Es klingelte eine ganze Weile, aber Perce ging einfach nicht ran. Also rief er noch einmal und noch einmal an, und nach dem fünften Mal klickte es endlich in der Leitung und Lucas hörte ein leises Rauschen. »Perce?«
Nach einigen Sekunden gab Perce ein leises »Ja« von sich und dann »Was is?«
»Warum antwortest du nicht?«, fragte Lucas dann und merkte, dass er die Luft anhielt, weil Perce so schlecht zu hören war und er irgendwie Angst hatte. »Bist du zu Hause? Ist alles okay?«
»Klar«, gab Perce kurz von sich und seufzte tief. »Bin irgendwo ... keine Ahnung ...«
»Du bist nicht zu Hause?«
»Nö.«
»Wo bist du? Ist wirklich alles okay bei dir?«, fragte Lucas panisch.
»Uhh ... Keine Ahnung. Irgendwo wo Bäume sind. Mir gehts bestens, Lucas. Hervorragend. Mir ging's noch nie besser.« Perce nuschelte noch irgendwas leise vor sich hin, das Lucas nicht verstand und dann kam Lucas ein Gedanke, den er sofort aussprach. »Bist du etwa ... betrunken?«
»Natürlich bin ich betrunken«, sagte Perce und Lucas konnte sich genau vorstellen wie er die Augen verdrehte, als wäre es ironisch gemeint, obwohl er offensichtlich betrunken war.
»Wieso? Ist was passiert?«, fragte Lucas, stand auf und lief unruhig in seinem Zimmer herum.
»Was soll schon passiert sein? Der alltägliche Wahnsinn. Brauche ich jetzt auch noch einen Grund mich zu betrinken? Mann Lucas, ich dachte du würdest nicht alles hinterfragen was ich mache. Ich dachte bei dir könnte ich frei sein«, sagte Perce und hörte sich mit jedem Wort wütender an.
Lucas seufzte innerlich und versuchte sich erstmal zu beruhigen. »Das kannst du«, sagte er leise und dann: »sag mir jetzt bitte wo du bist. Ich mache mir wirklich Sorgen.«
»Keine Ahnung, Lucas. Ich sagte doch: Bäume. Wahrscheinlich in irgendeinem Wald.«
»Heißt das du hast dich verlaufen?«
»Ich hab mich nicht verlaufen«, sagte Perce überzeugt. »Muss nur irgendwie das Ende vom Wald finden. Dann weiß ich wo ich bin. Bestimmt.«
»Okay«, sagte Lucas dann entschlossen und war schon drauf und dran nach unten zu laufen. »Schick mir jetzt deinen Standort. Ich hole dich ab.« Lucas hörte erst eine Weile nichts mehr, dann, dass Perce leise lachte. »Kommst du mit deinem Wachhund?«, fragte er. »Nein, weißt du was? Komm nicht. Ich glaub ich hab das Ende gefunden. Zumindest eine Straße. Wir sehen uns morgen. In der Schule. Wenn ich komme. Wenn nicht dann besuche ich dich und küsse dich bis du ohnmächtig wirst. Bis dann, du süßes kleines Ding. Hab dich lieb.«
Ehe Lucas irgendetwas erwidern konnte, hatte Perce auch schon aufgelegt und Lucas starrte auf sein Handydisplay, das ihm kalt verkündete, dass der Anruf beendet worden war.
»Verflucht«, murmelte Lucas, traute der ganzen Sache einfach nicht, denn es war mitten in der Nacht, kein Mensch sollte um die Uhrzeit alleine im Wald sein. Selbst wenn eine Straße in der Nähe war. Alles mögliche konnte passieren. Er rief erneut an, doch das Freizeichen ertönte sofort, als hätte Perce sein Handy ausgemacht.
Lucas rief immer wieder an, aber es brachte einfach nichts. Perce ging nicht mehr ran. Dann klopfte es plötzlich an der Tür und Lucas zuckte doch tatsächlich ein wenig zusammen. Natürlich war es nur Drew, der eine Sekunde später eintrat, Lucas überrascht musterte und wahrscheinlich sofort bemerkte, wie aufgebracht er war. »Was ist los?«
»Perce«, sagte Lucas und verfluchte seine schwache Stimme. Er sah hilflos zu Drew hoch. »Ich ... ich kann ihn nicht mehr erreichen. Er hat gesagt, dass er irgendwo in einem Wald ist und nicht genau weiß wo und ich glaube er ist betrunken aber er nimmt einfach nicht mehr ab ...«
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Luan
Teen FictionAls sein Bruder bei der Yakuza einen Fehler macht, kommt Lucas in eine neue Familie, in der er rund um die Uhr von Drew, einem Mitglied der Yakuza, bewacht wird. Doch Perce, den er auf seiner neuen Schule kennenlernt, bringt ihn dazu alle Regeln sei...