first kiss

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Seit ich das nur zu auffällige Verhalten von Felix erkannt habe, finden meine Gedanken keine Ruhe mehr. Meine bösartigen Gedanken, welche mich nur noch mehr anspornen, mir sagen, dass ich den kleinen, unschuldigen Felix so schnell wie möglich verführen sollte.

Was zwischen uns existiert, kann man nicht wirklich als Vertrauen beschreiben, aber genau an diesem, in einer gut funktionierenden Beziehung vorhandenem, Verhalten, bin ich noch am Studieren, während ich auf dem großen Bett in meinem Zimmer liege und nur so darauf warte, bis Felix' Männer oder er mich höchstpersönlich abholen kommen.

Ich möchte, nein, ich muss hier raus aus meinem Zimmer und meine Pläne in die Realität umsetzen. Ich weiß nicht, wann Felix genau vorhat seine schwachsinnige Idee, welche sowieso nicht funktionieren würde, in die Tat umzusetzen, aber ich weiß, dass ich mich beeilen muss, da er genau in diesem Zeitpunkt damit anfangen könnte. Und wer weiß, wie gut sein Plan durchdacht ist? Vielleicht sitzt er in weniger als einem Tag auf dem Thron und das wäre mein Ende und alles wäre umsonst gewesen. Da hätte ich ihm genauso gut auch alle Zähne rausschlagen können und das wäre mir dann doch zu schade.

Lesen wurde langweilig, also habe ich angefangen Gedichte und Kurzgeschichten zu schreiben. Die meisten endeten, indem alle starben, verflucht wurden oder sich gar selbst oder andere umbrachten. Bezeichnet mich nicht als Freak, aber diese Gedanken müssen echt raus, ansonsten kriege ich Kopfschmerzen und meine Schultern verspannen sich, worauf ich echt kein Bock habe.

„Kai! Hallo Kai! Bist du noch da?", vernahm ich dann die Stimme, welche mich aus meinen Racheplänen herausholen. So plötzlich wie seine Stimme in meinem Gehirn angekommen war, erschrecke ich so sehr, dass ich fast vom Bett gefallen wäre. Mein Herz blieb kurz stehen und ich meinte, es würde still stehen.

Ich beruhigte mich aber ziemlich schnell wieder und ein breites Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich endlich in das Gesicht blickte, welche meine Gedanken Tag und Nacht einnahmen und für sich beanspruchten.

„Erschreck' mich doch nicht so", sagte ich, während ich an die Kante rutschte und mich gerade hinsetzte. „Ich kann doch nichts dafür, dass du mein Klopfen und meine Frage nicht gehört hast", versuchte sich Felix zu verteidigen, aber ich winkte nur ab und sah ihm ins Gesicht. Seine Augen strahlten und irgendwie sah er glücklicher und freier als sonst. „Könntest du deine Frage bitte wiederholen?"

„Ich wollte fragen, ob du vor dem Abendessen noch einmal schnell duschen gehen willst."

Als ich die Frage bejahte und aufstand, um in das gewöhnte Badezimmer zu gehen, hörte ich plötzlich ein Schrei von draußen, welcher sich immer länger zog und dazu führte, dass sowohl Felix, als auch ich zu Salzsäule erstarrten. Als nach längerer Zeit nichts mehr zu hören war, entspannte sich Felix' konzentriertes Gesicht und er drehte sich skeptisch um, um mich zu meinem Badezimmer zu führen, an welchem wir kurze Zeit später auch schon ankamen.

Ich schenkte ihm noch ein Lächeln, bevor ich die Tür hinter mir abschloss und meine Schultern sinken ließ. Ein erschöpfter Seufzer entkam mir, obwohl ich keinen Grund hatte um gestresst, müde oder gar erschöpft zu sein. Nachdem ich mich geduschte und fertig gemacht habe, öffne ich die Tür und konnte gerade noch so das Etwas auffangen, welches mir entgegengeflogen kam.

Es war Felix, welcher sich allem Anschein nach, an der Tür angelehnt hat. Ich konnte seine sanfte Haut auf meiner spüren und als ich in sein Gesicht blickte, konnte ich sehen, wie sich die Hautpartie um seine Nase herum leicht rosa färbt. Schnell wendet er den Blick ab, als er meinen Blick bemerkte und stellte sich schnell wieder aufrecht hin.

„Danke", murmelt er in sich hinein und strich sich seine Klamotten glatt. „Nichts zu danken, aber pass nächstes Mal besser auf, außer du willst erneut von mir gefangen werden", erwiderte ich und konnte ein kleines Schmunzeln nicht unterdrücken, als Felix beschämt sein Gesicht abwandte und Richtung Speisesaal lief, aber abrupt stehen blieb.

Man konnte unüberhörbares Gestampfe überall in unsere Gegend wahrnehmen und kurze Zeit darauf auch Geschreie und zu guter Letzt auch Schüsse. Felix, welcher sich erneut gefangen hat, packt mich an der Hand und zieht mich brutal in Richtung meines Zimmers.

Es war um mich geschehen. Wenn es der Schatten war, dann wäre es nur richtig, wenn ich mich wehren würde, aber wäre es irgendeine etwas größere Gruppe, welche auch nur probiert zu überleben in all diesem Chaos, dann wäre mein Vertrauen und generell all meine Pläne um einiges in die Ferne gerückt, sodass es mich eine lange Zeit kosten würde, erneut im guten Licht zu stehen.

Ich entschied mich dafür, nichts zu tun und Felix sogar zu helfen, indem ich seine Hand umschloss und mit ihm mit rannte. Als wir an meinem Zimmer vorbeirannten und die Tür daneben ansteuerten, erinnere ich mich.

Felix' Zimmer ist direkt neben meinem.


Kaum sind wir in seinem Zimmer angekommen, schloss er die Tür ab und ging zu einem der Bücherregale, welches er beiseiteschob. Eine dunkle Treppe konnte ich erblicken, welche ich ohne zu zögern beschritt. Ich konnte hören, wie Felix mich aufholte, nachdem er das Bücherregal an seinen herkömmlichen Platz geschoben hat und schnappte nach Luft, als ich plötzlich von Felix an die Wand gedrückt wurde.

„Felix", keuchte ich und legte meine Hände an seine um seinen Griff um meinen Hals zu lockern. „Mach das nie wieder!", befahl er, worauf er nur einen fragenden Blick bekam. Ich wusste natürlich, dass er meinte, ich hätte gerade abhauen wollen, aber ich musste so tun, als hätte ich nicht einmal eine Sekunde an den Gedanken abzuhauen verschwendet.

„Du hast gerade versucht abzuhauen, du Bastard", spuckte er mir entgegen und ich konnte die Enttäuschung und Wut in seinen Augen erkennen. Ich legte meine Hände an seine Wangen, woraufhin er sich ein wenig entspannte und der Griff um meinen Hals sich lockerte.

Ich schnappte nach Luft, um ihm zu erklären, dass ich nicht abhauen würde, da war Felix schon ein leises „Entschuldigung", entflohen. „Felix, ich bitte dich, ich wollte nicht abhauen. Ich will bei dir bleiben. Hast du die Nacht im Garten etwa schon vergessen?", drehte ich den Spieß nun um und machte ein trauriges Gesicht, damit er meint, er hätte mich verletzt.

„Ich will an deiner Seite kämpfen und dachte, dass wenn ich schon einmal vorausgehe, ich eine Hilfe für dich bin." Ich strich mit meinem rechten Daumen über seine Wange und sah ihm tief in die Augen und konnte sehen, wie sie anfingen zu glitzern, als er anscheinend an unsere Nacht im Garten zurückdenkt. „Es tut mir leid, aber...", er verstummte. „Aber?"

„Aber ich will dich nicht verlieren", wisperte er in die Dunkelheit hinein, welche von einer einzelnen Kerze erhellt wird. Mein Körper erschauert unter seinen Händen, welche er an meinen Nacken gelegt hat. Jede einzelne Berührung nehme ich viel intensiver wahr. Seine Hände, welche sanft meinen Nacken streifen, seinen Atem, welchen ich in meinem Gesicht spüre und die sanfte Haut seines reinen Gesichts, welches ein Kribbeln in meinen Fingerspitzen verursacht. Er sieht aus, als wäre er aus Porzellan gemacht, welches jederzeit bei der kleinsten falschen Bewegung zerbrechen könnte und die Ausstrahlung, welche seine blauen Augen unterstreichen, bestätigt diese Befürchtung nur noch mehr.

Seine Worte hallten die Wendeltreppe hinunter, hinein in die Dunkelheit und scheinen den Gang zu erleuchten, als wäre es Tag. Ich konnte nicht glauben, was er da von sich gibt. Meine Wut auf ihn wuchs und ich würde seiner naiven Denkweise am liebsten ein Ende setzen, aber so nah wie er mir war, wurde ich doch unsicher.

War die Zeit nun gekommen?


Er war mir so nah, ich musste mich nur ein Stückchen nach vorne lehnen. Immerhin will ich ihm zeigen, wo es lang geht und nicht andersherum.

Ich wagte es und senkte mein Blick und sah ihm direkt auf seine Lippen, welche nun doch ganz schön einladend aussahen. Nicht, dass ich das Gleiche fühle, wie er für mich, aber er sah wenigstens nicht so aus, als hätte man ihn dreimal rückwärts durch den Gully gezogen, was mir extrem wichtig war.

Ich sah ihm erneut in die Augen und konnte auch sehen, wie er zögerlich seinen Blick auf meine Lippen senkte. So aufgeregt war ich noch nie. Der erste Kuss ist unglaublich wichtig, da ich ihn somit nur noch mehr faszinieren kann, aber er soll schlussendlich von sich kommen, da ich somit sein Vertrauen erlangen kann.

Ich bewegte meinen Kopf noch ein Stückchen weiter in seine Richtung, sodass sich unsere Nasenspitzen berühren. Felix kam mir näher, sodass wir unsere Gesichter schon ein bisschen auf die Seite drehen mussten, da unsere Nasen uns sonst einen Strich durch die Rechnung gemacht hätten.

Ich schloss meine Augen endgültig und gab mich seinen Lippen hin, welche nun ganz sanft meine streiften. Der Kuss war sanft und kurz, aber irgendwie so süß wie Honig. Vielleicht war es Felix' erster Kuss? Der Junge war jung und schüchtern. Ich sollte die Führung übernehmen, wenn ich will, dass er sich dies erneut getraut. Als wir uns ein wenig lösten, um uns in unsere Augen zu sehen, ließ ich meine Hände sinken, bis ich an seinen Hüften ankam.

Felix schien sichtlich nervös und plötzlich auch ganz schüchtern und zurückhaltend zu wirken. Im Gegensatz zu vorhin, als er mich an die Wand gepresst hat, sind das Welten.

Meine Lippen kamen seinen wieder näher und ich schloss erneut meine Augen. Ich legte mehr Gefühle und Intensität in diesen Kuss, was Felix zu genießen schien. Mein Griff um seine Hüfte war locker und seine Hände massierten leicht meinen Nacken, was ich genoss.

Generell genoss ich den Kuss, was ich auch nicht verleugnen darf, kann oder will.

Freedom.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt