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„Yunho und Mingi sind wahrlich einfach nir bekloppt. Ein Wunder, dass Mingi seine Nase noch nicht operieren lassen musste", lacht San über unsere Freunde, während wir auf den Weg zu mir nach Hause sind.

Den Weg über bin ich stumm, ein wenig in Gedanken versunken. Auch bei mir Zuhause bleibe ich in dieser Verfassung.
San bemerkt dies selbstverständlich, spricht mich immer wieder an, doch merke ich es erst, als er mit seiner Hand vor meinem Gesicht winkt.

„Ist alles in Ordnung, Woo?", fragt er besorgt.
Ich nicke. „Ja, ich denke schon."
„Du denkst?" Eindringlich schaut er mich an.
„Alles in Ordnung."
„Bist du dir sicher?"
„Ja.."

Mir ist klar, dass San mir nicht hundertprozentig glaubt, dennoch lässt er von mir ab und beginnt mit einem anderem Thema.
„Was ist eigentlich mit diesem Mädel, das in dich verschossen war?"
„Sie hat mittlerweile 'nen Freund. Ich hab doch gesagt, sie wird noch jemanden finden."

Bis es dunkel wird unterhalten wir uns über allmögliche Themen. Jedoch muss San dann nach Hause. Seine Eltern erlauben ihm nicht mehr, unter der Woche, während der Schulzeit, bei jemanden zu übernachten.

Ich begleite ihn zur Haustür, wo wir uns für den heutigen Tag verabschieden. Nachdem er geht will ich wieder in mein Zimmer, werde allerdings aufgehalten.
Mein Vater ruft mich von der Küche aus und bittet mich, dass ich mich zu ihm setze, was ich auch tue.

„Ich wollte mal mit dir reden, Wooyoung", beginnt er und zum ersten mal wirkt es so, als ob er nicht wüsste, was genau er sagen oder tun soll.
„In den letzten Monaten habe ich mich eher von dir und deiner Mutter entfernt und dafür wollte ich mich entschuldigen. Ich fühle mich nur wie der schlechteste Vater den es gibt, weil ich nie da gewesen bin. Ich wünschte ich hätte dich damals gefragt, warum du die Klasse wechseln wolltest.
Es tut mir wahnsinnig leid. Du bist mein Sohn und ich hätte für dich da sein müssen, aber das war ich nicht." Er wischt sich Tränen aus seinem Gesicht, während ich ihn nur stumm anschaue und erstmal begreifen muss, was er da gerade gesagt hat.

„Du bist kein schlechter Vater", sage ich schließlich und nehme seine Hand in meine.
„Natürlich hätte ich mir gewünscht, du wärst mehr für mich da gewesen, aber ich konnte mir schon denken, dass du selber damit klarkommen musst..", ich lege eine kurze Pause ein, bevor ich weiterrede. „Ich schätze es außerdem sehr, dass du jetzt mit mir darüber gesprochen hast."
Ich stehe auf und nehme meinen Vater in den Arm, was er erwidert. Es ist lange her, seit ich ihn das letzte Mal umarmte; im Kindergarten war die letzte Umarmung, glaube ich.

„Ich hab dich lieb, Appa."

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