5 Kapitel

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----ZWEI JAHRE SPÄTER----

Ich umklammerte meine Bücher, während ich mich durch die Gänge der Schule schob. Ich hatte den Kopf gesengt. Ich wollte nicht, dass sie mich sahen, ansonsten würden gleich wieder ein Hagel an dummen Sprüchen auf mich nieder prasseln.  Ich hatte mir meine Kopfhörer in die Ohren gesteckt, um zu vergessen, dass ich niemanden hatte, mit dem ich reden konnte. Ed Sheeran dröhnte mir laut in den Ohren, verschluckte die Geräusche um mich herum.  Ich trat hastig ein paar Schülern aus dem Weg, die sich an mir vorbei drängelten. Ich war mittlerweile ganz gut darin nicht aufzufallen. Ich hatte mich daran gewöhnt. Ich strich mit eine braune Haarsträhne hinter das Ohr während ich in meiner Tasche nach meinem Schließfachschlüssel kramte und bekam einen riesigen Schrecken, als mich plötzlich etwas seitlich von hinten traf und mich zu Boden riss. "Sorry, Freak. Hab dich gar nicht gesehen." Ein paar Jungs lachten, als sie an mir vorbei gingen. Zitternd rappelte ich mich auf und sammelte schweigend meine Bücher ein. Ich meine, es war ja nicht so, dass das zum ersten Mal passierte. Wenigstens hatte ich endlich meinen Schlüssel gefunden. Ich stopfte ein paar meiner Sachen in mein Fach, schulterte meine Tasche und machte mich dann auf den Weg zu meiner letzten Stunde Geschichte.

Wiedermal war ich eine der ersten, die das Klassenzimmer betraten. Ich hatte mir gänzlich abgewöhnt auch nur einen Hauch zum Unterricht zu spät zu kommen. Dann hätte ich nähmlich keine Chance mehr ungesehen an meinen Platz zu kommen. Unglücklicherweise war ich immer noch mit Ashley und ihrem Gefolge in einigen Kursen. Geschichte zählte auch dazu. Ich hatte mich immer wieder gefragt, wie so dumme Leute Geschichte als eines ihrer Fächer wählen konnten, aber ich hatte mittlerweile die Theorie, dass sie es nur taten, um mich zu quälen. Ich setzte mich auf meinen Platz in der letzten Reihe und breitete meine Schulsachen vor mir aus. Es hatte auch gewisse Vorteile einen Doppeltisch für sich alleine zu haben. Mr Ray, einer meiner Lieblings Lehrer knallte seine Tasche auf das Pult, um die Klasse zum Schweigen zu bringen. Ich zuckte zusammen. Bilder schossen mir kurz in den Kopf. Bilder, die ich lieber vergessen wollte. Ich steckte mein iPhone in die Hosentasche und wante mich dem Unterricht zu. "Ok, Leute. Wir beginnen heute mit einem neuen Thema. Dem Kalten Krieg. Kann mir vielleicht jemand sagen, wann dieser Krieg begann?" Ich sah mich um. Niemand meldete sich. Schweigend kritzelte ich die Antwort auf meinen Notiz block: 1949. "Niemand?" Mr Ray sah sichtlich enttäuscht aus. "Kann mir denn jemand sagen, wie lange er gedauert hat?" Wieder keine Meldungen. Ashley und Samantha unterhielten sich angeregt in der zweiten Reihe über Nagel-pflege-Produkte. Die hälfte der Klasse sah aus dem Fenster. 40 Jahre. "Er hat vierzig Jahre gedauert. Noch eine Frage." Er begann durch die Reihen zu gehen. "Warum heißt es denn kalter Krieg?" Niemand schien im wirklich Aufmerksamkeit zu schenken. Ich schrieb die Antwort auf mein Blatt. Es wurden keine Waffen eingesetzt. Mr Ray blieb neben meinem Tisch stehen und begutachtete mein Blatt. Ich hatte es nicht bemerkt. "Wirklich niemand?" Er sah in die Runde. "Was ist mit dir, Amey?" Ich zuckte zusammen, als hätte er mir einen elektrischen Schlag gegeben. Ich hörte wie sich Stühle bewegten und wusste in der selben Sekunde, dass alle mich anstarrten. Hastig bedeckte ich mit einer Hand meinen Block. "Ich weiß nicht", piepste ich. Ich sah immer noch nicht zu ihm auf. Der Lehrer seufzte und raufte sich die Haare. "Dann hab ich euch wohl noch viel beizubringen. Er zog sanft den Block aus meinen Fingern, nahm ihn mit sich nach vorne und legte ihn auf das Pult. "Amey, kommst du bitte nach der Stunde zu mir?" Wieder Blicke, die auf mir Ruhten. Getuschel, Gekicher. Ich nickte. Ashley warf mir einen Blick zu, der mir sagte, dass ich dafür noch Probleme bekommen würde. Sie mochte es nicht, wenn ich positive Aufmerksamkeit bekam.

 Die Stunde schleppte sich hin. Innerlich bereitete ich mich auf das bevorstehende Gespräch und die folgenden Sprüche und Gemeinheiten von Ashley und ihrer Clique vor. Ein definitiv gelungener Tag. Ich kritzelte abwesend auf meinen Heftrand. Wenn ich zeichnete war ich in meiner eigenen Welt. Das klingeln der Schulglocke riss mich aus meinen Gedanken. So langsam wie möglich packte ich meine Schulsachen zusammen, damit niemand mehr im Klassenzimmer war. Dann atmete ich durch und ging nach vorne zum Pult. Mr Ray stand vorne und blätterte in meinem Block. Ich räusperte mich einmal kurz, um ihm zu zeigen, dass ich neben ihm stand. Er sah auf. "Kann ich meinen Block wieder haben?", fragte ich leise und deutete auf seine Hand. Er reichte mir den Block. Lies ihn aber nicht los. "Wieso meldest du dich nicht, wenn du die Antworten weißt? Mir ist das jetzt schon öfters aufgefallen." Ich zuckte nur mit den Achseln. "Amey du könntest so viel besser sein, wenn du dich mehr melden würdest. Andernfalls muss ich einen Brief an deinen Vater schreiben." Ich schrumpfte in mich zusammen. Wenn er wirklich einen Brief schreiben würde, würde das nicht gut für mich werden. Mein Vater mochte es nämlich nicht, wenn ich negative Aufmerksamkeit bekam. "Hör zu. Ich weiß, dass du eine schwere Zeit hinter dir hast, aber so geht das nicht weiter. Du musst mehr mitarbeiten."-"Sie wissen gar nichts, Mr Ray. Kann ich jetzt gehen?", sagte ich schroff. Er nickte. Ich wandte mich zum gehen. "Ach und Amey!" Ich drehte mich noch einmal um. "Deine Zeichnungen sind wirklich gelungen. Du solltest beim Kunst-Wettbewerb mitmachen. Ich zuckte abermals mit den Achseln und ging. Der hatte aber auch eine Vorstellung. Wenn ich da mitmachen würde, hätte ich meine eigene Todesurkunde unterschrieben.

Lifesaving Lovestory (Liam Payne Fanfic, Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt