Die Tränen, die sich in seinen Augen sammelten, blinzelte er weg, wollte nicht weinen vor Drew. Schließlich hielten sie vor Perce' Haus an, zumindest vermutete Lucas, dass es Perce' Haus war, wenn Drew direkt davor hielt und Lucas sprang aus dem Auto raus. Drew zog die Handbremse an und stieg ebenfalls aus, sah sich die Umgebung ganz genau an, als wäre er ein Bodyguard und kein Babysitter. Schweigend liefen sie die Auffahrt hoch bis zum Eingang und Drew klingelte. Eine fröhlich lächelnde, dunkelhaarige Frau machte auf und begrüßte sie geradezu enthusiastisch.
»Hallo Lucas! Ich bin Perce' Mama, freut mich dich kennenzulernen.« Sie schüttelte ihm kräftig die Hand und danach auch Drew, obwohl sie offensichtlich verwirrt war, wer er wohl war. »Komm doch ... sind Sie sein Vater? Wollen Sie auf einen Kaffee auch schnell mit rein?«, fragte Perce' Mutter zu Drew gewandt und Lucas gab sich beste Mühe nicht zu lachen.
Drew schüttelte einfach nur den Kopf. »Ich passe gelegentlich auf Lucas auf. Ich gehe aber gleich wieder«, erklärte er und wandte sich dann noch kurz an Lucas. »Ich hole dich um halb 10 wieder ab.«
Lucas nickte und Drew sah sich noch einmal um, ihm schien die Gegend und das Haus hier gar nicht zu gefallen. »Melde dich im Notfall«, sagte er noch schnell und ging dann zurück zum Auto.
Die Frau bat Lucas herein und deutete auf eine Treppe. »Perce' Zimmer ist oben. Du kannst gerne zu ihm rauf gehen«, sagte sie immer noch lächelnd und zündete sich doch tatsächlich dabei eine Zigarette an. Lucas schüttelte den Kopf, als sie sich umdrehte und lief einfach nach oben. Na wenigstens hatte er nicht gelogen, als er sagte, dass seine Eltern da waren. Oder seine Mutter.
Vor einer Tür, die durch die mit Filzstift gemalten Sprüche darauf verdächtig nach Perce' Tür aussah, hielt er an und klopfte. Ein schläfriges »Hmm« antwortete ihm und Lucas öffnete die Tür, fand Perce in seinem zerwühlten Bett vor, wo er wohl gerade ein Nickerchen gemacht hatte – um halb 7 abends. Lucas schüttelte den Kopf. Gähnend streckte Perce sich und richtete sich im Bett auf, grinste dann schwach. »Na, Kleiner? Hat dein Babysitter dich vorschriftsgemäß bis vor die Schwelle gebracht?«
»Kann man so sagen«, sagte Lucas und ließ sich im Bett neben Perce fallen, sah sich interessiert in seinem Zimmer um. Ziemlich unordentlich war es, die eine Wand war mit Postern einiger Alternative und Rockbands zugeklebt, die andere war verziert mit verschwommen Bildern von Perce, seinen grinsenden Freunden, den Nachthimmel, Energydrinks und halb-philosophischen Sprüchen. Leere Dosen von Energydrinks stapelten sich auch in einer Ecke des Schreibtischs. Auf dem Schreibtischstuhl lagen einige Klamotten, alle in schwarz, anders kannte er es von Perce auch gar nicht. In einem schmalen Bücherregal standen ein paar wenige zerlesene Bücher neben Tand. Lucas entdeckte sogar zwei abgebrochene Mercedessterne. »Nett«, kommentierte Lucas und Perce lachte daraufhin, immer noch heiser vom Schlaf.
Lucas hörte auf sich umzusehen und sah zu Perce, zögerte nur kurz, bevor er fragte: »Hast du ne Zigarette?«
»In der Wohnung raucht man nicht«, sagte Perce mit einem breiten Grinsen und Lucas verdrehte seufzend die Augen, musste aber doch auch lachen.
»Als würdest du irgendwelche Regeln beachten.«
Perce zog eine Jacke am Ende des Bettes zu sich und holte aus der Tasche Zigarettenschachtel und Feuerzeug. »Na ich dachte du würdest solche Regeln beachten«, sagte er, fischte eine Zigarette raus und zündete sie für Lucas an, dann reichte er sie ihr, nachdem er selbst einen tiefen Zug genommen hatte.
»Rauchst du nicht auch eine?«, fragte Lucas verwirrt.
»Später«, sagte Perce nur und beobachtete Lucas dabei, wie er ein paar Züge von der Zigarette nahm und den Rauch wieder ausblies.
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Luan
Teen FictionAls sein Bruder bei der Yakuza einen Fehler macht, kommt Lucas in eine neue Familie, in der er rund um die Uhr von Drew, einem Mitglied der Yakuza, bewacht wird. Doch Perce, den er auf seiner neuen Schule kennenlernt, bringt ihn dazu alle Regeln sei...