manipulable

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„Darf ich hereinkommen, Augustus?", ertönte Felix' Stimme, nachdem er höflich, fast schon zu höflich an meinem Zimmer angeklopft hatte, in welchem ich schon den ganzen Tag auf meinem Bett saß und meine Nase in die Bücher steckte, welche ich in einer Nachtkommode gefunden hatte. Ein ziemlich außergewöhnlicher Ort, um Bücher aufzubewahren. „Bist nicht du der, der eigentlich das sagen hat? Und könntest du mich vielleicht nach meinem neuen Namen nennen? Er heißt Kai.", fragte ich ihn, worauf sich die Tür öffnet. „Entschuldigung Kai und doch, aber im Gegensatz zu dir gebe ich den Menschen eine Privatsphäre und Raum, um sich von mir aus auch mit anderen Frauen, genauer gesagt unseren Sklaven, auszutoben. Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass du hier in sexuellen Wegen tun und lassen kannst, was du willst, solange du es nachher wieder sauber machst. Bei dir können deine Gefangenen nur davon träumen ihre Füße zu benutzen und alleine zu stehen", gestand er und ich merkte, wie das Gespräch in eine sehr private Richtung ging, woraus ich mich eigentlich raushalten wollte, aber Felix sprach weiter und wer weiß, vielleicht waren mir die Informationen, die er da von sich gab, später noch von Nutzen.


„Ich finde es unmenschlich, deine eigene Spezies so zu behandeln. Ich mag diese Position hier nicht besonders, aber wenn ich so an die Spitze komme und diesen Krieg hier endlich beenden kann, dann ist mir alles recht.", sagte Felix und somit hatte ich seinen Schwachpunkt gefunden. Ich konnte mich hier also bis zu einem gewissen Grad verhalten, wie ich wollte und er würde mir immer noch die maximale Freiheit, die er mir als Sklave zu bieten hat, geben. Ich musste nur noch herausfinden, bis zu welchem Grad.

Meine Flucht wird wohl einfacher als gedacht.

Aus welchem Grund war er eigentlich hier? Ich wollte ihn schon fragen, da beantwortet er meine Frage schon von sich aus, als ob er meine Gedanken lesen könnte.

„Es gibt Essen. Du musst natürlich nichts essen, wenn du nicht willst, aber du kommst trotzdem mit und sitzt mit mir und vier anderen Männern, denen du gefälligst Respekt zu erweisen hast. Hast du das verstanden?", fragt er mich nun in einem bedrohlichen Ton, der mich davon abhalten sollte, jegliche unerwünschte Dinge zu tun. Dies wäre die perfekte Situation um seine Autorität vor anderen infrage zu stellen und zu sehen, wie weit ich gehen könnte. Entweder könnte dies mein Sieg oder ein riesiger Verlust für mich und meine Freiheit sein.

Aber dies ist es mir fast noch wert. Mal schauen, was kommt.

Und keine Sorge Felix, ich brauche keinen sexuellen Kontakt zu irgendjemandem.

Ich folgte Felix nach seiner Warnung, aber vorher kamen wir noch einmal an dem Badezimmer, indem ich geduscht hatte, vorbei. Verwirrt schaute ich zu Felix, welcher einfach nur erwidert: „Zieh dir etwas Anständiges an, wenigstens ein Hemd." Dieses Treffen scheint also wichtig zu sein. Ich wollte gerade die Tür abschliessen und mir schön Zeit lassen, da sagte Felix, dass ich mich beeilen soll und dass die Tür aus Sicherheit offen bleiben würde.

Kein Problem für mich, da Felix ja in meinem Alter, ein Mann war und außerdem nicht zu den andern perversen Säcken gehört, welche mich schon einmal angegafft haben, als ich nackt war. Ich zog mir schnell eine schwarze Hose an und mein T-Shirt noch aus, welches ich auf der schon zusammengefalteten Jogginghose platzierte und somit einen perfekten Stapel auf dem Waschbecken erschuf. Ich zog mir anschließend das Hemd an und sah beim Zuknüpfen dieses in den Spiegel und da sah ich es.

Er war also auch noch jung und voller unkontrollierbarer Hormone. Sein junges Alter war also nicht gelogen.

Felix hat sich an den Türrahmen gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und sah beschämt und mit roten Wangen auf den Boden. Ich fand es fast noch süß, da dies doch noch ein Beweis war, in was für einem zärtlichen Alter er sich doch befand. Er hat ja schon vorher gesagt, dass er diesen Job nicht gerne acht. Ich frage mich, ob er das wirklich zum Wohl der Menschheit macht oder weil er, wie ich, gezwungen wird. Womit hat man ihn wohl erpresst? Was muss so wertvoll sein? Wenn Letzteres wirklich wahr sein sollte, dann ist meine Familie noch viel abstoßender geworden, als sie zu meiner Zeit beim Licht schon war.

„Geht das so?", fragte ich und drehte mich um. Felix sah mich wieder an und erwiderte dann mit fester Stimme: „Ja, ich glaube das sollte so passen."

Nach der mir auch etwas peinlichen Szene im Badezimmer, liefen wir nun geradewegs zum Esszimmer, welches echt übertrieben eingerichtet war. Der Tisch ist so riesig, dass sicher ein ganzes Dorf daran Platz nehmen könnte, wenn genügen Stühle bereitständen. Ich sah aber nur sechs weiße Stühle am Tisch stehen. Sie standen mit einem großen Abstand zueinander verteilt um den runden, auch weißen Tisch, bis auf zwei. Diese Stühle mussten wohl extra meinetwegen so nah aneinander stehen.

Meine Theorie sollte sich als wahr herausstellen, als mich Felix, welcher einen eleganten Anzug, welcher ihm unglaublich gut stand, anhatte, zu den beiden Stühlen zog und mich auffordert mich daraufzusetzen, indem er den Stuhl für mich nach hinten zog, sodass ich mich drauf setzen konnte, was ich nie erwartet hätte. Ich bin hier definitiv in einer devoten Position und hätte erwartet von dem dreckigen Boden vom Keller zu essen. Außerdem saß ich so nah an Felix, dass ich meine Beine nicht hätte breitmachen können, ohne Felix' Beine dabei aus Versehen zu berühren.

Uns wurden Speisen gebracht, präsentiert und serviert. Das Essen verlief ganz normal und ich hörte die Gespräche, welche die Lichtkrieger führten nur ganz am Rande, da ich überlegte, wie ich Felix noch mehr beeinflussen könnte, um meine Flucht zu vereinfachen.

Er hasst es einem Menschenrechte zu nehmen, möchte den Krieg beenden, ist jung und naiv, erlaubt sexuellen Kontext und kann offen darüber reden, wird aber selbst schon unsicher, wenn er meinen trainierten Oberkörper zu Gesicht kriegt. Er könnte schwul und somit von mir manipulierbar sein. Ich wusste, dass es das Stockholmsyndrom gab, also wieso sollte dies auch nicht anders herumgehen? Wenn ich dies durchziehen und ihm nahe komme, vertraut er mir vielleicht irgendwann für einen klitzekleinen Moment zu viel und ich kann fliehen. Wenn er erst einmal verliebt ist, dann wird er mich sicher auch nicht so einfach bestrafen und töten können.

Dies ist die beste Idee, die du jemals gehabt hast, Kai.

Freedom.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt