Freedom

23 4 0
                                    



Das stinkende Blut, welches meinen Körper beschmutzt und mir von meinen Händen ekelhaft unter meinen Mantel ringt, ignorierte ich gekonnt, während ich einem weiteren Menschen alles nahm, was er zum Leben braucht, auch bekannt als "Psyche". Doch diesen abscheulichen Begriff nehme ich ungern in meinen mir zu schönen Mund, da dieser hier nicht mehr benutzt wird. Hier versteht man die Psyche ganz einfach als die Seele, welche man einem Menschen schmerzhaft entreißt. Bei seinem Tod soll dies besonders schmerzhaft sein, da dies das Letzte ist, was man in diesem Moment noch besitzt oder besitzen soll.


Deswegen gilt: „Desto mehr und brutaler du einem abscheulichen Vieh nimmst, desto qualvoller wird der Tod dessen ablaufen." Selbst habe ich mir noch keine wirkliche Meinung dazu gebildet, aber es ist sicher schmerzhafter, wenn man vorher seine ganze Familie verliert und anschließend qualvoll zu Tode gefoltert wird, als an einem schönen und kurzen Stoß mit dem Messer zu erstarren und gleich darauf an dem eigenen Blut in der Lunge zu ersticken.

Ob dies Gerecht ist, weiß ich nicht, aber für mich ist es das einzige Gefühl von Lebendigkeit, welches noch übrig ist und solange es für mich recht ist, wird es für diese Verräter auch sein. Jahrelang habe ich unter den verlogenen Seelen gelebt, bin aufgewachsen wie ein Prinz und von überall verehrt worden, als wäre ich eine Art von Mensch, welche nicht nur in diese Welt geboren wurde, sondern diese auch direkt von der ersten Sekunde an beherrschen würde, so als könnte ich mit meinen hellen Augen, welche mir seit meiner Geburt bedauerlicherweise geblieben sind, alles sehen und jeden bestrafen, der sich nach lichtlichen Gesetzen nicht richtig benimmt. Die Gesetze, die versprechen aus diesem Alptraum zu verschwinden und dem ewigen Kreis aus Geburt, Krieg und Tod entfliehen zu können, solange man sie befolgt. Viele missbrauchten diese Gesetze und wurden zu Monstern, welche sich in einer Hülle aus Fleisch und Blut unter die Menschen mischen, als wären sie einer von ihnen.

Auf einmal verlangte meine Familie eine Unmenge an Geld von den Bewohnern, welche nicht mit ihrem schlechten Gewissen leben konnten und machte somit richtig Kohle, alles damit diese ihre Sünden wie Schulden abbezahlen und irgendwann in einem friedlichen Land, weit weg von hier, leben können. Es wurde erpresst, getötet und schlussendlich übernahm meine Familie die Macht über diese verrottete Welt und machte sie zu einem Platz, welcher nicht das zu sein schien, was er eigentlich war. Ein paar Leute fingen an zu überlegen und starteten einen Angriff gegen unsere Königsfamilie. Alles wollten sie dem Erdboden gleich machen. Ich hatte damals noch keine Ahnung von dieser Welt. 24 Jahreswechsel alt war ich damals und umgerechnet in meine Angaben wären das 6 Jahre gewesen. Auch mich hatte man damals benutzt und als Gelddruckmaschine verwendet.

Doch der Krieg fing erst später an, als ich mein Gehirn lernte zu benutzen und meine Meinung eben änderte. Eine Schande war es für mich, den Namen zu tragen, welchen ich schon Lange verdrängt hatte. Viele sprachen mich aus Respekt oder Angst nicht mal mehr mit meinem jetzigen Namen an und meinen alten Namen kennen die Meisten sowieso nicht. Doch wer ich war, das wissen sie dann wieder. Auch damals war es so und ich als 6-Jähriger hatte schon mein Leben an mir vorbeiziehen sehen, als sie mich schlussendlich doch nicht ermordeten, sondern als Druckmittel gegen meine Familie verwendeten. Behandelt haben sie mich eigentlich normal, haben mich Gott sei Dank nicht mehr angebetet, was für mich damals eine angenehme Abwechslung war.

Meine Familie schien sich ab dem Tag meiner Entführung nicht mehr für mich zu interessieren. Mein Aufenthalt verlängerte sich, bis ich von einem der Soldaten oder auch dem Bruder meines Vaters gerettet werden sollte. Dies endet jedoch in einem schrecklichen Blutbad, welches durch einen Glassplitter verursacht wurde, welchen ich ergriffen hatte und ihm damit die Kehle aufschlitzte. An diesem Tag hatte ich meinen Pelz gewechselt. Das einzige, was mich von dem Schatten unterscheidet, ist die Tatsache, dass alle Schattenkrieger aus bis heute unerklärlichen Gründen mit schwarzem Haar und braunen bis tiefschwarzen Augen geboren werde, während ich als ehemaliger Prinz der Lichtfamilie blonde Haare und blaue Augen besaß. Die Haare waren heutzutage kein Problem mehr, da wir ein Mittel erfunden haben, um all unsere Soldaten, welche nicht als Spione arbeiten, schwarze Haare zu verpassen. Auch ich trage seit längerer Zeit schwarze Haare, wofür ich unglaublich dankbar bin. Etwas gegen helle Augen haben wir noch nicht gefunden, aber wir forschen und ich bin mir ziemlich sicher, dass es irgendwann einmal so weit sein wird, bis ich auch das Letzte, was mich mit dem Licht in Verbindung bringt, komplett auslöschen kann.

„Kapitän, kommen Sie?", fragte mich ein etwas jüngerer, aber sehr erfahrener Soldat, welcher erst seit kurzem in meinem Team ist. Ganz in Gedanken versunken, wende ich mich desinteressiert von dem Kandidaten ab, welchem ich gerade den Todesstoß gegeben habe, was sich bestätigt, als der leblose, ganz verstümmelte Körper hart auf den kalten, grauen Betonboden aufknallt.

Vor Ekel erregt hebe ich meine blutverschmierte Hand, welche in dem hellen Licht der Deckenlampe noch blasser aussieht, als sonst schon. Am Eingang des riesigen Folterraums mit den vielen Geräten steht der Soldat, welchen ich nicht ohne Grund vor etwa einem Monat in meinen Trupp geholt habe und hält mir die schwere Eisentür offen. Er ist zwar jung, aber das war ich auch und es war einmal eine ganz nette Abwechslung. Soweit ich weiss, ist er ein Mischling aus Schatten und Licht, da sich seine Eltern aus unerklärlichen Gründen ineinander verliebt haben. So bin ich mir nur noch sicherer, dass wir ihn gebrauchen können, da seine ganze Aufmerksamkeit bloss dem Schatten galt und er das Licht und seine hellen Augen verhasst. "So ekelerregend diese Viecher. Nicht einmal in einer Situation ohne Beine und Arme, können sie still halten, sodass ich ihnen einen sauberen Schnitt in die Kehle setzen kann", zischte ich abwerfend und der Soldat, welcher den Namen Felix trägt, fängt an zu Schmunzeln. "Entschuldigen sie, aber ich finde es äußerst amüsant, wie sie mit dem Getier reden, sogar nachdem sie es umgebracht haben", erwähnt Felix, was mich auch ein bisschen über meine eigene Aussagen schmunzeln ließ.

Nachdem ich zusammen mit meinen fünf bis sechs Leuten die vielen Treppen hochgestiegen bin, welche ich zur Folterung eines Botschafters der Königsfamilie Licht mitgenommen habe, gehen wir zusammen einen Gang entlang, indem wir zuerst aus Sicherheit acht Türen auf und wieder zuschließen mussten, bevor wir in der Eingangshalle unseres Hauptquartiers und auch der Unterkunft meines von mir selbst ausgesuchten Trupps ankommen.

„Ruhen sie sich aus und wer Kontakt mit einem Vieh hatte, der schreibt auf morgen einen ausführlichen Bericht. Morgen werden wir die Lockvögel ausschicken. Vielleicht kriegen wir so ein paar Informationen aus dem Ungeziefer heraus. Das Wichtigste für sie ist, dass sie morgen freihaben, aber", das aber betonte ich extra stark und fing an vor meinem Trupp, welcher sich in einem Halbkreis vor mir aufgestellt hat, auf und abzugehen, „seien sie auf der Hut. Nur weil sie freihaben, heißt dies nicht automatisch, dass unsere Feinde durch irgendeinen Zufall auch freihaben. Sie sind entlassen.", sagte ich noch und probierte sehr dominant auszusehen, dass sie auch ja das machten, was ich ihnen befohlen hatten.

Für mich galt dasselbe. Ich machte mich auf den Weg nach oben in mein Gemach. Nach der Fahrt im Fahrstuhl, auf welcher ich zum Glück niemandem begegnet war, da ich einfach nur noch all den Stress hinter mir lassen möchte, komme ich in meinem Appartement an, welches sehr groß, luxuriös und geräumig ist und, was mir unter anderem wichtig ist, dass es sauber ist.

Auf dem Weg ins Badezimmer knüpfe ich schon mein Hemd auf und lasse es anschließend im Badezimmer in den Wäschekorb fallen. Die Tür schließe ich noch hinter mir, bevor ich mein Spiegelbild betrachte. So sehr ich sie auch hasse, meine blauen Augen haben schon noch etwas Anziehendes, welches ich in Momenten wie diesen sehr mag. Ich weiß nicht wieso, aber mein Spiegelbild im Badezimmer ist immer heißer, als sonst in irgendeiner Spieglung. Ich fahre mit meiner immer noch mit Blut verschmierten Hand über meine muskulöse Brust und lasse sie tiefer wandern, zu meinem Sixpack, zu meiner Hüfte, bis hin zu meinem Gürtel welchen ich öffne und anschließend in die Hand nehme.

'War das, was ich heute gemacht habe richtig?' Sicher. Diese verlogenen und machtgierigen Schweine haben es verdient zu sterben. Sofort griff ich mit meinen Händen stärker nach meinem Gürtel und kralle mich regelrecht an ihn, als würde meine Seele an ihm hängen.

'Alles, was man hat, alles was man hat, alles was man... Ich brauche echt Ablenkung.'

Dies war der Grund, weswegen ich mir auch meine restlichen Klamotten vom Körper streife und diese, wie mein Hemd auch schon, in den Wäschekorb schmeiße und mich unter die so lang ersehnte, heiße Dusche stellte. Sogleich begann ich mir das verdreckte Blut, welches auch durch meine Adern floss, vom Körper zu waschen.

'Es fließt auch durch deine Adern, deine Adern, deine- Halt!'

Ich nahm einfach irgendein Duschgel in meine Hand und begann es auf meinem Körper zu verteilen, bis kleine Blasen entstanden, welche ich gerne zerplatzt hätte, aber als meine Hand an meinem besten Stück angelangt, fällt mir etwas Besseres ein, wie ich meine wirren Gedanken alle in den Hintergrund drängen könnte. Anstatt mich an dieser bestimmten Stelle kurz zu waschen, nahm ich es in meine Hand und gönnte mir selbst die Lust, welche ich in den letzten Tagen, nein, in den letzten Monaten viel zu selten gespürt habe.

Als ich nach meinem kleinem und spaßigem Duschgang in mein Zimmer zurückkehre, lege ich mich einfach erschöpft und splitterfasernackt in mein großes Doppelbett und schliesse meine Augen. Ich denke nicht einmal daran, dass ich das dämmerige Licht in einem Gang auf der anderen Seite meines Zimmers nicht angemacht haben konnte und liess mich einfach fallen. 

Doch dass dies nicht ich gewesen sein konnte, würde ich noch früh genug mitbekommen.

"Auch du hast nicht frei, Augustus.", sagte eine Stimme, bevor ein dumpfes Geräusch folgte, welchen ich nur noch so halbwegs mitbekommen, bevor mir schwarz vor Augen wird.

Und wegen meinem kleinem Fehler wird die ganze Geschichte der Menschheit umgeschrieben.

Freedom.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt