16 - Prinzessin, bitte hör auf zu weinen

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Hermione stand alleine in der geräumigen Wohnung und lauschte in die Stille.
Sie konnte die erneuten Tränen nicht aufhalten und schaffte es noch bis zum Sofa, um darauf zusammenzubrechen.
Sie schluchzte laut und rang immer wieder nach Luft.
Nach einer Weile beruhigte sie sich und die Schluchzer wurden leiser, die Tränen versiegten und sie begann wegzudämmern.

„Granger!", flüsterte es irgendwann an ihrem Ohr.
Sie schreckte voller Panik hoch und Draco hatte alle Mühe sie zu beruhigen. Er nahm ihre Hände in seine und fixierte sie auf dem Sofa.
„Beruhige dich. Ich bin es!", sagte er ruhig.
Er ließ ihre Hände los, als er merkte, dass sie ihn erkannte und sich entspannte.
„Was ist passiert?", fragte er und sah wie die Tränen wieder begannen zu flossen.
Sie schüttelte den Kopf und versuchte die Tränen aufzuhalten. Aber es half nichts. Sie flossen ungebremst und Hermione schämte sich, dass er sie so sah.

Malfoy wusste nicht wie er mit der weinenden jungen Frau umgehen sollte.
Er hatte an diesem Nachmittag durch einen Kurzschluss gehandelt, aber war froh, dass er ihr diese Möglichkeit eröffnet hatte.
Er hatte nur nicht darüber nachgedacht, was passierte wenn sie auftauchen würde. Vor allem hatte er nicht damit gerechnet, dass der Fall so schnell eintreten würde.
Er war geschockt gewesen, als seine Hauselfe Mimi ihm mitgeteilt hatte, dass eine weinende junge Frau in der Wohnung aufgetaucht war. Trotzdem hatte er sich sofort auf den Weg gemacht. Unterbewusst war ihm wichtig wie es ihr ging, so wenig wie er sich dies eingestehen wollte.

„Prinzessin, bitte hör auf zu weinen.", sagte er irgendwann verzweifelt, weil er nicht wusste, wie er sie trösten sollte.
Sie hörte ihren Kosenamen aus seinem Mund und versuchte mit aller Macht die Tränen zurückzudrängen. Nach einer kurzen Weile wurden die Tränen wieder weniger.

„Erzähl mir was passiert ist!", forderte er, weil sie zwar aufgehört hatte zu weinen, aber trotzdem stumm blieb.
„Ich kann nicht.", sagte sie mit erstickterem Stimme.
„Du musst!", widersprach er ihr und ließ keinen Raum für Diskussionen.
„Er ... ich ...", stammelte sie und sammelte sich kurz unter seinem Blick.
Sie spürte seine Hände an ihren und die Wärme die sein Körper ausstrahlte.
„Ron hat sich zu Hause weiter aufgeregt und er hat mich ... er hat ...", sie konnte es nicht sagen und zog ihre Hände aus seinen, im ihr Gesicht in ihnen zu verbergen.
„Er hat ...?", Draco überlegte einen Moment.
„Nein, dass hat er nicht getan!", sagte er dann und zog ihr die Hände vom Gesicht. Er sah ihr in die Augen und suchte nach einer Widerlegung seiner Vermutung,
„Hat er? Er hat dich?", selbst Draco viel es schwer es auszusprechen.
„Nein! Nein!", sagte sie und schüttelte den Kopf um es ihm zu verdeutlichen. Sie wusste was er dachte.

Weil er nicht anders konnte, stand er auf und schritt durch das Zimmer.
„Draco ...!", sagte sie erschrocken.
Er hatte ein Loch in die Wand geschlagen.

Ihr wurde erst im Nachhinein bewusst, dass sie seinen Vornamen benutzt hatte. Er schien es gar nicht wahrgenommen zu haben.
„Draco!", sagte sie lauter und er sah sie endlich an.
Er sah sie nur an und schüttelte dann den Kopf. Sie wusste nicht was in ihm vorging, aber sie wünschte sich, dass sie es wüsste.
„Sag mir was du denkst!", forderte sie von ihm.
„Was ich denke? Du willst wissen was ich denke?", brauste er auf.

Er wusste selbst nicht, warum genau er so reagierte.
Warum genau es ihn so wütend machte, dass er seine Wohnung zerstörte. Warum er sich Gedanken darüber machte, dass Weasley ihr etwas schlimmes angetan haben könnte. Warum sie ihm überhaupt wichtig war. Warum ihm wichtig war wie es ihr ging.
„Ja, ich will wissen was du denkst!", sagte sie lauter als sie beabsichtigt hatte. Aber es tat gut, ein bisschen der Wut und Verzweiflung rauszulassen. Und wenn er sie anschrie, dann konnte sie das auch.

„Ich denke, dass unser Deal geplatzt ist.", Hermiones Gesichtsausdruck musste Bände sprechen.
„Und, dass du nie wieder auch nur in die Nähe dieses Schweines gehst.", sagte er immer noch im Zimmer herumlaufend.
„Er ist mein Ehemann.", sagte sie leise.
Draco schnappte sie bei den Schultern und schüttelte sie kurz. Er sah, dass er ihr damit weh tat und ließ sie sofort wieder los.
„Das ist doch nicht dein Ernst!", sagte er fassungslos.
Sie sah ihn wütend an.
„Doch, denn genauso ist es nun mal.", die Erkenntnis traf sie hart.

Sie rappelte sich von der Couch hoch und überlegte fieberhaft was sie tun sollte.
Bei Malfoy bleiben war eigentlich keine Option. Und nach Hause wollte sie auch nicht. Am Ende blieben nur Harry und Ginny, obwohl sie ihnen dann erklären musste, was vorgefallen war.
„Du glaubst nicht wirklich, dass ich dich jetzt zurück zu ihm lasse!", sagte er und hielt sie am Arm zurück.
„Draco, lass mich los!", sagte sie leise.
„Hermione! Ich werde dich nicht gehen lassen! Denkst du ich sehe die blauen Flecken nicht?  Oder das du jedes Mal zusammenzuckst, wenn du deinen rechten Arm bewegst?", fragte er und zog sie zurück.

Er benutze ihren Vornamen zum ersten Mal in seinem Leben. Ihm war nicht entgangen, dass sie ihn mit seinem ansprach. Warum sie dazu übergegangen war wusste er nicht, aber es störte ihn auch nicht.
Trotz allem gefiel es ihm, wenn sie seinen Vornamen benutze.
„Ich scheiß darauf, dass er dein Ehemann ist!", sagte er dann noch.

Hermione fühlte sich vollkommen kraftlos.
Bisher war ihr gar nicht aufgefallen, wie sehr ihr Arm schmerzte.
Die ganze Situation war vollkommen verrückt und sie wusste ganz genau, dass Ron sie sicherlich suchte. Inzwischen hatte er bestimmt schon Harry und Ginny aufgeschreckt, damit dass sie verschwunden war.
„Sie suchen inzwischen bestimmt nach mir.", sagte sie leise vor ihm stehend.
„Meinst du Potter?", sie nickte bestätigend.
„Dann schick ihnen meinetwegen eine Eule.", meinte er resigniert.

Hermione nahm ihn beim Wort und ging zu dem Schreibtisch in der Ecke. Sie formulierte eine kurze Botschaft an Ginny.

>Macht euch keine Sorgen um mich. Mir geht es gut und ich bin in Sicherheit. Ich brauche nur ein bisschen Abstand von Ron.<

Draco nahm ihr den versiegelten Brief aus der Hand und reichte ihn an seine Eule weiter, die in die Nacht hinaus flog.
„Danke.", murmelte sie.

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