(Sam) Trauma

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Dingo schläft tief und fest, umklammert dabei aber wie ein Äffchen meinen Arm.
Wie kann es sein, dass sie sich nach so einer Qual immer noch an mich klammert?
Ich fahre ihr mit dem Finger über die Schläfe.
Michaels Nähte sind ordentlich, aber sie wird trotzdem einige Narben davontragen.
Das Gefühl in meiner Magengegend, dass seit Gabriel sich ihrer angenommen hatte, in mir brodelte, kocht immer noch vor sich hin.
Es ist ein Gefühl, dass ich seit Jahren nicht mehr gefühlt habe und mich verrückt macht.
Ich will mich einfach um sie kümmern und sicher gehen, dass sie behütet ist.
Sie knurrt leise und reibt ihren Kopf an meiner Schulter.
Ich muss schlafen. Morgen muss ich mich der Wahrheit stellen und mich mit den anderen um Gabriel kümmern.

Dingo schläft noch, als ich morgens aufwache. Ihre Haut hat sich an vielen Stellen bläulich verfärbt und die Ränder unter ihren Augen leuchten dunkel.
Ich könnte sie ewig beobachten, wie sie an meinem Arm gepresst da liegt und leise murrend schläft, doch es klopft an der Tür. Luke streckt sein geschwollenes Gesicht durch den Spalt und grinst mich an.
                    „Wir müssen reden. Michael ist schon unten." Ich nicke und versuche meinen Arm aus der Umklammerung zu ziehen, doch Dingo knurrt lauter und verstärkt ihren Griff. Soviel Kraft hätte ich der Kleinen gar nicht zugetraut.
                    „Jetzt verstehe ich das mit dem Namen.", Luke beobachtet meinen Kampf amüsiert, verzieht sich aber schnell als ich ihm einen warnenden Blick zu werfe. Langsam und vorsichtig ziehe ich meinen Arm Stück für Stück aus der Umklammerung. Ihre Miene wird angestrengter, doch sie wacht nicht auf.

Michaelsitzt mit Luke am Tisch und sieht auf sein Handy.
                    „Guten Morgen.", murre ich und setze mich dazu. Mein Magen knurrt und der Baconriecht verlockend.
Michael sieht auf und taxiert mich mit mit einem seiner typischen Mienen.
                    „Wie geht es Dingo?" Ich schaufle mirRührei mit Speckstreifen in den Mund und recke den Daumen in die Luft.
                   „Sieschläft noch."
Er nickt und tippt etwas in sein Handy.
                   „Was willst du wegen Gabriel machen?", Lukes Hände umklammern die Tischplatte.Er wirkt aufgeregter als ich es erwartet hätte.
                   „Keine Ahnung, was willst dudenn, dass wir wegen ihm machen?" Er zeigt auf sein Gesicht.
                   „Das ist gegen dieRegeln. Genauso wie eine Perra zu Tode zu quälen. Der Tod darf nur wegen fünfGründen erfolgen." Er streckt seine Faust aus und beginnt abzuzählen.
                   „AkuteFlucht muss verhindert werden." Er neigt den Kopf hin und her.
                   „Das ist schonhart an der Grenze, aber akzeptiere ich." Er streckt den zweiten Finger in dieLuft.
                   „Eine Perra verletzt sich irreparabel. Wir können sie nicht mehrverkaufen und frei lassen ist sowieso vom Tisch." Er hebt den dritten Finger.
                   „Eine Perra versucht einen von uns zu töten."
                   „Ich kenne unsere Regeln, Luke." Er schüttelt den Kopf und fährt fort.
                   „EinePerra ist dabei uns an die Polizei zu verraten." Er hält mir seineausgestreckten Finger vor die Nase:
                   „Eine Perra versucht eine andere Perra zutöten."
                   „Und, was willst du mir damit sagen?" Er wedelt mit der Hand vor meinemGesicht.                             „Dingo hat die ein oder andere Regel gebrochen." Mein Gesichtverfinstert sich. Will er Gabriel jetzt verteidigen?
                   „Aber das ist schon längerher und töten wollte sie dich, glaube ich, nie wirklich." Schnaubend widme ich mich wieder meinem Frühstück.
                   „Danke,das ist eine große Erleichterung." Er winkt ab.
                   „Du weißt was ich meine. Aberselbst, wenn. Wir haben die Regeln nicht umsonst aufgestellt. Die Hauptregelwar und ist: Wenn getötet wird, sofort nach dem Eintreten einer der Regeln."Ich nicke. Was soll ich noch dazu sagen? Uns ist doch allen klar, dass Gabrielfalsch gehandelt hat. Was will er mir damit beweisen?
                    „Er hätte Dingo versohlenkönnen, meinetwegen auch verprügeln, aber dass was er gemacht hat? Ey, wenn ichnicht gekommen wäre, wäre sie save gestorben." Er wedelt wieder mit der Hand vor meinem Gesicht.
                    „Alter, Luke, wenn du die Hand nicht aus meinem Gesichtnimmst, kannst du mit Michael gleich über mich diskutieren." Er zieht gespieltbeleidigt die Hand zurück.
                    „Na ja, egal. Du verstehst was ich meine, oder? Waswillst du mit ihm machen?" Er deutet auf sein Gesicht.
                    „Oder was darf ich mitihm machen? Jetzt habt ihr gar keinen gutaussehenden jungen Mann mehr im Team."Nimmt er die Sache überhaupt ernst?
                    „Luke.", Michaels tiefe Stimme reißt unsaus der verspulten Diskussion.
                    „Er hat nicht absichtlich gegen die Regelnverstoßen." Luke zuckt mit den Achseln.
                    „Ist mir egal, schau dir mein Gesichtan oder besser noch, schau dir Dingo an." Er deutet hinter mich. 

Dingo - Der Feind ich meinem Bett (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt