Der Erste Tag

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Der nächste Morgen besteht daraus, die Söldner aus ihren Betten zu werfen und zu warten, bis sie angezogen und gerüstet sind. Einer trägt Kettenhemd, einen Holzschild und einen Streitkolben, der andere eine Rüstung aus gehärtetem Leder, ein Kurzschwert und eine Armbrust. Alleine schon die Ausrüstung sagt mir, dass das richtige Söldner und keine Banditeninfiltratoren sind.
Nachdem der alte Herr, dessen Namen ich nicht weiß und auch nicht brauche, sie gescholten hat, geht es mir einer Glocke Verspätung los.
Später konnte ich einen Blick unter die Wagenplane erhaschen. Es waren keine Tücher, aber Waffen. Ich beschloss niemanden darauf anzusprechen, dafür mustere ich aber den Mann. Kurze Graue Haare, stechende Blaue Augen, Hakennase, die  eher an einen Adlerschnabel, als an eine Nase erinnerte, ein schmaler Mund und ein Grauer Bart. Ob das Mädchen neben ihm wirklich seine Tochter ist, bezweifle ich. Sie hat volle Lippen, eine Kleine Stupsnase, Sommersprossen und warme braune Augen. Umrandet wird ihr Gesicht von einer braunen Haarpracht. Aber ihre Kleidung sagt: Leg dich nicht mit mir an. Sie trägt eine Lederrüstung mit mehr Messern und Wurfpfeilen, als die gesamte sechste Legion besitzt. Ihr "Vater" trug ein edles Wams mit vorher Angesprochenem Nachtkatzenfell und einen Dolch am Gürtel. Ich und die Söldner, vielleicht noch das Mädchen wenn es drauf ankommt. Gegen ein paar Straßenräuber könnten wir uns verteidigen, aber gegen eine organisierte Banditentruppe hätten wir keine Chance.
"Hey, wer bist du? Bist du Soldat?", fragte mich der Schütze.
"Leutnant Dranis, sechste Legion. Und sie, Schütze?", antwortete ich.
"Einer von Elrinas Leuten, wie? Exmajor Marusch, ein ehemaliger Gardist von Kaiser Tharelis dem ersten. Nach seinem Tod wurde die Garde aufgelöst und nach den Wünschen seines Sohnes neu besetzt. Wie alles unter Tharelis 2 ungerecht. Mein Bruder Akrisch war auch in der Garde, aber auch nur Leutnant.", entgegnete er.
Das überraschte mich. Ich war als Kind selbst Teil der Diener schaft. Meine Mutter starb kurz nach meiner Geburt am Bettfieber und mein Vater war Höfling am Hof des Kaisers. Bis ich vier war, habe ich die Köche genervt, dann habe ich in der Küche geholfen bis ich acht Winter alt war. Aufgrund meines Alters bin ich dem Kaiser aufgefallen und er hat mich zum Diener seines Enkels ernannt. Bis zum Tod der Majestät Verband mich eine Tiefe Freundschaft mit Tharelis dem dritten. Dann wurde ich, zusammen mit dem restlichen Hofstaat und der Garde Fristlos entlassen. Er hat nur Männer eingestellt, die mit seinem Rassistischen und Sexistischen Weltbild übereinstimmten. Er war ein schlechter Herrscher. Als sein Sohn 15 Winter alt war, wurde er von einer militärischen Opposition gestürzt, im Kerker exekutiert und durch seinen Sohn ersetzt. Seitdem hat der neue Kaiser mir nicht mehr geschrieben. Er hatte wohl zu viel zu tun. Ich mache ihm keine Vorwürfe.
"Warum haben sie zwei keinen Zivilen Beruf ausgeübt?", wunderte ich mich.
"Krieg war das einzige, was wir lernten und als Exgardist durfte man nicht den Legionen beitreten, unsere Schwerter zu verleihen, war das einzige, was wir tun konnten. Was führt sie in die Kaiserliche Stadt?"
Sollte ich die Wahrheit sagen oder nicht? Konnte ich ihm vertrauen oder sollte ich auf Nummer sicher gehen? Ich entschied mich für letzteres.
"Mein Vater ist Fischer, ich wollte ihn in meinem Fronturlaub besuchen.", log ich. Es stimmte sogar, mein Vater war Fischer, nachdem Tharelis 2 Hofstaat und Garde auflöste. Ich habe meinen Fronturlaub oft genutzt, um ihn zu besuchen. Allerdings starb er vor einigen Wintern. Er war schon alt, als ich auf die Welt kam. Wir reiten schweigend weiter.

"Die Sonne geht unter. Wir schlagen hier das Lager auf.", krächzt der "Händler" irgendwann.

Der GardistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt