Kapitel 19

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02:00 Uhr.
Jim schlief friedlich in den Armen von Sebastian, als dieser ihn plötzlich weckte.
„Jim. Jim! Boss. Wach auf."
Vorsichtig rüttelte Sebastian am Arm des kleineren Mannes, aber bis auf ein verschlafendes grummeln bekam er keine Antwort. Vorsichtig küsste er ihn auf den Kopf und streichelte dann Jims Haare aus dessen Gesicht.
„Jim? Komm schon, wach auf."
„Mgqhhh. Was ist denn Sebastian?" murmelte dieser verschlafen und weigerte sich seine gemütliche Position auf Sebastian zu verlassen.
„Wir haben etwas Neues über Sherlock rausgefunden."
Jim schielte rüber zum Wecker und starrte auf die Uhrzeit, kaum in der Lage sie zu lesen.
„Welcher Dummkopf hat den bitte festgelegt, dass du auch Nachts zu neuen Informationen Benachrichtigungen bekommst?"
„Sie, Boss."
Jim war zu müde, um großartig zu reagieren. Aber Sebastian schlang trotzdem Sicherheitshalber seine Arme um ihn, was Jim sehr begrüßte.
„Und was ist das für eine neue Information?" fragte Jim leicht abwesend und desinteressiert.
„Sherlock hat eine Freundin."
Sofort sprang Jim auf und zog ein Klappmesser aus seiner Schlafanzughose. Mit einer Hand drückte er Sebastian gegen die Rückwand vom Bett und mit der anderen hielt er ihm das Messer gegen die Kehle.
„SAG DAS NOCHMAL!"
Sebastian konzentrierte sich auf seine Atmung. Jede falsche Bewegung konnte zu schweren Verletzungen oder sogar seinem Tod führen. In Momenten wie diesen wurde jedes mal aufs neue klar, dass egal wie schön Jims liebe sein konnte, dass er immer noch ein Psychopath war. Sebastian war gewarnt worden und das nicht nur einmal. Er wusste wie gefährlich Jims Liebe war und trotzdem hielt es ihn nicht auf. Er kannte die Gesichten von Jims vergangenen Liebhabern. Er wusste, dass Jim die Menschen zu Tode liebte und sogar sein eigener Bruder unter der Liebe Jims starb.
„Jim, bitte hohl das Messer weg."
„SAG NOCHMAL DIE INFORMATION ÜBER SHERLOCK!"
„Jim, du tust mir weh."
„SAG. ES. NOCHMAL."
„Sh-Sherlock h-hat eine Freu-Freundin."
„Wer ist sie? Und wehe das was du sagst stimmt nicht, dann schlitz ich dir die Kehle auf."
„Freyja Dias. Me-mehr weiß ich noch nicht."
Ohne das Jim es merkte wurde der Druck des Messers stärker und schon bald floßen die ersten Blutstropfen Sebastians Hals herunter. Sebastian zog scharf die Luft ein und kniff die Augen zusammen. Er traute sich nicht mehr zu reden und atmete schwach und unregelmäßig. Hilfesuchend wanderte seine Hand an Jims Handgelenkt, aber Jim rührte sich nicht.

Minuten später hatte Jim immer noch nicht das Messer weggeholt und Sebastian hatte langsam mit dem Gedanken abgeschlossen, dass er hier nicht mehr lebend rauskam. Schließlich fand eine einzige Träne ihren Weg über Sebastians Wange. Nichtmal aus Angst zu sterben, sondern weil die schmerzen immer unerträglicher wurden. Jim sah die Träne und sie bewirkte irgendetwas in ihm, was ihn dazu brachte sofort das Messer wegzunehmen und etwas eingeschüchtert von Sebastian wegzurücken. Verwirrt über das plötzliche Ende öffnete Sebastian erneut seine Augen. Er sah zu Jim rüber, welcher wie ein eingeschüchtertes Tier am Bettrand hockte. Die Beine angezogen und die arme drum geschlungen.
„Seb, ich...also..es...ich..."doch die Worte wollten einfach nicht Jims Mund verlassen.
Er war überfordert mit der Situation, schon wieder hätte er fast jemandem den er liebte umgebracht. Nur diesmal hatte er es nicht beendet, weshalb er Angst vor Sebastians Reaktion hatte. Schon oft hatte er sich gefragt, was passieren würde, wenn er beim Töten scheitern würde.

Sebastian stand auf und ging aus dem Zimmer. Jim bekam Panik. Er hatte noch nie Angst gehabt. Er verspürte nie Angst, nichtmal wenn er dem Tod in die Augen sah, aber jetzt. Jetzt hatte er Angst. Angst vor Sebastians Reaktion. Angst vor sich selbst. Seine Angst wurde größer, stärker, Übernahm schließlich Überhand über ihn und wurde zu einer Panikattacke.

Sebastian kam zurück ins Zimmer. Er hatte sich nur ein Pflaster über die Wunde geklebt. Er war nicht sauer auf Jim, er wusste das dieser ihm nie mit Absicht wehtun wollte.
Als er Jim zitternd auf dem Bett sitzen sah, machte er sich sorgen. Jim hatte noch nie so auf etwas reagiert. Hatte er etwa Angst?? Schell setzte Sebastian sich zu ihm und wollte Jim in den Arm nehmen, aber dieser zuckte weg, weshalb er seine Arme wieder zurück zog.
„Hey, Jim. Es ist alles gut. Mir geht es gut."
Jim sah hoch zu Sebastian und fing an zu weinen. Er weinte nie. Er war mit seinen eigenen Gefühlen überfordert.
„Hey, Hey, Hey. Jim. Seh mich an. Jim. Mir geht es gut. Es ist alles gut. Es ist nichts passiert. Du hast nichts gemacht. Wovor hast du Angst."
Doch statt zu antworten sprang Jim einfach auf und rannte Weg. Er rannte nie Weg.

Sebastian folgte ihm ins Wohnzimmer wo er ihm am Ärmel festhielt, bis Jim stehen blieb und sich zu ihm umdrehte.
„Lauf nicht weg. Nicht wenn ich mit dir rede." sagte Sebastian ernst.
Eine riskante Aktion, aber sie schien zu wirken.
Jim nickte nur als Antwort und starrte beschämt auf den Boden.
„Sieh mich an. Jim, sie mir in die Augen!"
Jim gehorchte und sah hoch zu Sebastian, wobei er aussah wie ein verprügelter Welpe, was Sebastian fast das Herz brach.
„Es tut...ich wollte nicht... ich..." stotterte Jim, unsicher was Sebastian von ihm wollte.
Doch Sebastian unterbrach ihn einfach, indem er ihn küsste.
„Es ist alles gut, okay? Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Und jetzt komm wieder schlafen, Sherlock ist nachher unser Problem."
Jim nickte nur und ging dann wieder mit Seb ins Bett, wo er sich an ihn kuschelte, als hätte er ihn gerade nicht fast umgebracht.

Secrets (Johnlock)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt