14. Die Rache der Nacht

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14. Die Rache der Nacht

Tom

In meinem Traum dämmerte es. Ich sah es nieseln, aber friedlich, sanft. Auf einmal tauchte ein Vogel auf, getaucht in ein helles Blau. Doch diesmal wollte ich ihn nicht berühren. Er war mein Freund. Ich wusste, dass er stumm sein sollte, doch er sprach mit mir. Wir verstanden uns gut. Da wurde plötzlich alles schwarz und Vögel schrien durcheinander. Ich sah Flammen und Flügel überall und bekam Angst vor ihnen. Ich rannte und rannte, aber wusste nicht wohin. Ich schrie immer und immer wieder. „Daddy! Daddy!“ Aber niemanden fand ich. Ich war allein. „Daddy!“

Keuchend schreckte ich auf. Nicht ich hatte gerufen, sondern Amaya.

„Daddy, schnell!“ Sie schüttelte meinen Arm und hatte Tränen in den Augen. Auf einmal war ich hellwach. Die Erde um uns bebte. Es war so dunkel, dass ich kaum etwas sah. Doch ein unruhiges Licht erhellte die Umgebung, sodass ich bemerkte, wie viele Blätter durch die Luft wirbelten. Irgendetwas war hier faul.

„Tom, pack die Kleine und renn!“

Ich wollte fragen wohin, doch da drückte mich schon jemand an der Schulter in eine Richtung. Ich hob Amaya auf und ihren Kopf schützend an meine Schulter gedrückt rannte ich los. Da erst bemerkte ich, wovor wir flohen. Dicke Baumstämme schienen zu tanzen, so wiegten sie hin und her und vor allem bewegten sie sich auf uns zu. Überall wo ich hintrat waren Wurzeln und sie schlängelten sich übereinander, nur um an einem anderen Ort in die Erde zu tauchen und ein erneutes Beben zu verursachen.

Wir landeten auf dem Boden.

„Scheisse Avery, der Wald lebt!“

Sein Licht schien um uns herumzuschwirren, so schnell schoss er sein Magiefeuer ab.

„Glaub mir, der Wald lebt nicht. Und jetzt renn, oder wir sind bald alle tot!“

Amaya und ich torkelten weiter über die Wurzeln, diesmal lief sie selbst und wir versuchten uns gegenseitig Halt zu geben. Doch wir schienen kaum vorwärts zu kommen und ich hatte keine Ahnung, ob wir uns dem Waldrand näherten oder direkt sein Inneres ansteuerten. Immer wieder bewegten sich uns Baumstämme in den Weg und ihre Wurzeln stellten sich auf wie die Tentakel eines Tintenfischs.

„Fehlt nur noch, dass die Augen haben.“

Da ertönte ein markerschütterndes Brüllen und Ächzen, so tief, dass mein Herz einen Schlag aussetzte. Sogar Averys Flammen blieben aus. Dennoch konnten wir wahrnehmen, wie ein Stamm zu Boden krachte und augenblicklich von anderen Wurzeln gepackt und zerrissen wurde. Es knackte mehrmals, dann war der Baum in Einzelteile gelegt und verschiedene Wurzeln zogen die Überreste in den Boden. Der Boden grummelte, als hätte er sich gerade satt gegessen, danach war es totenstill. Sogar die Bäume schienen Inne zu halten.

Nur Amayas Wimmern hallte viel zu laut in meinen Ohren.

„Die… Die haben gerade einen ihrer Artgenossen verspeist!“

„Bei uns nennt man das Kannibalismus.“

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 19, 2015 ⏰

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Verenuna - Stimme der Nacht (Feenland 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt