Vorab noch einmal Entschuldigung, dass so lange nichts mehr kam, aber mein Laptop war kaputt und ich konnte nicht mehr weiterschreiben, aber jetzt bin ich ja wieder da. Viel Spaß beim Lesen und dank, dass ihr überhaupt meine Geschichte lest!
„Augustus, du verhältst dich jetzt so, wie es ein Prinz tut. Ich will keine Ausreden mehr hören!" Sie sind alle so gemein und nervig. Ich will das alles hier gar nicht. Diese Menschen tun mir leid. Einer nach dem anderen steht Stunden, Tage oder vielleicht sogar Wochen an um mich zu sehen, mich, der ihnen immer wieder gezwungen ist, die gleiche Lüge zu erzählen und da ich angeblich so besonders und mächtig bin, glaubt mir jeder.
Kein Einziger kommt herein und schreit mich an, was für ein unreines Kind ich wäre, was sich doch nur so benimmt, als wäre es eine Art Gott, damit ich die, die als unrein bezeichnet werden, reinige und ihnen Trost zuspreche, indem ich ihnen einreden, sie müssten nur Geld zahlen und alle ihre Sünden wären vergessen. Diese armen Geschöpfe. Wenn die nur wüssten, dass ihn Wahrheit ich der bin, der unrein ist. Würde man Reinheit und Unreinheit mit den Farben weiß und schwarz ausdrücken, dann wäre ich in Wahrheit pechschwarz.
Geld zu verlangen, um in ein Paradies zu kommen, welches vielleicht auch gar nicht existiert. Ich meine, klar, es hat keiner beweisen können, dass es dies nicht gibt, aber es hat eben auch keiner gesagt, dass es diese Art von Schlaraffenland wirklich gibt und ob man dort wirklich mit Geld hinkommt?
Wieso bin ich es eigentlich, der solch Aufgabe übernehmen muss und wieso nicht meine Eltern? Ich bin gewiss nicht einmal schlau genug, um die Texte zu lesen, welche in den vielen Büchern stehen. Die Bücher, in denen auf das Genauste beschrieben wird, wie sich ein reiner und braver Mensch zu verhalten hat. Als ob kein einziger Mensch einmal überlegt und sich denkt, dass ich nicht lesen kann und dass mir dies schon seit ich das Laufen erlernt habe, jede freie Minute eingeprügelt wird.
Aber wieso höre ich denn auf sie? Ein falsches Wort von mir und ich hätte Millionen von Menschen auf meiner Seite und könnte so die Welt verbessern. Ich könnte die Welt zu einem besseren Ort machen. Ich könnte alles, was jemals schwarz war, weiß färben, außer mich selber.
Aber wer hat den einmal entschieden, dass weiß die Farbe des Reinen, des Guten, des Schönem und des Intelligenten ist? Wahrscheinlich kam einmal ein arroganter Mensch auf die Welt, welcher blond war und die hellsten und klarsten Augen der Welt hat, die hellste und sauberste Haut und die Kleidung war wahrscheinlich auch weiß, genauso wie sein Name. Er hat sich als gut beschreiben und so fingen die Anderen an, weiß als die Farbe des Adels und des Lichts zu nehmen. Licht ist doch nicht einmal weiß.
„Augustus, konzentrier dich jetzt doch einmal!", hörte ich erneut die Stimme meiner Mutter, welche streng an mich gerichtet war. „Ja, Mutter."
Ich hörte die Rede des Priesters draußen, welcher gerade eine Rede hielt, um allen mitzuteilen, dass es nun weitergeht und sie mir gefälligst mit Respekt zu begegnen hatten, mir, dem Gott des Lichts.
Ich setzte mich gerade hin, straffte die Schultern und hob mein Kinn, um groß und edel auszusehen, dabei kam ich meinem Vater gerade einmal bis zur Hüfte und auf den Thron konnte ich auch nicht allein hinaufkommen. Vor einer Menschenmenge durfte ich aber nicht auf die Throne, die waren für meine Eltern bestimmt. Ich saß auf meinen Knien und stützte mein Hinterteil unbequem auf meinen Fersen ab, welche gerade noch auf das weiße Kissen passte, auf welchem ich saß. Gerade war noch eine Bedienstete mit meinen schulterlangen, hell blonden Haaren beschäftigt, welche heute Morgen eng und schmerzhaft an meine Kopfhaut geflochten worden waren, so fest, dass es mir richtig Kopfschmerzen gab.
Ich hörte ein Klopfen an der Tür und kurz darauf auch schon die weinerliche und zitternde Stimme einer alten Dame, welche gerade ins Zimmer schritt. Ihr großer Buckel auf dem Rücken erlaubte es ihr fast gar nicht richtig zu gehen und man konnte ihr ansehen, dass sie vom langen Anstehen fast zusammenbrach. Die Meisten aßen in dieser langen Zeit kaum oder gar nichts mehr und den älteren Leuten macht es echt zu schaffen.
Als sie den Saal betreten hat, in welchem sie noch zierlicher und zerbrechlicher aussah, als sie es schon war, schaute sie mich kein einziges Mal an, als hätte sie Angst vor etwas.
„Werte Dame, von wo kommen Sie und was genau führt Sie hierher?", fragte ich sie aus und probierte extra höflich und warm zu sein, damit sie sich nicht erschreckte.
Plötzlich ließ sie einen lauten Klagelaut heraus und begann fürchterlich zu schluchzen.
Der Priester nahm die Frau am Arm und brachte sie etwas näher zu mir heran, sodass sie sich auf den Boden knien konnte, damit ich wenigstens probieren konnte, ein einiger Massen normales Gespräch mit ihr zu führen. Als ich meine Frage dann wiederholte und sie erneut anfing zu weinen, musste ich mir etwas Neues einfallen lassen. Wenn ich schon nett sein sollte, dann durfte ich das wohl auch auf meine Art. Normalerweise war es strengsten verboten mich zu berühren, aber was war schon dabei.
Ich nahm ihre zwei schrumpeligen Hände in meine kleinen und begann leicht mit dem Daumen über ihre Haut zu fahren. „Augustus!", hörte ich meine Mutter rufen, was ich jedoch fast komplett ausblendete, da die Frau ihren Kopf gehoben hatte.
Ich hob meinen Kopf zum Priester und bat ihn: „Geh' und hol' der werten Dame ein Glas Wasser und ein Brot mit Butter." Zuerst war er erstaunt und ich hörte meine Eltern nach Luft schnappen, aber sie konnten es mir nicht mehr verbieten, da es sich, wie ich vorhin gedacht habe, rumsprechen würde. „Nicht einmal ein Stück Brot und Wasser kann die Königsfamilie abgeben!", würde es heißen.
Ich senkte meinen Kopf wieder und blickte geradeaus in das Gesicht der Frau.
„Sie müssen in ihren jungen Jahren beliebt gewesen sein bei den Männern. Haben Sie Sohn und Tochter?", probierte ich ein Gespräch anzufangen und tatsächlich antwortete sie, dass sie genau deswegen heute hier wäre.
„Wissen Sie, mein Sohn, ein sehr gutaussehender, junger Mann wurde letztens verhaftet, da er Geld von der Arbeit gestohlen haben soll, da er selbst kaum etwas verdient und ich ihm auch nicht helfen kann. Ich verdiene ja kaum ein Brot im Monat. Ich bin für ihn hier. Ich will, dass seine Sünden abgewaschen werden."
So und jetzt kommt der Satz.
„Wissen Sie denn, was ich tun kann?"
Ich wusste, dass sie meine Antwort kannte, trotzdem lächle ich sie stets an.
Ich konnte die Blicke meiner Eltern auf meinem Rücken spüren. Aber ich konnte der armen Dame, die doch kaum etwas verdient, ihren Monatslohn von knapp einem Brot wegnehmen.
„Wissen Sie, um ihn reinzuwaschen, müssten Sie eigentlich zu Ihrer Dorfkirche gehen und Geld bezahlen. Kommen Sie mal", sagte ich ihr und bückte mich nahe zu ihr, sodass ich ihr ins Ohr flüstern konnte.
„Das sind alles Schwindel. Sie müssen gar nichts zahlen. Auch ich werde erpresst, um diesen Job hier zu machen. Geh' in dein Dorf und erzähl es der ganzen Welt, aber machen Sie jetzt kein erstauntes Gesicht und wenn Sie einer sagt, sagen Sie, ich hätte ihren Sohn gelobt."
Ich konnte den Schock an Ihrer steifen Körperhaltung wahrnehmen. Ich habe richtig Dreck am Stecken. Bitte verrät sie mich erst, wenn sie daheim ist.
Die weiteren Minuten gingen vorbei und sie nahm noch ihr Brot mit, nachdem sie ihr Glas Wasser getrunken hat.
Eine höfliche Verabschiedung oder besser gesagt ein Gebet, welches sie für mich aufsagt und dann war sie fort.
Kaum war sie draußen ertönt auch schon die strikte Stimme meiner Mutter.
„Augustus, was hast du ihr den vorher gesagt."
Auch ich konnte meine Nervosität eigentlich ganz gut verbergen und antwortete: „Ich habe ihren Sohn gelobt und da sie sehr ängstlich war und ihr meine Reaktion riesige Bedenken gemacht hat, was ich ihren Gesichtszügen entnehmen konnte, habe ich es etwas persönlicher gemacht. Auf meine Art."
Eine lange Diskussion fand am Esstisch statt. Als mich meine Mutter in dieser Nacht allerdings ins Bett gelegt hatte und ich kurz davor war einzuschlafen, hörte ich sie.
Die Menschenmassen, welche zornig im Garten ihr Unwesen trieben.
Und dann krachte es. Es waren meine Fensterscheiben, durch welche ich diese Nacht auch noch hinfort getragen wurde.
Es war die schlimmste Woche meines Lebens und auch die Woche, in der ich mir zum ersten Mal die Hände beschmutzte. Nicht mit Lügen, sondern mit Blut.
„He, wach auf!", ertönt seine Stimme neben mir. Was macht er in meinem Zimmer oder ich in seinem. War ich schon so weit mit meinem Pla- stimmt! Wir waren ja gestern gemeinsam in der Sporthalle eingeschlafen.
Ich blicke um mich, während ich mich langsam aufrichte. Felix sitzt neben mir und hält mich an meiner Schulter fest. Als ich in sein Gesicht sehe, welches etwas von seinen schwarzen, lockigen Haaren bedeckt wird, sehe ich auch noch etwas anderes. Sorgen. Er sorgt sich um mich, aber wieso?
„Was ist denn los?", fragte ich verwirrt über sein so plötzliches Verhalten.
„Du hast im Schlaf angefangen mich zu treten, weswegen ich wach wurde und hast gesagt, warum ist weiß das Licht. Irgendwann wurdest du immer unruhiger und da habe ich dich geweckt."
Ich wollte sogleich antworten, dass es nicht so schlimm ist, da fragt er mich: „Was hast du den geträumt?"
„Nun, es war nicht wirklich ein Traum, bloß eine Erinnerung an eine Nacht aus meinem Leben, welche ich nicht gerade mag", antwortete ich und war im ersten Moment selbst etwas stolz auf mich selber.
„Na dann, wenn es nicht so schlimm ist", antwortet er, ließ seine Hand von meiner Schulter meinen Arm hinuntergleiten, entfernte sie dann aber komplett und ich konnte heraushören aus seiner Stimme, dass er eigentlich etwas enttäuscht war, dass ich ihm nichts Genaueres erzählen wollte.
Sollte ich denn?
„Weißt du, in dieser Nacht hat der Schatten mich mitgenommen und entführt und kurz darauf begann ich meinen ersten Mord", sagte ich und sah aus den riesigen Fenstern, durch welche der helle Mond hineinschien. "Ab diesem Moment habe ich nicht mehr gewusst, was richtig und was falsch ist", erzählte ich weiter und ich konnte Felix' Blick auf mir fühlen und auch noch etwas anderes.
Es war mir schon die letzten Tage aufgefallen, aber wie er mir immer seine komplette Aufmerksamkeit schenkt, wenn ich etwas erzähle, wie ich es eben getan habe, wie er seinen Oberkörper zu mir dreht, wie er sich extra schick für mich macht, wie er mir probiert näher zu kommen und wie sowohl seine Augen, als auch sein Körper den Kontakt mit mir sucht, sobald ich den Raum betrete.
In dieser Nacht bemerkte ich zum ersten Mal, dass Felix sich nun zu einhundert Prozent zu mir hingezogen fühlt. Und es gefällt mir. Mein Plan kann beginnen und ich werde ihm von nun an näher sein, denn je.
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Freedom.
RomanceOb wir Überlebende sind? Diese Frage kann ich mir bis heute nicht wirklich beantworten. Alles was ich weiß, dass unsere Gesellschaft, welche täglich um ihr Leben kämpft, unverschämt gute Lügner sind. Man munkelt, dass es etwa 50 % sind, welche sich...