15 - Ein Schlüssel

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Im Herrenzimmer herrschte noch kein Andrang und er ließ sich mit einem Drink in einen der gemütlichen Sessel sinken.
Er schloss die Augen und dachte an nichts besonderes. Es wunderte ihn selbst, dass seine Gedanken sofort zu ihr wanderten. Früher war ihm nie aufgefallen, dass sie immer an den gleichen Veranstaltungen teilnahmen. Jetzt dafür umso mehr.

Er konnte seine Gedanken nicht davon abhalten an die letzte Nacht zu denken. Wie willig sie in seinen Armen gewesen war, nachdem sie sich hatte fallen lassen.
Wenn er könnte, würde er ihr sofort wieder die Kleider vom Leib reißen.
Es war eine Überlegung wert.
Immerhin hatte sie zugestimmt, immer das zu tun, was er von ihr verlangte.

Er saß in einer relativ versteckten Ecke des Zimmers und hörte wie die Tür aufging.
Innerlich stöhnte er über die Störung, wurde dann aber hellhörig, als er die Stimmen erkannte.

„Das ist doch wohl nicht dein Ernst!", flüsterte sie aufgebracht.
„Was meinst du?", fragte der rothaarige Teufel unfreundlich zurück.
Die beiden dachten wohl, dass sie alleine im Zimmer waren. Malfoy würde ihnen nicht auf die Nase binden, dass er da war. Wenn man in einen Raum ging um zu streiten, dann musste man schon selbst schauen, ob man allein war.
„Du flirtest ganz offen mit anderen Frauen! Könntest du das wenigstens in der Öffentlichkeit unterlassen?", Hermiones Stimme war voller Zorn.
Draco konnte Ron's Antwort nicht hören, aber sehr wohl hörte er ein dumpfes Geräusch und ihren unterdrückten Schmerzenslaut.
Er drehte sich lautlos in seinem Sessel, um die beiden ansehen zu können.
Ron hatte Hermione an die Tür gedruckt und hielt ihren Oberarm fest.

„Das solltest du auf so einer Veranstaltung lassen!", sagte er überheblich von seinem Sessel aus.
Er blieb sitzen und starrte beide scheinbar unbeteiligt an.
Hermiones Augen weiteten sich erschrocken. Sie hatte sofort mitbekommen wer da gesprochen hatte, Ron musste kurz überlegen mit wem er es zu tun hatte, aber da er Malfoy nicht als interessant genug einschätzte ignorierte er ihn komplett.
Er hielt immer noch Hermiones Oberarm fest und sah sie wütend an.

„Weasley! Lass sie endlich los!", sagte Draco nun lauter und erhob sich langsam.
„Was geht es dich an, es sich mit meiner Frau mache?", fragte Ron zurück, ließ Hermione aber endlich los.
„Gar nichts.", sagte er gefährlich leise, als er vor Ron stand. Er schlenderte einfach weiter aus dem Zimmer heraus.

Hermione nutze die Chance, während Ron noch außer sich vor Wut über Malfoy zeterte und verließ das Zimmer. Sie suchte etwas panisch nach Ginny, konnte sie aber nirgendwo finden.
Immerhin hatte sie ihn nur bitten wollen, dass er sich zurückhielt und sie nicht beide zum Gespött der Leute machte, wenn er offen mit anderen Frauen flirtete. Aber Ron hatte es sofort als Affront aufgefasst. Es war ihr nicht klar gewesen, dass es ihn so sauer machte.
Sie lief durch verschiedene Räume um Ginny oder auch Harry zu finden, war aber erfolglos.

In einem leeren Raum ließ sie sich erschöpft in einen Sessel fallen. Sie atmete hektisch ein und aus und versuchte ihre rasenden Gedanken zu beruhigen.
Als etwas kleines in ihren Schoß fiel, schreckte sie aus ihrer Starre.
Malfoy stand neben ihrem Sessel und sah sie an.
„Wenn so etwas wie vorhin wieder vorkommt.", sagte er nur und ging ohne ein weiteres Wort.

Sie sah sich das Ding in ihrem Schoß genauer an.
Es war ein Schlüssel.
Ein Schlüssel für eine Tür.
Ein Zettel hing daran, auf dem >Rose Street 11< stand.
Hermione war starr vor Erstaunen.

Sie würde den Schlüssel wahrscheinlich nicht nutzen, aber das er überhaupt auf den Gedanken kam.
War Ron wirklich so grob zu ihr gewesen?
Hatte es so schlimm ausgesehen?
Sie wusste, dass sich an ihrem Arm bereits ein blauer Fleck bildete, aber er war unter ihrem Ärmel verdeckt.
Sie wollte noch etwas zu ihm sagen, aber er hatte das Zimmer inzwischen verlassen.
Sie drehte den Schlüssel in ihren Händen.

„Hier bist du!", rief Ginny laut und Hermione versteckte den Schlüssel schnell in ihrem Handtäschchen.
„Ja. Ich musste mal weg von all den Menschen!", sagte sie lächelnd und ging zu Ginny.
„Das Gefühl kenne ich.", sagte diese resignierend.
„Wir können uns auch zu zweit hier verstecken.", sagte Hermione und lachte ihre Freundin an.
„Könnten wir, aber dein Mann sucht dich.", sagte Ginny entschuldigend.
Hermione konnte sich denken, warum er sie suchte. Immerhin war sie vorhin einfach abgehauen.
Ron würde wohl darüber sprechen wollen, was vorgefallen war.
„Na dann, wollen wir ihn mal nicht warten lassen!", sagte sie zu Ginny.
Und sie begaben sich wieder auf die Veranstaltung.

Aus den Augenwinkel sah sie Malfoy, aber er beachtete sie nicht.
„Hey Schatz.", sagte sie bemüht freudig zu Ron.
„Hey.", grüßte er zurück.
„Was gibts es denn? Ginny sagte, du suchst mich.", sie rutschte ein Stück zu ihm und ließ sich von ihm in den Arm nehmen.
„Ich möchte nach Hause.", sagte er immer noch grummelnd.
„Dann gehen wir nach Hause.", sagte sie und hoffte ihn noch besänftigen zu können. Auch wenn sie nicht wirklich wusste warum er so sauertöpfisch war. Es konnte kaum nur damit zusammenhängen, dass sie ihm gesagt hatte, dass er nicht in ihrer Anwesenheit mit fremden Frauen flirten sollte. Er wusste es ja eigentlich.

„Geht es dir nicht gut?", fragte sie ihn, als sie in ihrem Heim angekommen waren.
Ron reagierte nicht auf ihre Frage. Und da sie keine Antwort erhielt zog sich Hermione zurück um das Kleid loszuwerden und ihre Alltagsklamotten anzuziehen.
Es störte sie nicht, dass Ron bis zum Abendessen nicht einmal das Wort an sie richtete.

„Fandest du dein Verhalten heute in Ordnung?", fragte er unvermittelt als Hermione den Tisch abräumte. Sie waren gerade mit dem Abendessen fertig geworden.
„Was genau meinst du?", fragte sie zurück.
Ron's Gesicht zeigte rote Flecken.
„Vielleicht, dass du mich vor diesem Arschloch gedemütigt hast!", sagte er gepresst.
„Bitte Ron! Ich wusste nicht, dass Malfoy in diesem Zimmer war. Dir ist es doch auch nicht aufgefallen!", sie verdrehte die Augen.
„Du bist meine Ehefrau und wenn ich mich mit anderen Frauen unterhalten will, dann hast du das zu akzeptieren!", schrie er laut.

Hermione riss erschrocken die Augen auf. So hatte Ron noch nie mit ihr gesprochen. De Gedanke, dass sie ihn gar nicht mehr kannte, stieg in ihr auf. Früher wäre ihm so etwas niemals über die Lippen gekommen.
„Ich glaube du spinnst! Ich lasse mich von dir nicht so behandeln!", schrie sie aufgebracht zurück.
Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass Ron sie am Handgelenk packte und an den Tisch drückte. Er drehte ihren Arm so, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte, ohne ihn sich auszurenken.

„Ron,", flüsterte sie und spürte wie die Tränen hervorquollen.
„Du bist meine Frau.", sagte er und strich durch ihre Haare.
„Du bist meine Ehefrau.", er sagte es immer wieder, während er sie auf den Tisch drückte.
„Ron, bitte! Lass mich los. Wir können reden!", sagte sie panisch.
Aber Ron hörte nicht auf sie. Er hörte sie scheinbar gar nicht mehr. Sie konnte die Tränen nicht aufhalten, die ihr über die Wangen liefen.
Irgendwann hatte er sie losgelassen und war einfach stumm gegangen. Die zuschlagende Tür hörte sie in ihrem Kopf immer noch.
Noch eine Weile nachdem Ron gegangen war, saß sie auf dem Fußboden neben ihrem Esstisch.

Irgendwann hörte sie den Schlüssel im Türschloss und endlich kam wieder leben in ihren Körper. Die Panik kam zurück und sie handelte ganz instinktiv.
Sie rappelte sich hoch und lief in ihr Schlafzimmer.
Der Schlüssel der Wohnung in der Rose Street war in ihrem Täschchen, dass sie am Nachmittag getragen hatte. Ohne sich weitere Gedanken zu machen, apparierte sie in die Rose Street 11.
Es war als ob Malfoy gewusst hatte, wozu Ron fähig war.
Sie war ihm in diesem Moment unendlich dankbar.

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