Künstler pt. 2

394 16 5
                                    

Trauer ist ein Synonym für die eigene Unzufriedenheit. Man ist traurig, weil etwas einem nicht passt, nicht weil es der andere Schuld ist. Er versucht sich nur vor seiner eigenen Trauer zu beschützen.

Doch das hier, das war keine Trauer, das war viel mehr.

„Ich weiß es auch nicht Sarah, ich weiß es auch nicht." der sonst so große Abwehrspieler war nun sehr klein, wenn er sich auf sein Bett niederließ. Er sackte quasi in sich zusammen, wie ein Häufchen Elend. Seinen Kopf legte er auf seine Hände, und er schien in Selbstmitleid zu verzweifeln.
„Was machst du denn dann noch hier?" ich setzte mich neben ihn und strich ihm vorsichtig über den Rücken.
Er hob seinen Kopf an und schaute mich leer an.

Auch er hatte keine Antwort darauf.

„Ich dachte immer, mit einem Wechsel zu Bayern könnte ich auf einem besseren Niveau spielen. Ich hatte so eine genaue Vorstellung, doch die wurde nicht getroffen. Ich glaube, ich passe hier einfach nicht hin. Scheint ganz gut zu sein, dass ich mich verletzt hab." starr schaute er auf seine Hände, und in mir kam ein komisches Gefühl hoch.
Verständnis.

„Warum bist du dann nicht zurückgegangen Jonas? Was hält dich dann noch hier?" meine Hand ruhte auf seiner Schulter, und ich versuchte ihn so gut es geht anzugucken.
„Weil mich niemand zurück in Köln haben möchte." er seufzte und stand dann auf. Er fing an, ein paar Sachen in seine Tasche zu packen, wahrscheinlich um sich abzulenken.
„Das glaub ich nicht um ehrlich zu sein. Die Fans lieben dich, genauso wie die ganzen anderen Kölner. Du darfst dir sowas wirklich nicht einreden." fing ich an ihm gut zuzusprechen, aber ihm war es wohl nicht danach.

„Sarah du hast keine verdammte Ahnung! Weißt du was ich für Nachrichten bekomme täglich? Keine >komm doch zurück wir vermissen dich< Nachrichten. Sonst wär ich doch schon lange wieder weg von hier." verzweifelt warf er seine Schuhe in seine Tasche und stützte sich mit beiden Händen auf dem Tisch neben ihm ab.
„Tut mir leid."

Er drehte sich nochmal zu mir um, und ich weiß nicht was mich grade so dazu bringt, aber ich ging auf ihn zu und umarmte ihn einfach. Er hing sich in die Umarmung, als würde er grade alles festhalten was ihm wichtig war.

Es ging ihm hier um so extrem viel, und doch hatte er anscheinend nur so extrem wenig. Das war richtig, keiner der Spieler wollte richtig was mit ihm zu tun haben, er hatte kaum Fans hier und bei Köln schienen ihn nur die Spieler zu vermissen, wobei ich mir da nicht mal sicher bin. Er hatte keinen Halt mehr.

Und doch schien ihm diese einfache Umarmung den größten Halt zu geben, den er in der letzten Zeit bekommen hatte.
Ich war dieser Halt.

„Jonas, ich verspreche dir es wird besser. Und wenn ich dafür sorgen muss." murmelte ich an seine Schulter, während ich über seine Schulter strich. Er schaute hoch, zuerst an mir vorbei, dann in mein Gesicht.
„Was willst du schon machen?" humorlos lachte der ehemalige Kölner auf und ich schaute ihn leicht sauer an.
„Du wirst schon noch sehen. Du könntest dich aber auch einfach bedanken, dass ich hier versuche dir zu helfen, ich kann mir nämlich auch tausend andere Sachen vorstellen die mir eventuell mehr Spaß machen würden als das begleiten eines Ex-Kölners welcher keinen Fuß macht in die Mannschaft." hielt ich ihm eine Standpauke und hielt mir selbst sofort den Mund zu, nachdem ich bemerkt habe was ich da eigentlich grade gesagt habe.

„Na gut, ich denke das hab ich verdient grade. Hast du das eingeübt?" er schob mich von sich weg und beäugte mich belustigt.
„Unfassbar." murmelte ich und schüttelte meinen Kopf, bevor ich mich auf den Weg zur Tür machte.

„Sarah, warte!" rief er mir hinterher, weshalb ich mich umdrehte.

„Danke."

Nun ist es UNSER LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt