2. Kapitel

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Lautlos huschten sie in den Stall, nichts weiter als Schatten. Es war nicht das erste Mal, dass sie das taten.
Enlil und zwei andere Elben, es waren Laron und Megan, öffneten so leise wie möglich die Türen. Ein paar Pferde wieherten unruhig als sie Enlil erblickten aber Megan brachte sie mit einem flüstern zum schweigen.

Famir war ebenfalls mit zwei anderen Elben in einem Stall. Der Rest sollte Wache halten. So war ihr Plan.

Nachdem sie alle Pferde befreit hatten führten sie diese, Enlil ein Pferd die anderen zwei, richtung Ausgang. Die Hufen klopften verräterisch laut auf dem gepflasterten Boden.

Plötzlich ertönen Rufe. Enlil bedeutete den zwei Elben stehen zu bleiben und still zu sein. Nun war auch panisches Wiehern von draußen zu hören. Enlil schluckte. Er wandte sich nach hinten zu den anderen. Die Angst war ihnen aufs Gesicht geschrieben. Er flüsterte, so leise wie er konnte »Bei drei springt ihr auf die Pferde und galoppiert davon, verstanden? Reitet so schnell ihr könnt und schaut nicht zurück. Dann wird alles gut. Versprochen.«

Sie wussten das er ihnen nicht garantieren konnte dass sie das Überleben würden. Aber hatten sie eine Wahl?

»Eins, zwei, drei!« Er selbst schwang sich ebenfalls auf den Pferderücken und ritt los. Er ließ Laron und Megan vorreiten und sah sich nach den anderen um. Zwei Elben ließen sich von den Tiefliegenden Dächern auf die freien Pferde fallen. Sonst sah er niemanden. Sie galoppierten so schnell sie konnten.

Plötzlich hörte er ein zischen.
Er kannte es gut.
In jener Nacht hatte er es auch gehört. Mit einem dumpfen Geräusch landete ein Pfeil unweit von ihm auf dem Boden.

»Schneller!« rief er. Sein Herz raste.
Dann hatte er einen Gedanken.
Er würde sein Versprechen halten.
Geschmeidig drehte er sich um so das er jetzt verkehrt herum auf dem Pferderücken saß. Er nahm den Bogen, den er selber geschnitzt hatte von seinem Rücken und setzte einen Pfeil an. Er zielte auf einen der Bogenschützen der gerade Laron anvisierte und schoss.

Oft hatte er Stunden damit verbracht auf toten Baumstümpen zielen zu lernen aber er hatte noch nie auf etwas lebendiges geschossen.
Er hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen aber dafür hatte er keine Zeit. Außerdem hatten sie es verdient.

Er visierte schon den nächsten Bogenschützen an. Der ganze Hass der vergangenen Jahrzehnte kam in ihm hoch. Er würde sie vernichten so wie sie ihn vernichtet hatten.

Er zielte gerade für den dritten Schuss als sein Pferd stolperte. Erst jetzt sah er das Pfeilende das aus dessen Seite herausragte. Viel Zeit blieb ihm nicht, um zu realisieren was das jetzt für ihn bedeutete. Denn dann stürzte er auch schon. Für einen Augenblick flog er durch die Luft. Kurz darauf knallte er auf den unangenehm harten Boden.

Es dauerte ein paar Sekunden bis er wieder zu sich kam. Er versuchte sich aufzurappeln aber seine Beine gaben nach und sein Fuß stand in eine ziemlich unnatürliche Richtung ab.
Fluchend tastete er nach seinem Bogen. Schließlich entdecke er diesen unweit des reglosen Pferdes. Das einzige Problem war das es nun aus zwei aneinander gebundenen Stücken bestand.

Er hörte rufe von sich nähernden Menschen. Das war es also. Doch er würde nicht kampflos aufgeben. Er zückte sein Dolch und versuchte sich an einer Hauswand hochzuziehen.
Bald würden sie um die Ecke biegen. 
Aber er war bereit.
Bereit für das Ende.

Die Nacht ohne SterneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt