach zu öffnen und das Vanilleeis zu nehmen. Zusammen mit dem Eis und einem Löffel, ging ich zurück aufs Sofa. Normalerweise lebte ich nicht so klischeehaft, aber mein Zustand war ja auch nicht normal. Ich saß also wieder da, weinend und Eis essend, einen kitschigen Film schauend und um mich herum Taschentücher.
Plötzlich klingelte es und ich zuckte zusammen. Ich musste mich kurz sammeln um zu kapieren, dass es die Türklingel gewesen war. Mit geröteten Augen und Nase ging ich zur Tür und öffnete. "Hey Tendou." Meinte Semi, aber ich hörte ihn kaum. Mein Blick war auf den Jungen hinter ihm gerichtet. Eine unbändige Wut vermischt mit Trauer und Schmerz stieg langsam in mir auf, als ich Wakatoshis Gesicht sah. Semi kam herein und legte mir sanft die Hand auf die Schulter. "Hallo Sa-" Begann Ushijima, doch ich schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Überfahren stützte ich mich an der Tür ab. "Hey Satori. Es ist-" Ich ließ Semi nicht aussprechen. "Wieso hast du ihn mitgebracht!? Ich will ihn nicht sehen! Ich... Ich hasse ihn!" Schrie ich. Mein bester Freund sah mich gequält an und schüttelte den Kopf. "Nein Satori... Du liebst ihn. Deshalb tut es auch so weh..." Sagte er einfühlsam. Ich musste schlucken und fiel ihm um den Hals. Tränen liefen mir erneut übers Gesicht. "Warum... Ist...er hier?" Fragte ich erstickt.  Semi strich mir liebevoll über den Rücken. "Er will reden." Sagte er und drückte mich fest. "Lass ihn rein Satori." Murmelte er. Ich schwieg einen Moment und nickte dann. Sanft löste ich mich von meinem besten Freund und wischte mir über das tränennasse Gesicht. Dann holte ich tief Luft und öffnete die Tür.

POV Ushijima
Irgendwie tat es weh, dass Tendou mir einfach so die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte. Stumm stand ich also vor dem Haus, in der Hoffnung Semi würde das in den Griff bekommen. Ein kleiner Hoffnungsfunke entzündete sich in mir, als Tendou die Tür wieder öffnete. Jedoch wurde er schlagartig kleiner, als ich in sein Gesicht sah. Mein bester Freund sah aus wie eine Leiche. Seine Haare waren fettig und hingen schlaff nach unten. Seine Augen waren rot und er sah so aus, als hätte er in kurzer Zeit sehr viel geweint. "Hallo Tendou..." Sagte ich und musterte ihn von oben bis unten. Mein Blick blieb an seinen Armen hängen. Sie waren frisch verbunden. Irgendetwas stach mir mitten ins Herz bei diesem Anblick. Ich verstand dieses Gefühl nicht so richtig, ich wusste nur das es wehtat. "Kann ich reinkommen?" Fragte ich. Der Rothaarige sah mich mit wütenden Augen an, trat aber zur Seite und ließ mich eintreten. Drinnen herrschte Chaos und aus dem Fernseher kam irgendein kitschiges Gelaber. Sowas guckte Tendou sich an?
Trotz der ganzen Situation, kam ich nicht umhin zu bemerken, dass Satori unglaublich gut aussah. "Setzt ihr euch aufs Sofa und ich mach Kakao!" Meinte Semi und schob uns auch schon auf die Couch. Tendou setzte sich, so weit es möglich war, weg von mir und starrte stur die Wand an. Ich räusperte mich. Eine unangenehme Stille machte sich zwischen uns breit. Mindestens fünf Minuten lang saßen wir schweigend nebeneinander, während das Paar im Film sich gerade einen theatralischen Streit lieferte. "Ich wollte dich nicht verletzen." Begann ich. "Hast du aber!" Fauchte Tendou kalt. Ich musste schlucken. "Meine Eltern-" Tendou sah mich zornfunkelnd an. "Deine Eltern interessieren mich einen Scheiß! Es war allein deine Entscheidung kein scheiß Wort mehr mit mir zu reden und diese Tussi zu küssen!" Fuhr er mich an. Ich zuckte zurück. "So war das nicht. Ich hatte keine andere Wahl." Versuchte ich mich zu erklären. "Man hat immer eine Wahl Wakatoshi! Und du hast dich Mal wieder für deine Eltern entschieden. Weißt du wie scheiße man sich fühlt, wenn man am einen Tag noch zu Tode gefickt wird und am nächsten erfährt, dass das alles nur heiße Luft war!?" Schrie er mich an. Tränen hatten sich in seinen Augen gebildet und liefen über sein Gesicht. Tendou war aufgestanden und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Ich stand auf. "Hätte ich nicht getan was sie wollten, hätten sie mich von der Schule und von dir weggenommen!" Sagte ich energisch. Tendou schnaubte. "Und das konntest du mir nicht in einer kurzen Nachricht mitteilen? Oder vielleicht wenigstens am Montag mit mir besprechen können? So schwer wäre das nicht gewesen mir zu sagen, dass du Mal wieder zu feige bist, dich gegen deine Eltern zu stellen und zu dem zu stehen, wie du bist und was du sein willst!" Seine Stimme klang eisig. Ich wollte etwas erwidern. Irgendetwas. Aber es kam nichts aus meinem Mund. Stumm stand ich da und wusste nicht, was ich sagen sollte.
"Es tut mir leid."

Tendou x UshijimaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt