1. Kapitel

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Ich fuhr gerade mit Fabi auf unseren Fahrrädern in meine Einfahrt, da es schon dunkel wurde und Fabi mich wie jeden Tag nachhause begleitete. Ich stieg von meinem Fahrrad ab und umarmte Fabi, bevor ich mich dann umdrehte und zur Haustür ging. "Hey Judy", rief Fabi plötzlich und ich drehte mich zu ihm um. "Du warst heute echt gut bei unserem Training vorhin. Ich hab gesehen, wie du am Rand mit deinem Ball gespielt hast", fügte er hinzu und kratzte sich nervös am Nacken. Ich fing an zu lächeln, als ich mit: „Danke Fabi, aber die anderen sehen sowas nicht und bis dahin werde ich weiter alleine trainieren", antwortete und die Haustür öffnete. „Ich werde mit dir trainieren", gab er zurück und ich blieb an der Haustür stehen. "Danke Fabi, aber ich will nicht das du noch Probleme mit den anderen bekommst, gute Nacht", verabschiedete ich mich und schloss die Tür hinter mir. Danach sank ich gegen sie zu Boden und versteckte mein Gesicht in meinen Händen. Warum konnten sie mich nicht mitspielen lassen? Vanessa durfte doch auch.

Vanessa ist ein Mädchen mit dem ich mich relativ gut verstehe. Sie darf im Gegensatz zu mir bei ihnen mitspielen, weil Leon sie nicht als Mädchen sieht, mich aber schon. Nach einer Weile stützte ich mich wieder auf und ging in die Küche, wo wie immer der Zettel von meinem Vater an dem Kühlschrank hing. Da mein Vater und ich alleine leben und er einen eigenen Fleischer Laden besitzt ist er Abends nicht da, weil er das Fleisch für den nächsten Tag vorbereiten muss. Dafür lässt er mir aber immer Essen im Kühlschrank liegen, welches ich mir nur noch selber aufwärmen muss. Heute waren es Nudeln mit Tomatensoße, die ich sofort in die Mikrowelle stellte und aufwärmte. Während das Essen aufgewärmt wurde sprang ich über die Lehne des Sofas und ließ mich anschließend auf dem Sofa nieder, während ich den Fernseher anschaltete. Nach einer Weile hörte ich das Piepen, der Mikrowelle und holte schnell mein Essen raus, als ich es an der Haustür klingeln, hörte. Ich blieb stehen und überlegte wer es sein könnte.

Mein Vater war es auf keinen Fall, da er immer noch bei seinem Fleischer Laden sein müsste und Fabi ist schon längst Zuhause. Nach langen überlegen ging ich langsam mit Tippel Schritten zur Haustür und öffnete sie einen kleinen Spalt, als ich die feurigen, orangenen Haar von Marlon sah. Marlon ist Leons Bruder und ich hab schon eine Weile das Gefühl das ich ihn mehr mag, als nur Freunde. Marlon und Fabi sind die einzigen mit den ich mich bei den Wilden Kerlen richtig verstehe. „Entschuldigung für die Störung", sagte er, als ich die komplette Tür öffnete und rot anlief. "Eh- kei- kein Problem", stotterte ich und bereute sofort überhaupt was gesagt zu haben. Marlon fing an zu Grinsen, als er mir etwas hin hielt. Ich schaute in seine Hand, als ich meine Kette sah, die ich sonst immer um meinen Hals trug. "Du hattest sie heute auf dem Teufelstopf verloren gehabt und ich wollte sie dir vorbei bringen, da ich nicht weiß, ob sie dir vielleicht wichtig ist", sagte er und drückte sie mir in die Hand. Bei der Berührung seiner Hände und meiner begann mein Herz sofort an schneller zu schlagen.

„Eh Danke, Tschüss!", rief ich ihm noch schnell zu bevor ich die Tür zu donnerte und gegen sie zu Boden sank. Ich stellte den Teller mit den Nudeln in Tomatensoße neben mir auf den Boden und schaute mir die Kette an, während ich ein paar Minuten später hörte, wie Marlon mit seinem Fahrrad weg fuhr. Warum verhalte ich mich immer so idiotisch gegenüber ihm? Ich habs vermasselt, dachte ich als ich mir die Kette wieder umband. Die Kette hatte ich mal zum Geburtstag von meinem Vater geschenkt bekommen und seitdem war sie so etwas wie ein Glücksbringer für mich gewesen. Nach einer Weile aß ich das schon fast wieder kalte Essen auf und rannte die Treppen nach oben um mich bettfertig zu machen. Zuerst ging ich in das Badezimmer, welches gleich gegenüber von meinem Schlafzimmer ist und fing zuerst einmal an den Zopfgummi aus meinem hellbraunen glatten Haaren raus zu fuchteln. Danach wusch ich mir mein Gesicht und schaute in den Spiegel. Ich fing an zu lächeln, als meine Zahnspange aufblitzte.

Anders als andere Leute mochte ich meine Zahnspange. Ich hatte sie bereits seit einem Jahr und würde sie noch weitere zwei Jahre tragen müssen. Dann schaute ich meinem Spiegelbild in die Augen. Mein Vater erzählt mir immer wie ich die Augen meiner Mutter habe, dunkelbraune Reh Augen, nennt er sie. Ich sprach nicht gerne über meine Mutter, weshalb ich das jetzt auch nicht tun werde. Ich drehte mich um und ging aus dem Badezimmer raus, zu meinem Schlafzimmer. Mein Zimmer ist komplett pink gestrichen, obwohl es noch nicht mal meine Lieblings Farbe ist, aber mein Vater hatte es für mich gestrichen gehabt, als ich 4 Jahre alt war und noch Einhörner und Prinzessinnen mochte. Jetzt war ich eher verrückt nach Fußball und endlich mal in einer richtigen Mannschaft spielen zu dürfen, wie z.B die Wilden Kerle, doch sie ließen mir ja keine Chance es ihnen zu beweisen, wie gut ich eigentlich spielen kann.

Doch Fabi glaubt an mich. Er glaubt daran das irgendwann seine Freunde sehen werden, wie gut ich bin. Er nennt mich immer: „Judy, das Ass" und ich mochte die Vorstellung einen eigenen Titel zu besitzen, wie all die anderen Wilden Kerle. Fabi, der schnellste Rechtsaußen der Welt ist mein bester Freund, seitdem ich denken kann. Wir haben uns seit wir 2 Jahre alt waren fast jeden Tag gesehen, gehen in die gleiche Klasse und spielen zusammen Fußball. Mein Blick wanderte zu dem pechschwarzen Fußball, der auf dem Regal über meinem Bett lag, den hatte Fabi mir zu meinem letzten Geburtstag geschenkt und ich hatte mich sehr darüber gefreut gehabt, da es genau so ein Fußball war mit dem Fabi und seine Freunde immer trainierten. Ich ging zu meinem Schrank und zog mir meinem Schlafanzug an. Danach ging ich zu meinem Bett und kuschelte mich in die knall pinke Decke ein und schaute den Mond an, den ich durch mein Fenster, vom Bett aus beobachten, konnte. Beim Anblick von ihm schlief ich nach einer Weile ein.

starry eyes 𖧷 marlon dwk ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt