9. Kapitel

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Sie hatten gearbeitet bis es anfing zu dämmern. Also über fünf Stunden. Und in der Hitze des Schmiedeofens war das verdammt harte Arbeit.

Ein normaler Mensch hätte das ohne Pause vielleicht gerade so hinbekommen, wenn auch eher unwahrscheinlich, aber Enlil war nicht mal richtig müde. Natürlich hatte er schon den Wunsch, sich auf sein Bett zu schmeißen, aber er verspürte einen anderen drang, der viel stärker war.

Und Oemor hatte es gemerkt. Vermutlich spürte er es auch. Das Verlangen, sich in schwindelnde Höhen zu schwingen und vom Wind treiben zu lassen bis man sich an einem völlig anderen Ort wiederfand.

Als Enfen konnten sie nicht ewig in Menschengestalt herum wandeln. Die andere Gestalt war ihre wahre, daran gab es keine Zweifel. Außerdem liebte Enlil diesen Teil von ihm auch so viel mehr als diese. Auch unter den Elben musste er ab und zu seine wahre Gestalt verbergen. Famir hatte es nie erfahren. Manche von ihnen hätten ihn vermutlich nicht bei sich geduldet, hätten sie gewusst was er war. Denn auch unter ihnen gab es Vorurteile. Und nicht alle waren unberechtigt.

Er unterdrückt das Verlangen, sich zu verwandeln. Viel zu selten war er in letzter Zeit in seiner wahren Gestalt gewesen. Ungünstig, jetzt wo er sich im Dorf befand.

Flehend sah er zu seinem Onkel.
Enlil wollte raus aus der Stadt. Nein, er musste. Alles andere war zu riskant. Friedrich zog ihm am Ärmel hinter sich her. Er wusste, dass es nicht ganz ungefährlich war einen Enfen, der sich zudem noch nicht verwandeln durfte, in einer Stadt voller Menschen frei laufen zu lassen.
Enlil folgte widerwillig.

Auch er wusste, dass er in diesem Zustand nur allzu leicht die Kontrolle über sich verlieren konnte. Eleonore hatte ihm immer eingeschärft, vorsichtig zu sein.
Doch zu Enlils Verwunderung führte ihn Oemor nicht aus der Stadt. Erst als sie in seinem Haus standen, verstand er, wohin er geführt wurde.

Doch bevor er sich wehren konnte, war er auch schon eingesperrt im Keller. Wütend hämmerte er gegen die dicke Eichentür und brüllte Friedrich Beschimpfungen hinterher. Ihm kam nicht in den Sinn, das jemand außer Oemor den Krach bemerken könnte.

Pausenlos boxte er gegen die Tür, bis seine Fäuste bluteten. Entrüstet schrie er auf. Wieso tat sein Onkel ihm das an? Er konnte es nicht begreifen.
Eine Weile tobte er noch durch den völlig leeren Keller bis er nach wenigen Stunden, zusammengekauert in der Ecke einschlief. Natürlich träumte er vom fliegen.

Als er am nächsten Tag aufwachte fühlte er sich echt unwohl. Seine Hände brannten und waren, wie er überrascht feststellte blutverkrustet. Außerdem hatte er sich verwandelt.

Er versuchte sich verzweifelt an den vorherigen Abend zu erinnern, aber das gelang ihm nicht im geringsten. So wie er sich nicht erinnern konnte, geträumt zu haben.

Genau genommen tat ihm alles weh. Überall hatte er Kratzer und Schrammen. Und auf dem harten Steinboden zu schlafen war auch alles andere als angenehm.

Er wollte gerade an der Tür anklopfen, sie war übersät mit Kratzspuren, als er laute Geräusche vernahm. Gebrüll. Und es stammte keineswegs von Oemor.

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So, ich glaube jetzt komme ich wieder langsam voran.

Bald veröffentliche ich eine Fan-Fiction von der halbe Schwur. Ich werde dann immer noch 'die Nacht ohne Sterne' alle paar Tage updaten aber dann halt auch noch das andere.

Schönen Tag noch! 🙌

Die Nacht ohne SterneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt