- Kapitel 17. -

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- Kapitel 17. - 

Ich wusste nicht, wie lange ich schon lange wach in meinem Bett lag und nachdachte. Es war mittlerweile elf Uhr morgens. An einem Samstag und normalerweise schlief ich um diese Uhrzeit noch, wenn ich am Tag vorher feiern war. Doch mir schwirrten zu viele Gedanken in meinem Kopf herum. Nicht einmal meine höllischen Kopfschmerzen machten mir im Moment etwas aus. Wenn ich ehrlich war, konnte ich immer noch nicht glauben, dass ich James gestern die ganze Wahrheit gesagt hatte und, dass er mir sofort geglaubt hatte. Es war komisch, doch ich fühlte mich bedrückt. War es vielleicht die Angst, dass er es irgendwann heraus posaunte? Ich musste ihm einfach vertrauen.

Mein Handy klingelte und ich seufzte. Ich nahm es schnell in die Hand und schaute nach. Karolina. Da ich mit ihr nicht reden wollte, legte ich das Handy einfach beiseite und ging duschen. Unter der Dusche gingen mir die verschiedensten Sachen durch den Kopf. Vor allem, aber der gestrige Abend. Erst hatte ich Sex mit einem fremden Kerl und danach war ich so emotional wie schon lange nicht mehr, dann hatte ich James mein Geheimnis verraten und danach bin ich an seiner Schulter eingeschlafen. Ich hatte nicht einmal mitbekommen, dass ich in meinem Bett angekommen war. 


„Nathalia?“

„Was ist“, schrie ich und stellte die Dusche aus. Genervt wartete ich auf eine Antwort.

„Karolina ist da. Beeile dich bitte“, sagte sie etwas lauter. Doch die Tür dämpfte es ein wenig.

„Okay“, erwiderte ich und stellte die Dusche wieder an, spülte meine Haare aus und wickelte mich dann in mein Handtuch. Ich trat aus der Dusche und trocknete mich ab. Dabei fragte ich mich, warum Karolina so früh bei mir war. Ob es wegen dem Anruf war, weil ich nicht dran gegangen war? Ich wusste es nicht, aber wahrscheinlich erfuhr ich es gleich. Dann trocknete ich mich ab und zog mir schnell meine Klamotten an. Meine Haare ließ ich ihm Handtuch eingewickelt und ging dann aus dem Badezimmer. Ich vermutete das meine Mum, Karolina in mein Zimmer geschickt hatte. Schnell betrat ich das Zimmer und sah eine grinsende Karolina.

„Warum bist du nicht ans Handy gegangen“, fragte sie mich. Sie überfuhr mich förmlich mit ihrer Frage. Planlos schaute ich mich in der Gegend um.

„Ich habe es nicht mitbekommen“, log ich, denn mir viel nichts besseres ein. Sie nickte.

„Okay, ich muss dir was erzählen.“ Sie grinste mich immer noch an.


„Was denn?“

„Ich habe Evan heute getroffen“, fing sie an.

„Ja und?“

„Er hat mich gefragt, wie du ihn so findest und ob ich dich überreden könnte mit ihm auszugehen. Dazu hat er mir seine Nummer gegeben, damit ich sie dir geben kann.“ Sie grinste mich an und wirkte total stolz, doch ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. 

„Und was hast du gesagt“, wollte ich von ihr wissen, denn das interessierte mich jetzt wirklich. Sie holte Luft und richtete ihre Haare.

„Ich habe ihm gesagt, dass du ihn sehr magst und ich nicht wirklich viel Überredungskunst brauchen werden, damit du mit ihm ausgehst. Ach so, hier seine Nummer.“ Karolina überreichte mir einen Zettel. Ich schaute sie geschockt an. Dass hatte sie jetzt nicht wirklich gemacht.

„Aber das ist gelogen“, kreischte ich schon fast. Karolina riss die Augen auf. Wahrscheinlich war sie geschockt, dass ich auf einmal so aufgebracht war.

„Nat.“


„Nein Karolina. Wieso“, schrie ich. Ich war wirklich aufgebracht. 

„Ich dachte, dass ich dir damit einen gefallen tue. Bitte triff dich mit ihm. Er ist wirklich nett und er mag dich“, bettelte sie.

„Karolina“, warnte ich sie.

„Nein, Nat. Du hörst mir jetzt mal zu“, zischte sie und ich riss die Augen auf. Was war das denn jetzt?

* * * * * * * *

Genervt setzte ich mich, im Wohnzimmer, aufs Sofa und schaltete durch die Programme. Karolina war vor einer halben Stunde gegangen und wie soll ich sagen, sie redete so lange auf mich ein, bis ich mit Evan ausging und ihm geschrieben hatte. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass ich das wirklich tat, aber ich war ja selbst Schuld. Mein Handy klingelte. Eigentlich wollte ich nicht rauf schauen, denn ich hatte keine Lust zu lesen, was Evan geschrieben hatte. Aber ich gab nach und nahm es in die Hand. Als ich sah wer mir geschrieben hatte, änderte sich meine Stimmung allerdings, denn es war nicht Evan sondern James. Der Einzige, der über mich Bescheid wusste.


Kann ich vorbei kommen? - James

Klar. - Nat.


Bin in zehn Minuten da. Bis gleich. - James

Ich legte mein Handy wieder weg und schaltete den Fernseher wieder aus, dann ging ich Tee machen, denn weder James noch ich tranken Kaffee. Kurze Zeit später klingelte es dann an der Tür. Ich öffnete sie und begrüßte ihn. Er trat grinsend in den Flur, zog sich die Schuhe aus. 

„Du siehst gestresst aus“, sagte er und grinste mich grinsend an. Ich verdrehte nur die Augen.

„Das bin ich auch“, zischte ich und übergab ihm den Tee. Er bedankte sich. Wir gingen in mein Zimmer und setzten uns auf mein Bett.

„So, was ist denn los?“ Er schaute mich besorgt an. Deshalb begann ich ihm alles zu erzählen, was sich heute so ereignet hatte. James war geschockt und konnte mich zum Teil verstehen, aber er sagte auch, dass er Karolina verstehen konnte und ich auf jedenfall zu diesem Treffen, heute Abend, gehen sollte. Ich zuckte mit den Schultern, denn ich wusste, dass ich ihnen nicht mehr widersprechen konnte.

Die Zeit zog sich und wir wusste nicht was wir machen sollte, er hatte mir versprochen, mir später beim fertig machen zu helfen. Doch jetzt wollte er erst einmal ein paar Bilder sehen. Bilder aus meiner Vergangenheit. Da ich wusste, dass ich es ihm versprochen hatte, holte ich den Karton, aus der hintersten Ecke meines Schrankes und stellte diesen vor uns. Bevor ich den Deckel abnahm und ihm ins Gesicht sah, holte ich noch einmal tief Luft. 

Anything but a last wish #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt