Verhaftungen

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"Ja? Was wollen sie wieder?", fragte der Wirt. "Ich muss meinen Freund sehen. Es ist dringend." Ich sah Verstehen in seinen Augen. Er wieß mich an ihm zu folgen, was ich auch tat. Ich wurde von ihm in einen Kellerraum gebracht, wo er auf eine Falltür zeigte. "Ein Scheissweg, ist aber der schnellste in die tote Ratte. Und: Suchen sie sich einen andern Weg raus, in Ordnung? Ich will hier nicht saubermachen müssen." Ich nickte nur und er öffnete die Falltür.

Laternen beschienen den Kanalisationsschacht. Die Technikusse des Königreichs haben die Kanalisation bereits entworfen. Müll, Scheisse, was das Herz, begehrt finden sich hier. Ausserdem der wohl schnellste Weg zur Diebesgilde. Früher waren sie eine Widerstandsgruppierung gegen das Imperium und hat auch gegen den letzten Kaiser Diebstähle und andere Kriminalitäten durchgeführt. Der Kreis des siebten Mondes hat ihnen aber nie vertraut, deswegen wurden sie auch nicht in die Pläne des Putsches eingeweiht. Sie auszurotten war aber unmöglich, da hätte man genauso gut versuchen können Ratten auszuräuchern. Egal wie viele man tötet, sie kommen immer wieder.

Ich hörre Gelächter als ich durch die schäbige Tür die tote Ratte betrat. Da ich keine Ahnung hatte auf wen ich achten soll ging ich zum Wirt. Bevor ich aber bei ihm ankam, nahm eine Frau meinen Arm und führte mich weg.

"Sie haben also auch gemerkt, dass die Zeit drängt, wie?" Wir sassen auf einem Stuhl in der Ecke der toten Ratte. Sie war in einem großen Kanal eingerichtet, mit Tischen, Stühlen, einer Theke mit einem erstaunlich gebildet aussehenden Mann. "Ja. Der Putsch kann in jeder Glocke stattfinden, wenn wir die Hintermänner nicht kriegen. Ich habe aber bereits Vermutungen", erwiderte ich. Der Schnaps, den ich vor mir stehen hatte, schmeckte besser, als das Gesöff in der Armee. "Genau wie wir. Wir haben bereits Beweise gegen einige Hintermänner. Offiziere,  Politiker, sogar ein Richter ist dabei. Einige Briefe habe ich bereits dabei. Wir haben aber Bedingungen." Auch das noch. Wohl oder übel musste ich auf die Bedingungen eingehen oder sie runterhandeln. "Erstens wollen wir, dass die Verfolgung der Diebesgilde offiziell eingestellt wird. Im Gegenzug werden wir aufhören, das Diebesgut einzubehalten, sondern es den Armen geben." Eine sehr gerechte Bedingung. "Dann wollen wir, dass wir aus diesem, tschuldigung, Scheisshaus rauskönnen und uns ein richtiges Gildenhaus zulegen können und man darf offiziell Mitglied der Gilde sein." Unmöglich. Da könnte das Reich genauso gut sagen, dass es organisierte Krminalität unterstützt. Deshalb habe ich diese Bedingungen abgelehnt.

"Nun gut. Die wichtigste Bedingung haben sie akzeptiert. Ich habe die Beweise dabei." Sie atmete kurz durch. "Einige Dinge, die der ein oder andere tat, sind selbst mir zu viel. Einer betreibt ein Sternverdammtes Kinderbordell." Ich stand auf, ging zum Wirt und fragte nach nem Eimer und zweiten Schnaps. Der Eimer kam sogleich in Benutzung.

"Danke für die Beweise." sagte ich, als ich das Schnapsglas in einem Schluck austrank und verließ die tote Ratte.

Ich kam in einem kleinen Keller wiederraus. Der Wirt der Fünf Speere hatte nicht übertrieben. Ich stank wie ein Schwein, allerdings hatte ich keine Zeit, mich darum zu kümmern. Die Zeit war knapp, der Putsch stand vor der Tür und die Garde musste ein Kinderbordell ausheben.

Tarina half mir in die Rüstung und ich half ihr mit der ihren. Eine Lederrüstung mit Stahlplatten auf Brust, Beinen und Armen und ein Stahlhelm. Sie liess einige Gardisten antreten. Ihr Vater hat zwei Inquisitoren entsandt um uns zu unterstützen. Strafverfolgung war normalerweise nicht das gebiet der Garde, aber dies ist was anderes. Das sind Revolutionäre, die den Kaiser stürzen wollten, somit war das auch das Gebiet der Garde.

"Jungs, Mädels. Heute wurden uns von der Diebesgilde wasserdichte Beweise gegen einige Politiker und Offiziere vorgelegt. Normalerweise ist das nicht unser Aufgabenbereich, aber ein jeder von ihnen ist ein Putschist und somit ist auch die Garde in diesem Fall für die Strafverfolgung verantwortlich." Ich hielt die Beweise hoch. "In dieser Tasche sind genug Beweise um die Angeklagten in die tiefsten Tiefen der Halle der Schande zu bringen. Das erste Ziel ist ein Jurist in der Mittelstadt."

Als wir sein Grundstück stürmten hatte er nichtmal die Eier zu kämpfen. Als er die Beweise sah fiel er auf die Knie und bettelte um Gnade. Die Schwarzgerüsteten Inquisitoren haben ihm ein Tuch ins Maul gestopft und weggeführt. Mit Tarina neben mir ging ich rein. Der Anwalt lebte alleine, keine Familie. Allerdings kamen und gingen sehr oft Leute ins Haus, meistens Männer, seltener auch Frauen. Im Keller allerdings fanden wir das widerlichste vor, was ich je gesehen habe.

Hier war das Kinderbordell. Zangen, glühende Stangen und Daumenschrauben hingen an der Wand, Vorhänge trennten den Keller. Hinter einem hörte ich noch einen alten Mann. "Die Orgie ist vorbei. Alle im Raum, die sich an diesen Kindern vergriffen haben, werden verhaftet. Möge der Stern Gnade mit ihnen haben, denn ich werde sie nicht haben. Wenn meine Befehle nicht lauten würden, sie lebend hier rauszubringen, wären sie bereits alle tot." Sie stellten sich in Reih und Glied auf. Insgesamt fünf. Drei Männer und, zu meiner Überraschung, auch zwei Frauen. Hinter einem Vorhang waren sieben Kinder, drei Mädchen, vier Jungen. Im Alter von, geschätzt, vier bis 15 Wintern. Ich wieß ein paar Soldaten an, sie zum Palast zu bringen. Sie sollten eine Nacht im Palast schlafen und dann ins Waisenhaus gebracht werden. Wenn ihre Eltern sie hier her geschickt haben, werden sie aus den Familien genommen.

Die Verhafteten stellten sich als unkooperativ heraus. Weder ihre Personalien noch irgendetwas anderes konnten von den meisten aufgenommen werden, dabei waren die Beweise mehr als erdrückend. Einzig der Anwalt wollte reden, aber nicht aus Reue, sondern aus Angst. Unzucht wird im Reich mit dem Tode bestraft, er hofft wahrscheinlich auf etwas wie Haft, diese Hoffnung werde ich ihm aber nicht erfüllen.

Am nächsten Tag waren alle verhaftet, gegen die die Diebesgilde Beweise vorgebracht hat. Der kaiser war zornig, dass ich ohne seine Kenntniss mit der Diebesgilde in Verhandlungen getreten bin, aber er sah ein, dass wir sonst auf der Stelle stehen würden. Er verlieh mir einen Orden, den Kravlis Orden, benannt nach dem ersten Inquisitor, für Herausragende Strafverfolgung.

Der Anwalt hat über alles gesungen. Über seine Verbindungen zum Umsturz, über das Kinderbordell, alles. Er holte Kinder aus armen Familien in der Unterstadt, mit dem Vorwand ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen und verhurte sie dann an reiche Säcke, Klienten, alle. Mit dem Geld, das er über das Bordell einnahm, unterstützte er den Putsch finanziell, das Geld von einem Mann mit Maske abgeholt. Er gab uns Informationen zu anderen Umstürzlern. Im ganzen Reich gab es Verhaftungen, Politiker, Militärs, Adlige, alle. Auch die Adelshäuser, die ich bereits in Verdacht hatte.

"Hauptmann, der Kaiser erwartet sie in seinem Arbeitszimmer. Er sagt es sei dringend." Ich saß an meinem Schreibtisch, in Protokollen der Befragungen vertieft, als der Soldat reinkam und mir Bescheid sagte. Der Tonfall sagte eher: Gehen sie oder wir sind beide nen Kopf kürzer. Ich wollte den kaiser nicht warten lassen.

Der GardistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt