1 - Artgenossen der besonderen Art✔

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Fake Relationship - Kapitel 1

"Was meinst du denn dazu, Maja?", riss mich mein Mathelehrer aus meinen Gedanken. Ich schaute mich kurz ratlos um, bis Emily, meine beste Freundin, auf die Aufgabe zeigte, die ich lösen sollte. Mein Lehrer deutete in Richtung Tafel, was wohl bedeutete, dass ich die Aufgabe vorrechnen sollte.

Während ich nach vorne lief hörte ich ein leises Gelächter aus der hinteren Ecke und drehte mich kurz um, nur um in das schämische Grinsen von Enrico zu blicken. Natürlich würde er mich wieder auslachen, was sollte er denn sonst groß machen? Im Unterricht beteiligen eher weniger. Vielleicht sollte ich kurz erklären, dass Enrico und ich uns nicht mochten. Wobei das noch untertrieben war.

Eher hassten wir uns. Wir hatten komplett unterschiedliche Hobbys. Während er der Captain unserer Fußballschulmannschaft war, war ich die Captain unseres Volleyballteams. Vielleicht war der Konkurrenzdruck ein Grund für unser Problem oder auch aber einfach, dass unsere Eltern gut befreundet waren, wir somit jeden Urlaub miteinander verbrachten und uns solange auf den Geist gingen, bis eine unserer Familien früher abreisen musste.

Ich hatte die Aufgabe relativ schnell gelöst. Unser Lehrer streckte seinen Daumen nach oben und lächelte mir zu, ehe ich mich zurück auf meinen Platzt setzte. Mathe war eigentlich eines der Fächer die ich nicht mochte, aber ich konnte es wenigstens. Meine Lieblingsfächer waren dann wohl Sport und Deutsch.

Als uns das Klingeln endlich erlöste, schnappte ich mir Emily und lief zur Cafeteria, wo bereits der Rest unserer Freunde saß. Korrigiere, meine Freunde und Enrico. "Was will die denn schon wieder hier?" Enrico verdrehte seine Augen und musterte mich abschätzend.

"Könnt ihr diese Kinderkacke nicht einmal lassen?" ,zischte Marlon, der beste Freund von Enrico. Ich fragte mich immer wieder, wie er nur mit ihm befreundet sein kann, er war schließlich kein arrogantes, eingebildetes Arschloch, sondern sogar ganz nett.

"Aber wirklich." ,schloss sich Emily ihm an. Ich guckte sie empört an, aber sie zuckte nur mit ihren Schultern. Daraufhin sagten wir eine Weile nichts mehr, sonder aßen nur schweigend unser Essen, was wir uns vorher geholt hatten. Ich fixierte meine Pommes und spießte sie mit meiner Gabel auf, ehe ich sie mir genüsslich in den Mund schob.

Hin und wieder gab es kleinere Gespräche, an denen ich mich aber wenig beteiligte, da ich mit meinen Gedanken mal wieder völlig woanders war. "Hallo?" eine Hand fuchtelte vor meinem Gesicht herum und ich guckte erschrocken in die Richtung aus der die bekannte Stimme kam. "Hörst du mir eigentlich zu?" ,lachte Emily. "Hm was?" ,fragte ich nur und die anderen lachten los. "Dein Blick gerade war einfach nur göttlich." ,rief Quinn während er sich ein Stück seines Hamburgers in den Mund schob. Oder eher runterschlang, sah nicht besonders appetitlich aus. "Mach doch bitte den Mund zu." ,bat ich ihn und er nickte nur, aß aber genauso weiter wie vorher.

***

Auf meinem Nachhauseweg musste ich täglich an einer Weide vorbeilaufen, wo normalerweise eigentlich niemand war, doch heute standen dort überraschenderweise ein paar Kühe. Ich trat näher an den Zaun und strich einer über den Kopf. Sie musterte mich mit großen braunen Augen und stupste meine Hand an.

"Na, hast du deine Artgenossen gefunden?" ,fragte mich eine belustige Stimme. Natürlich Enrico. "Was willst du?", fragte ich ihn mit zusammengebissenen Zähnen. "Meine Mom hat mir ne Nachricht geschrieben. Ich soll mit dir zusammen nach Hause laufen soll weil Nina, eine Kollegin unserer Mütter, und sie etwas mit uns besprechen wollen. Frag mich nicht was, ich weiß es auch nicht." ich guckte ihn nur genervt an und schweigend liefen wir den restlichen Weg zu mir nach Hause, wo ich den Schlüssel aus meiner Handtasche kramte und die Tür aufschloss. Wir zogen beide unsere Schuhe aus und liefen in die Küche, wo Anne und meine Mutter bereits warteten.

Ich begrüßte sie mit einem kurzem "Hallo." und Enrico murmelte etwas unverständliches. "Also, warum ihr herkommen solltet, wir haben eine neue Kollegin auf unserer Arbeit und sie hat Zwillinge in eurem Alter, einen Sohn und eine Tochter. Sie hat uns gefragt ob wir heute Abend nicht alle gemeinsam etwas essen gehen wollen. Und da wollen wir euch-" Ich unterbrach meine Mutter.

"Wir sollen mitkommen oder?" Sie nickte nur und ich seufzte. "Ausnahmsweise." brummten Enrico und ich gleichzeitig. "Okay, wir holen euch um 18:00 Uhr ab." mit diesen Worten verabschiedete sich Anne und zog ihren etwas überrumpelten Sohn aus der Küche. "Ich mach dann mal Hausaufgaben." murmelte ich und lief hoch in mein Zimmer, wo ich mich gleich an den Schreibtisch setzte.

2 Stunden und 8 Seiten Hausarbeit später war ich endlich fertig und beschloss, mich bereits fertig zumachen. Ich schaute kurz auf mein Handy, um nach der Uhrzeit zu schauen.

17:42.

Ich hatte also noch genug Zeit, um mich fertig zu machen. Ich entschied mich spontan für eine dunkle Jeans, einen dicken Pullover und einen kuscheligen Schal. Schminken tat ich mich nicht. Sonst machte ich das ja auch nicht. Ich lief schnell die Treppe runter ins Wohnzimmer, wo bereits mein älterer Bruder Marco saß und auf sein Handy starrte. Er war 2 Jahre älter als ich, also 19. Enrico war leider knapp ein halbes Jahr älter als ich, weshalb er zwischen uns lag.
Seine kleine Schwester war erst 8 und das süßeste kleine Mädchen, was ich kannte.

Mein Vater kam gerade die Tür rein und setzte sich auf die Couch. Ich legte mich neben ihn und er seufzte: "Wenigstens eins meiner Kinder beachtet mich." ich tätschelte ihm den Kopf. Es klingelte schon wieder. Das konnten ja nur die Walters sein. Ich hatte recht, denn wenige Sekunden später standen sie bei uns im Wohnzimmer. "Kommt, wir gehen." rief meine Mum enthusiastisch und ich rollte mit den Augen.

Ich erkannte Mum's Arbeitskollegen schon von weitem. Sie wank wie eine verrückte mit ihrer Hand. Ihre Kinder sahen eher speziell aus. Der Junge sah aus wie der typische Badboy und das Mädchen, da fangen wir erst gar nicht mit an.

Wir liefen auf sie zu und die Frau begrüßte meine Mutter freundlich. Dann stellte sie uns ihre Kinder vor. "Das sind Jayden und Amber." erzählte die stolz. Jayden warf ihr nur einen finsteren Blick zu und Amber kaute gelangweilt auf ihrem Kaugummi herum. Das war aber wirklich klischeehaft. Ich unterdrückte ein Kichern bei den Namen und Enrico und Marco ging es wohl nicht anders. Ich setzte mich so weit wie möglich von Jayden weg wie ich nur konnte. Der Abend würde ja super werden.

Fake Relationship ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt