Also nahmen sie vollen Schwung, doch als die Schaukel am höchsten Punkt ankam, bekam es Lucas doch ein wenig mit der Angst zu tun und ein mulmiges Gefühl machte sich in seinem Bauch breit. Was, wenn er sich beim Absprung was brach? Drew würde ihn umbringen. Glaubte er zumindest. Aber als er sah, dass Perce schon runtersprang und geschickt im weichen Gras landete, wollte er vor ihm wirklich nicht wie ein absoluter Loser dastehen und sprang ebenfalls ab, landete aber keineswegs so elegant im Gras wie Perce, sondern stolperte bei der Ankunft auf den Boden und landete mit dem Gesicht im Gras.
»Ahh, verdammt!«, fluchte er und wischte sich das Dreck vom Gesicht, sah aber im Augenwinkel, dass er es tatsächlich weiter als Perce geschafft hatte. »Wow, hast du dir diesmal Mühe gegeben.«
Perce seufzte daraufhin nur und lief zu den Flaschen hin, öffnete die dritte geschickt, setzte sie an und so schnell wie er das Bier trank, kam es Lucas schon so vor, als würde es einfach durch seine Kehle sickern. Innerhalb von Sekunden war die Flasche leer und Perce ließ sie einfach auf den Boden fallen. Lucas sah sogar ein wenig enttäuscht aus, weil sie von nun an den Tequila trinken mussten.
»Also«, sagte Perce dann. »Mit einem Unentschieden gebe ich mich nicht so einfach zufrieden.«
Lucas rappelte sich schnell auf, weil er vermutete, dass gleich die nächste Wette kommen würde und so unfair wie Perce spielte, musste er jederzeit bereit sein.
Perce' Blick fiel auf eine nicht besonders hohe Kletterwand am anderen Ende des Spielplatzes und er grinste Lucas an. »Wer als erstes oben ist gewinnt.«
»Uff«, meinte Lucas, denn klettern war echt nicht seine Stärke. Eigentlich war nichts seine Stärke. Außer zocken und zeichnen. »Und was bekommt der Gewinner?«, fragte er nach, sah misstrauisch hoch. Die Klettersteine waren recht klein, eher ausgelegt für Grundschulkinder und nicht Highschooler.
»Hmmm«, machte Perce nachdenklich, obwohl Lucas an seinem Grinsen erkennen konnte, dass er bereits einen Plan hatte. »Der Verlierer muss tun, was der Gewinner sagt.« Und schon hatte er die ersten paar Meter hinter sich gelassen, war wohl sehr motiviert diesmal zu gewinnen. Lucas kletterte gleich hinterher, war schon bei der Hälfte vollkommen außer Puste. Das war schwerer, als er es sich vorgestellt hatte.
Als er endlich oben angekommen war, ließ er sich einfach an der oberen Kante hängen und atmete schwer. »Wie zur Hölle machst du das?«, fragte er Perce und musste erst einmal sein Atem unter Kontrolle bringen.
»Ich hab gerade eine ganze Flasche Bier getrunken«, erklärte Perce grinsend. »Das pusht.« Seine Hand fing an Lucas durch die Haare zu fahren, die von den ganzen Wetten leicht verschwitzt waren. »Du hast noch Dreck in den Haaren.«
Lucas schüttelte sich wie ein Hund, um den Dreck loszuwerden und seufzte laut. Er brauchte dringend eine Dusche. »Also«, sagte er dann, sah zu Perce, dessen Augen durch den Alkohol beinahe magisch leuchteten. »Was soll ich tun?«
Perce sah nach unten, dachte wohl darüber nach, einfach zu springen, was Lucas gar nicht gefiel, denn die Höhe war schon etwas ... halsbrecherisch. Oder vielleicht empfand er es auch nur so. Schließlich war die Kletterwand eigentlich für Kindergartenkinder gedacht. Halsbrecherisch hoch sollte sie dadurch eigentlich nicht sein.
»Perceee«, quengelte Lucas, wurde nur immer nervöser, wenn Perce so lange zögerte und nur so gruselig vor sich hin grinste, als würde er gerade Pläne schmieden. »Sag schon!«
»Wir springen auf drei, okay?«
»Spinnst du??«, fragte Lucas ein wenig schockiert, dass er es ernst meinte und versuchte sich an der Kante aufzusetzen, was schwieriger war als gedacht. »Bist du betrunken? Ist das eine neue Wette oder meine Aufgabe? Denn wenn das eine Wette ist, dann passe ich!«
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Luan
Teen FictionAls sein Bruder bei der Yakuza einen Fehler macht, kommt Lucas in eine neue Familie, in der er rund um die Uhr von Drew, einem Mitglied der Yakuza, bewacht wird. Doch Perce, den er auf seiner neuen Schule kennenlernt, bringt ihn dazu alle Regeln sei...