𝕆𝕟𝕖𝕤𝕙𝕠𝕥 - 𝔹𝕦𝕔𝕙 | 𝕄𝕦𝕝𝕥𝕚𝕗𝕒𝕟𝕕𝕠𝕞

𝕃𝕖𝕧𝕚 𝔸𝕔𝕜𝕖𝕣𝕞𝕒𝕟𝕟 - 𝕃𝕚𝕗𝕖'𝕤 ℍ𝕒𝕣𝕕 [𝔸𝕥𝕥𝕒𝕔𝕜 𝕠𝕟 𝕋𝕚𝕥𝕒𝕟]

[High School AU | Levi X OC | TW Suicide, Selfharm]

Das erste Mal, als ich ihn wirklich sah... stand er am Rand des Daches des Hochhauses in dem ich wohnte und schaute in die Tiefe. Eigentlich hatte ich ihn schon mal gesehen. Er ging auf unsere Schule, in die Klasse neben meiner. Seit Anfang es Schuljahres.
Ich wusste nicht viel über ihn, doch er schien ganz in Ordnung zu sein, von der Tatsache abgesehen, dass er nach Zigaretten und Alkohol roch.

Es gab häufig Gerüchte über ihn, aber wie jeder Gossip beruhigten sich auch diese. Es wurde oft hinter seinem Rücken über ihn geredet.
Warum wechselte er? Warum sieht er wie jemand aus, der hinter der Schule Drogen an andere Minderjährige verkauft? Wo kam er her?
Das alles interessierte die Leute. Sich so auf eine Person festzubeißen fand ich langweilig.

Oft bekam ich das Gerede mit, hatte aber noch immer kein richtiges Bild von ihm in meinem Kopf. Immer nur die schwarzen, manchmal fettig aussehenden, vereinzelten Haarsträhnen, die unter der Kapuze hervor lugten, die halb übers Gesicht gezogen war. Wie er den Schulsprecher anrempelte und sich nicht mal umdrehte, geschweige denn entschuldigte. Er war klein. Kleiner als erwartet. Auch, wenn ich nur ein kleines Stück größer war als er.

Ich musterte ihn, wie er nach unten schaute und dann nach oben in den Himmel. Gerade hatte es zu dämmern begonnen. Interessiert legte ich den Kopf schief und zog an der Zigarette. 

»Willst du springen?« Er fuhr herum und sah mich an. Hatte er mich nicht mal bemerkt? Ich saß hier schon die ganze Zeit auf dieser Bank.
»Sterb' bitte woanders, ja? Die Bewohner dieses Hauses würden das nicht verkraften«, fuhr ich fort und zog nochmal an der Nikotinstange, atmete den Rauch wieder aus. Noch immer sagte er nichts.

»Da spielen Kinder unten auf dem Spielplatz, jeden Tag. Auch jetzt gerade.«
Der Junge schaute wieder runter und trat dann einen kleinen Schritt zurück. Ich runzelte die Stirn, beobachtete ihn weiter. »Warum willst du springen?«, fragte ich dann, erwartete aber keine Reaktion, bisher hatte er mich ja auch ignoriert. 
»Wieso interessiert dich das?«, kam es dann von ihm. Irgendwie hatte ich mir seine Stimme anders vorgestellt...
»Komm da runter und ich verrate es dir«, leicht grinste ich, ließ die Zigarette fallen und zertrat sie mit meinem Fuß. 

Ich rechnete nicht wirklich damit, dass er sich wirklich zu mir setzen würde, trotzdem saß er wenige Augenblicke neben mir. »Du rauchst?« - »Japp, alles mögliche.«

»Also? Warum springen?«
»Naja...«, fing der Schwarzhaarige an, knetete seine Hände, bis er sie schließlich in die Jackentaschen steckte.
»Was mach ich hier eigentlich«, schnaufte er und stand auf. Dachte ich mir schon. Wer erzählt denn auch schon einer fremden Person, warum man von dem Dach eines mehrstöckigen Hochhauses springen wollte. »Wenn du jetzt gehst... springst du dann woanders?«, fragte ich ruhig und sah ihn weiterhin an. 

»Warum interessiert dich das überhaupt? Du kennst mich eh nicht«, meinte er dann und drehte sich um. »Hier ist schonmal jemand gesprungen«, gab ich ihm als Antwort und schaute ihm in seine grauen Augen. Sie glänzten wie kalter Stahl in der Sonne.
Er stockte, seine Augen weiteten kaum merklich. »Meine Schwester ist hier vor zwei Jahren gesprungen. Ich war die einzige Person, die sie angerufen hat und ich bin zu spät gekommen-«, ich unterbrach mich unter zündete mir eine Zigarette an. »Naja egal, lass mich meine Frage von vorhin umformulieren. Ich glaube, dass du mich falsch verstanden hast. Ich wollte nicht wissen wieso du springen willst, sondern warum du springen willst.«

Er schenkte mir einen verwirrten Blick und wandte sich mir wieder zu, immer noch die Kapuze auf dem Kopf.
»Ich denke es gibt schönere Arten sich umzubringen. Tabletten oder so'n Zeugs. Das sieht echt unschön aus, wenn überall Blut und blaue Flecken sind. Und hübsche Gesichter, wie deins müssen gehütet werden.«