(Luke)

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Speichel tropft von seinen Lippen als er sein Messer von einer in die andere Hand nimmt. Wie ein Irrer brabbelt er vor sich hin, bevor sein Blick an meinem Piercing hängen bleibt. Er krallt sich an meinem Kinn fest und nähert sich mit dem Messer.
„Das wirst du nicht mehr brauchen, wenn ich mit dir fertig bin."
Gerade will ich meine Augen und bin kurz davor mich von all dem hier zu verabschieden, als sich endlich zwei Arme um seine Brust schließen und ihn von mir herunter reißen.
Michael legt seinen Arm um Gabriels Hals. Ihn scheint es kaum zu jucken, dass Gabriels Fäuste wie Abrissbirnen gegen seinen Körper prallen, denn mit eiserner Miene drückt er solange zu, bis Gabriels Bewegungen schwächer werden und er endlich ohnmächtig zusammen sinkt.
Sam rennt polernd die Treppe herauf und bleibt verdutzt in der Tür stehen als er mich sieht.
Blut läuft mein Gesicht herunter und ich bin mir ziemlich sicher, einen oder zwei Zähne verloren zu haben. Verdammte scheiße.
Ich deute auf Dingo und als Sam meiner Bewegung folgt, flucht er auf und rennt zu ihr.
Michael fesselt Gabriels schlaffen Körper an die Heizung, blickt noch Einmal kopfschüttelnd auf ihn herab und geht dann zu Sam.
„Sie lebt." Sam nickt. Er zieht vorsichtig die Arme von ihrem Kopf und hebt ihr Gesicht an.
„Dingo?", Sams Stimme ist fast zärtlich als er ihre eine blutverschmierte Strähne aus dem Gesicht wischt. Ihre Augen bewegen sich zittrig.
Als sie beginnt zu schluchzen und ihr ganzer Körper anfängt sich zu krümmen, nimmt Sam sie in seine Arme. Es ist ein komisches Bild und doch war uns allen klar, dass es tief in ihm das ist, was er will.
„Alles wird gut." Er drückt ihren Kopf an seine Brust.
„Sam, wir müssen sie abwaschen. Sonst sehen wir nicht, was Gabriel mit ihr gemacht hat.", Michael deutet auf die Dusche.
Sams Gesicht hat inzwischen eine gräuliche Farbe angenommen, doch er nickt und hebt ihren Körper hoch. Ich zögere kurz und gehe dann ebenfalls zur Dusche. Die Temperatur stelle ich auf warm, fast kühl ein und teste den Strahl an meiner Hand.
Sam sieht mich dankbar an, sein Blick ist weicher als ich ihn je gesehen habe, und stellt sich mit ihr über den Ausfluss. Vorsichtig beginne ich an den Füßen und wandere weiter hinauf. Doch bis zum Knie sind nur ein paar Striemen. Sie sehen schon schmerzhaft aus, aber nichts was das ganze Blut erklären würde. Sams Gesichtsausdruck wechselt zwischen Erleichterung und Verwunderung, als ich den Strahl aber weiter nach oben wandern lasse, versteinert er. Eine relativ tiefe Schnittwunde verläuft von ihrem Oberschenkel über dem Knie diagonal nach oben nach hinten. Durch das Blut war die Länge und Tiefe nicht aufgefallen. Als ich sehe wie das Blut wie aus einem gurgelnden Brunnen aufsteigt, wird mir schlecht.
Warum hat Gabriel das getan?
Was war sein Ziel gewesen?
Und was für einen scheiß hat er gelabert?
„Wie weit geht der Schnitt?", Sams Stimme zittert und als ich ihn ansehe, wird mir klar, dass Gabriel verdammt froh sein kann, nicht bei Bewusstsein zu sein. Als seine Hände verkrampfen, stöhnt Dingo in seinen Armen auf und wir sehen sie beide erschrocken an.
„Dingo, versuch dich zu entspannen. Wir müssen sehen was er mit dir gemacht hat."
Sie hält ihre Augen fest geschlossen und nickt schließlich kaum sichtbar. Ich knie mich hin und folge dem Schnitt. Wie eine Ranke führt er von ihrem Oberschenkel, über ihren Po bis etwa zur Mitte ihres Rückens. Gabriel ist ein verdammter Wixer. Was wollte er damit bezwecken?
„Michael. Schau mal bitte.", Sam dreht seinen Kopf zu Michael, der immer noch über Gabriel gebeugt da steht.
Er kommt zu uns und beschaut sich Dingos Wunden.
„Der Schnitt muss genäht werden. Aber ich glaube, dass es nur eine Fleischwunde ist." Sam löst seinen Blick von Dingos Wunden und wendet sich an Michael.
„Kannst du das tun?" Er nickt und verlässt den Raum. Ich spüle weiter ihren Körper vorsichtig ab und wir entdecken noch ein paar Wunden. Ihr Schluchzen ist leiser geworden und ihr Kopf ruht auf Sams Brust.
„Dingo, wir müssen uns um dich kümmern. Kannst du sprechen?" Der Ansatz eines Nickens, dann wieder ein schmerzerfülltes Keuchen.
„Ja.", sie haucht.
„Wo tut es am meisten weh, Dingo?", frage ich sie.
„Am Kopf." Sam und ich wechseln einen besorgten Blick. Ein ungutes Gefühl steigt in mir auf, wenn ihr Kopf mehr wehtut als ihr Körper... Ich hebe den Duschkopf und keuche auf, als ein tiefer Riss in ihrer Kopfhaut sichtbar wird.
„Wir werden dir die Haare abrasieren müssen. Das muss genäht werden." Sie reagiert nicht. Wahrscheinlich ist sie eingeschlafen.
Mein eigenes Blut tropft mein Kinn herunter.
Michael kommt mit einer schwarzen Plane und seiner Medizintasche herein.
„Leg sie da drauf." Sam lässt sie langsam auf die Plane sinken und setzt sich dann neben Gabriel.
„Luke, kannst du ihm helfen? Ich pack das grade nicht."
Ich nicke ihm zu und warte auf Michaels Anweisungen.
„Wir müssen ihr eine Betäubung setzen. Eine Narkose kann ich nicht legen, aber sie muss ruhig bleiben. Ich kann nicht sehen, ob sie ernste Verletzungen hat, wenn ich die Wunden nicht nähe." Ich nicke und nehme das Desinfektionsmittel, das er mir reicht und reinige ihre Armbeuge. Als die Nadel mit der Flüssigkeit in ihrem Arm verschwindet, wird ihr Atem bald langsamer.
„Ich nähe und du hältst fest." Wir nähen etwa zehn kleinerer Wunden an verschiedensten Körperteilen, bis wir zu ihrem Kopf kommen. Sam reicht mir seinen Rasierer und mit schnellen Bewegungen lege ich die Stelle großzügig frei. Es sieht zwar ziemlich beschissen aus, aber in ihrer momentanen Lage dürfte ihr das ziemlich egal sein.
Michael kneift seine Lippen zusammen und beginnt die Stelle mit Jod einzureiben.

Dingo - Der Feind ich meinem Bett (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt