Wieder sind Monate vergangen. Seit fast einem Jahr wohne ich schon auf dem Land in meiner neuen, viel zu großen Wohnung. Aber im Gegensatz zu der Stadt ist Platz hier so billig. Insgesamt läuft es wirklich gut. Insgesamt habe ich schon fast 18kg wieder abgenommen. Von 73kg auf ca. 55kg ist schon ein guter Anfang. still 10kg to go.
Ich sortiere immer mehr Kleidung aus, die mir zu groß geworden ist und freue mich darüber, dass ich wieder Kinderkleidung kaufen kann. 55,4kg. BMI 20,3. Gar nicht so schlecht. Es fehlt nicht mehr viel zum Untergewicht. Mein wichtigstes Ziel sind 45kg. Wenn ich die erstmal erreicht habe, wird sich zeigen, ob ich dort bleiben kann oder lieber eine 3 am Anfang meines Gewichts stehen haben möchte.
Anfangs hat mich der Gedanke, mit meiner Familie (oder wie sich das in unserem Fall auch immer nennt: Mama, Nora, Mamas Freund , Tochter von Mamas Freund in unserem Alter) für 3 Wochen in die Türkei zu fahren, sehr gestresst. Ständig sozialen Situationen ausgesetzt sein, Bikini tragen, keine Waage, keine Kalorien zählen können... eine absolute Horrorsituation für die Stimme in meinem Kopf. Aber hier ist es einfacher als gedacht. Natürlich schaue ich mich in jedem Hotelzimmer, das wir betreten, nach einer Waage um, die Kalorien überschlage ich grob im Kopf, Bikini tragen ist nicht so schlimm, wenn der Bauch flach bleibt. Und dafür sorge ich!
Für die sozialen Ess-Situationen habe ich auch schon Auswege gefunden. Ich gebe mich für bauchschmerziger aus als ich bin, damit ich nicht wie die normalen Menschen ein normales Frühstück kriege. Die Frühstücksteller sind hier ohnehin nicht so der Hammer. Ich weiß gar nicht, wer sich für diese Hotels entschieden hat... Ich esse immer nur die Gurkenscheiben und die Minitomaten vom Teller runter, vielleicht eine Ecke vom Käse, zwinge ein Stück Börek in mich hinein für das "Ich-esse-doch-etwas-Alibi", trinke den ungesüßten Tee, schneide das Ei in viel zu viele Stücke, probiere ein bisschen vom Eiweiß, beschwere mich bei meiner Familie, dass es eh viel zu hart gekocht und somit mehlig ist und lasse den Rest liegen. Dafür lohnen sich die Kalorien wirklich nicht.
Im Gegenzug esse ich dafür alle 3-4 Tage als Nachmittagssnack, ein Stiel-Eis mit verhältnismäßig wirklich vielen Kalorien. Meine Mutter und ihr Freund werden langsam misstrauisch, sie sagen ich soll zum Frühstück etwas nahrhafteres essen, als nur ein bisschen Wassermelone und Pfirsich, zu denen ich in den letzten Tagen umgestiegen bin, seit wir das Hotel gewechselt haben. Ich bleibe immer extra lange im Bett liegen und stelle meine Stimmung bewusst gereizt auf Morgenmuffel, sodass es keinen Sinn für die anderen macht, auf mich zu warten. Ich soll einfach nachkommen und den Schlüssel nicht vergessen sagen sie. Dann genieße ich die paar Minuten für mich alleine, stelle den Morgenmuffel langsam wieder aus, esse etwas von dem Obst und komme erst zu einer Uhrzeit zum Frühstück, zu der das Buffet mit Sicherheit schon abgeräumt ist. Dann beruhige ich aber alle, dass ich schon im Zimmer ganz viel von dem Obst gegessen habe, oh Wassermelone macht ja soo satt, mein Bauch tut schon richtig weh, und trinke nur noch eine Cola Zero oder ungesüßten Tee.
Während der ersten Woche kam ich damit gut durch, niemand hat auf mich geachtet, ich konnte machen was ich wollte, alles um uns herum war noch so ungewohnt und aufregend. Aber als mein Bauch auf einmal so flach wurde, dass er im Sitzen fast keine Falten mehr warf, kam wieder Misstrauen auf. Daher also das Extra-Alibi-Stiel-Eis. Manchmal stehe ich sogar ganz enthusiastisch vom Strand auf und rufe fröhlich in die Runde: ,,So, also ich hab Bock auf ein Eis! Wer noch?" Und wenn gerade jeder dabei ist sich ein Eis an der Truhe auszusuchen, schwärme ich meiner Schwester von diesem ultra-leckeren Oreo-Eis vor und nehme mir selber selbstbewusst eins aus der Truhe. Es soll ihnen zeigen, dass ich gesund bin, dass ich sogar Süßigkeiten mit hohen Kalorien zu mir nehmen kann, ohne mir darüber Gedanken zu machen, wie ein ganz gesunder Mensch.
Gedanken.
Gedanken.
Gedanken machen.
Diese Gedanken.
Wie schaffen sie es alle, sich keine Gedanken zu machen?
Hallo liebe Leute, falls mir auch nur eine einzige Person in dieser Geschichte folgt :D I'm back und bin jetzt definitiv öfter am schreiben. Wie in der Beschreibung gesagt, basiert hier inzwischen alles was ich schreibe auf meinem Leben und meine Essstörungen nehmen eigentlich den größten Teil meines Lebens ein, weshalb ich natürlich durchgehend neues Material zum schreiben hab. Ich sehe das hier eher als ein Tagebuch als eine Geschichte. Eine Geschichte ist fiktiv, das hier ist die Wahrheit meiner Gedanken, die jeden Tag durch meinen Kopf fließen. Freue mich, wenn es auch nur einer Person gefällt was mein Kopf hier auskotzt.
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I want to see my bones • TW
RandomSCHREIBE NOCH WEITER (Stand: 12.02.2024) Ana told me I am fat, so I had to lose that fucking weight. •trigger warning🦋🕸 [basiert so halb auf meinem Leben, ständiger Wechsel zwischen Fressattacken (BED) und Anorexia Nervosa] UPDATE: basiert ab Juli...